Kapitel 19: Tag der Arbeit

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Dieser Morgen war nicht wie andere. Der Moment des Aufstehens war vielleicht noch sehr gewöhnlich aber der Rest des heutigen Tages würde vollkommen anders ablaufen als ich es normalerweise gewöhnt war.

Beim Frühstück war ich leicht nervös und Kayla war das natürlich auch aufgefallen.

„Und wenn sie mich nicht mögen?“, fragte ich und schaute mit leicht gerunzelter Stirn zwischen meinem Kaffeebecher und dem Toast auf meinem Teller hin und her als würden diese Dinge mir die Antwort liefern. Kayla warf mir nur ein beruhigendes Lächeln zu und ich versuchte mich etwas zu entspannen. Sie war hier die einzige die die Ruhe weghatte.

„Es sind kleine Kinder Tim. Die nehmen dich an wie du bist, denk nur mal an Emma. Sie freut sich bestimmt dich wiederzusehen.“ Sie klang zuversichtlich. Kein Wunder, schließlich war das ja auch ihr Job. Anders als bei mir.

Erst langsam hatte ich mich mit der Idee anfreunden können Kayla einen Tag lang bei ihrer Arbeit zu begleiten. „Schließlich habe ich deine ja schon gesehen.“, hatte sie gemeint, „Jetzt lernst du meine kennen.“

 „Werde ich mit den Kindern umgehen können?“, war meine nächste Befürchtung. Denn bestand zwischen einem Mischpult und einem kleinen Kind nicht ein himmelweiter Unterschied?

„Wenn du nett zu ihnen bist, sind sie auch nett zu dir. So einfach ist das.“, antwortete Kayla bloß. Na gut, das war einleuchtend. Würde ich also heute die Herausforderung „Kinder betreuen und beschäftigen“ annehmen und so gut es ging versuchen zu  erfüllen.

Wir frühstücken zu ende und machten uns danach fertig. Ich wurde noch ein wenig nervöser als ich mit Kayla im Auto schließlich Richtung Kindergarten fuhr.

„Ist Matthew heute auch da?“ Noch eine Frage die ich unbedingt geklärt haben wollte. Denn ganz angefreundet mit dem Gedanken, dass er sich mit meiner Kayla so gut verstand hatte ich mich noch immer nicht.

„Ja er ist da und es wäre mir lieber du würdest ihn einfach ignorieren. Oder es versuchen. Bevor du ihm noch an die Gurgel springst vor lauter Eifersucht.“ Sie klang leicht ungehalten. Bei diesem Thema reagierte sie gerne über wenn ich es ansprach. Sie wollte nicht verstehen, dass man gegen Matthew etwas haben konnte, schließlich war er ein „netter Typ“ wie sie es ausgedrückt hatte. Ob ich eines Tages auch diese Einsicht teilen würde blieb fraglich, für mich blieb Matthew ein Jemand der mir Kayla in einem passenden Moment wegnehmen konnte wenn ich nicht aufpasste.

Aber ich wollte mich jetzt nicht mit ihr streiten. Das eine Mal nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus hatte mir gereicht und das war vor einer Woche gewesen. Seitdem hielt ich meine Versprechungen. Arbeitete nur bis um vier oder halb fünf und war meistens schon zuhause wenn Kayla von der Arbeit kam. In ihrem Gesicht sah ich stets ein Strahlen wenn sie mich erblickte sobald sie nach Hause kam. Sie genoss es jetzt so viel Zeit mit mir zu verbringen wie es uns beiden eben möglich war, bevor es für mich wieder losgehen würde.

Kayla hatte das Auto inzwischen eingeparkt und den Motor ausgeschaltet. Ich löste den Gurt um danach auszusteigen. Zusammen gingen wir auf den Eingang zu. Jetzt ging also offiziell mein Arbeitstag hier los. Die Gedanken was mich heute alles erwarten würde drängten sich für einige Zeit in den Hintergrund als wir den Kindergarten betraten und ich das Gewusel auf dem Flur erfasste. Mir bot sich  gerade das gleiche Bild wie an dem Tag als ich Kayla das erste Mal hier abgeholt hatte. Kinder und Eltern liefen umher und es wirkte wie ein riesiger Ameisenhaufen. Zwischen all diesen Leuten hörte man das ängstliche Weinen von einem Kind das sich an seine Mutter klammerte und sich weigerte sie loszulassen. Ein anderer Junge ließ sich gerade von einer Erzieherin dazu überreden seine Straßenschuhe gegen Hausschuhe zu tauschen. Zwei Kinder stritten sich um einen Platz zum Aufhängen ihrer Jacken. Es waren eine Menge neuer Eindrücke die da so ganz plötzlich auf mich einprasselten. Von meinem Job war das hier Welten entfernt. Mal sehen wie ich hier zurechtkommen würde.

I could be the one (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt