Kapitel 9: Vor der Reise

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„Jetzt heißt es nur noch warten.“ Oliver setzte sich wieder hin, während Isak sich auf dem Platz neben ihm weiter nach vorne beugte und die Angel betrachtete die er ins Wasser hielt. Er wartete jetzt nur noch auf einen Fisch. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit konnte das dauern.

Ich saß neben den beiden mit Kayla im Gras und versuchte diesen Moment einfach nur auszukosten. Bei uns allen hatte sich in dieser Woche ein ungutes Gefühl eingestellt.

Die Sonne schien und es war sogar noch recht warm. Es schien so als wollte man mir meine restlichen Tage in Schweden so angenehm wie möglich machen. Ich versuchte in dieser Zeit die Tatsache zu verdrängen, dass ein Monat wahnsinnig schnell rumgehen kann.

„Was guckt ihr so?“ Oliver warf mir und Kayla einen nachdenklichen Blick zu.

„Wir hängen nur unseren Gedanken nach.“, meinte Kayla und warf mir einen liebevollen Blick zu, „Wahrscheinlich denken wir sowieso beide grade das Selbe.“

„Scheint mir auch so.“, murmelte Oliver, bevor er wieder in Schweigen verfiel, um sich unseren Gedankengängen offenbar anzuschließen.

„Hey ich will auf keinen Fall, dass ihr jetzt nur rumsitzt und Trübsal blast.“, meinte ich, „Ich komm doch wieder.“

„Aber erstmal bist du weg.“, kam es von Kayla, „Und das morgen.“

Sie hatte ja Recht. Schon morgen würde ich das Flugzeug Richtung Japan besteigen und wieder eintauchen ins Tourleben. Die Zeit war quasi verflogen. Ich hatte sie damit verbracht an meinem Klassik meets House Projekt weiter zuarbeiten,   Kayla oft zu sehen und auch meine Freunde nicht zu vernachlässigen.

Mit meinen Freunden verstand sich Kayla gut, als ich sie ihnen das erste Mal vorgestellt hatte. Allerdings kam ich dafür mit ihren Freundinnen nicht zurecht. Zwei ihrer Freundinnen, Freja und Lilly, hatten mich nur überrascht angeschaut und dann leise in Richtung Kayla geflüstert: „Du hast uns nichts davon gesagt, dass es Avicii ist.“ Verstanden hatte ich es trotzdem. Kaylas andere Freundin Sara hatte nur leicht die Augen verdreht als die Beiden begannen mich mit Fragen auszuquetschen und ein genervtes „Leute, er ist auch nur ein Mensch und kein Gott.“ gemeint. Mit ihr konnte man sich wenigstens ansatzweise gut unterhalten.

„Vergesst doch bitte für eine Weile mal Japan und alles andere was damit zutun hat.“, sagte ich jetzt.

„Wäre wohl das Beste.“ Oliver und Kayla nickten beide.

„Ich hab was!“, brüllte Isak kurz darauf los und sprang von seinem Platz auf. Aufgeregt versuchte er die Angel aus dem Wasser zu ziehen und Oliver half ihm dabei. Als der Fisch allerdings quicklebendig in einem Eimer mit Wasser schwamm zeichnete sich deutliche Enttäuschung auf Isaks Gesicht ab. „Der…der ist doch viel zu klein.“, maulte er, „Und das soll mein erster selbst gefangener Fisch sein?“

„Man fängt klein an.“ Kayla hockte sich neben ihn und sah ihn mit einem Lächeln an, „In der Schule lernt ihr doch auch zuerst alle Buchstaben bevor ihr anfangt Texte zu schreiben.“ Es war eine Sache die ich an Kayla bewunderte. Sie konnte Menschen unheimlich gut wieder zum Lächeln bringen.

„Genau.“, stimmte Oliver ihr zu, „Oder denk an Tim. Sein erster Liveauftritt war vor knapp tausend Leuten. Heutzutage spielt er vor 100.000 Leuten. Aber der Weg dahin war nicht so leicht.“

„Nein, wirklich nicht.“ Ich erinnerte mich noch sehr deutlich an meinen ersten Auftritt in einem Club hier in Stockholm, mit damals erst 19 Jahren. Ich hatte mir im Vorfeld wegen jeder Kleinigkeit Sorgen gemacht: Das die Technik ausfiel, dass ich auf einmal vergaß wie man mit einem Mischpult umging oder das Schlimmste, dass es den Leuten nicht gefallen würde. All  diese Sorgen konnte ich anschließend glücklicherweise als unbegründet abharken.

I could be the one (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt