Kapitel 16: Der unbekannte Schatten

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Dieses Gefühl hatte mich sofort nach dem Aufwachen wieder gepackt. Schmerzlich zuckte es durch meinen Körper, wie schon so oft. Dieses an manchen Tagen kaum auszuhaltende Gefühl des Vermissens.

Ein Morgen ohne Kayla. Wieder ein neuer Tag an dem ich nicht neben ihr aufwachen konnte.

Vor knapp sieben Wochen hatte ich sie das letzte Mal gesehen. Am Flughafen von New York hatten wir uns verabschiedet, für sie war es zurück nach Stockholm gegangen, für mich weiter auf meinem Tourplan.

Amsterdam und Paris waren nur einige der Städte die wir schon bereist hatten und heute war ich in einem Hotelbett in Frankfurt wachgeworden. Noch gestern hatte ich mich in Madrid befunden und es erschien mir als wäre ich auf einmal wieder in einer ganz anderen Zeitlinie gelandet.

Ein Geräusch ließ mich in meinen Gedanken innehalten. Ich hörte jemanden den Schlüssel ins Türschloss stecken und kurz darauf wurde die Tür geöffnet. Ich unterdrückte ein ärgerliches Aufstöhnen. Manchmal hasste ich es, dass Ash sich jedes Mal für mein Zimmer einen zweiten Schlüssel geben ließ und dann besonders morgens manchmal unangemeldet reinplatzte. „Es ist nur zu deinem Besten.“, meinte er dann immer wenn ich mich darüber aufregte. Besonders nach einem Erlebnis ging mir diese Sache mit dem zweiten Schlüssel noch mehr gegen den Strich als ohnehin schon. Meine Crew hatte nach einem Konzert einen meiner Fans unten im Hotel getroffen und die Idee gehabt ihn mir vorzustellen. Allerdings auf eine andere Art und Weise als ich es gewohnt war. Als ich am nächsten Morgen aufwachte lag da dieser Mann neben mir, friedlich schlafend. Er war wach geworden nachdem ich ihn einige Sekunden einfach nur geschockt angestarrt hatte und hatte mich lachend aufgeklärt. Ash und Derek hatten ihm am Abend geholfen in mein Zimmer zu kommen wo er sich jetzt immer noch aufhielt. Zum Abschied meinte er noch, dass er dieses Erlebnis nie vergessen würde. Oh ja, und ich erst recht nicht. Ich wusste nicht auf wen ich anschließend wütender war. Ash und Derek hatten in meinen Augen die meiste Mitschuld und ich wurde noch wütender als Derek mir ein Video zeigte, dass Ash gemacht hatte, worin er dem Fan half in mein Zimmer zu kommen. In den folgenden Tagen erwartete ich immer jemand Fremden in meinem Bett vorzufinden und war froh wenn ich alleine dort aufwachte.

Gegen Kayla neben mir hätte ich allerdings jetzt nichts einzuwenden gehabt.

„Du hast auf mein Klopfen nicht reagiert. Da dachte ich, ich schau mal nach ob es dir gut geht.“, hörte ich eine Stimme. Ich hob den Kopf vom Kissen, erblickte wie erwartet Ash und ließ mich wieder zurücksinken.

„Mir geht’s super, danke der Nachfrage.“, murmelte ich und hatte im gleichen Moment beschlossen liegen zu bleiben. Vielleicht würde ich einfach die restliche Zeit durchschlafen bis wir zurück in Stockholm waren und ich Kayla und den Rest meiner Lieben wiedersah. Im Moment erschien mir der Gedanke sehr reizvoll.

„Sinnierst du wieder zu viel?“, fragte Ash und beugte sich über mich, „Oder vermisst du Kayla?“ Mein Schweigen war ihm wohl Antwort genug. Er schenkte mir einen aufmunternden Blick. „Noch eine Woche Tim. Dann hast du sie wieder. So lang ist das nicht mehr. Und jetzt steh auf, den ganzen Tag haben wir nicht Zeit. Und ich will den Veranstaltern nicht erzählen, dass du es lieber vorziehst zu schlafen als aufzutreten.“

„Das wäre schlecht, ja.“, murmelte ich. Das Konzert hatte ich für eine Weile tatsächlich vergessen.

Ash vergewisserte sich noch, dass ich wirklich aufstand bevor er mich wieder alleine ließ, mit der Bemerkung ich solle in fünfzehn Minuten unten sein zum Frühstück.

Ich trat ans Fenster und schaute für einen kurzen Moment nach draußen auf die Straße. Halb zehn am Morgen und auch Frankfurt pulsierte schon vor Leben. Autos, Fußgänger die über den Bürgersteig liefen. Kayla war schon längst bei der Arbeit, während ich noch nicht mal damit angefangen hatte. Der Gedanke, dass wir uns gerade jetzt im Moment in der gleichen Zeitzone befanden fühlte sich tröstlich an. Ich würde sie anrufen können ohne Angst zu haben sie zu wecken. Aber für ein Gespräch würde sie jetzt keine Zeit haben und ich hatte es streng genommen ja im Moment auch nicht.

I could be the one (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt