35. Schmerz

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P.o.v Curry

,,Du weißt aber schon, dass das nicht dein Fahrrad ist?!"
Ruckartig drehte ich mich um.
,,Erik?!"
schnell stieg ich vom Fahrrad und zog ihn in eine Umarmung.
,,Was wolltest du denn mit Tatjana's Fahrrad?"
Ohje, Pan's Fahrrad? Das habe ich mir aber schön eingebrockt.
,,Ähm....ich hab gesehen, wie ihr zum Becker gegangen seid....U...und da dachte ich mir....Pranke ich euch einfach Mal......its a praaaaank"
Ein kleines schmunzeln schlich sich schon in sein Gesicht, aber so richtig abkaufen tat er es mir nicht.
,,Hey Curryyyy"
,,Paaaan"
auch sie kam nun aus dem Laden, mit einer Tüte voller Brötchen und schloss mich freudig in eine Umarmung.
,,Wie geht es dir?"
Der Schweiß stieg mir ins Gesicht. Ich wollte sie gerade beklauen. Meine besten Freunde.
,,Naja....äh...ich habe ein paar Schwierigkeiten!"
,,Ui, der Klevianer hat Mal Schwierigkeiten?Wie kommt's?"
Sollte ich ihnen die Wahrheit erzählen?Oder doch wieder Lügen?
,,Also....ähm...ich brauche Geld! Viel Geld!"
,,Oh, Geld?! Wofür denn das?"
Jetzt wird es holprig
,,Für meine Freundin!"
Pan, welche sich leicht hinter Erik versteckte, runzelte leicht verwirrt die Stirn. Mit ihrem Mund formte sie so etwas wie:
Tobi?
Stimmt, sie wusste ja von der Sache. Es wunderte mich, dass sie Erik nicht schon etwas erzählt hatte.
Ich nickte einfach, was Erik wahrscheinlich als eine natürliche Geste annahm. Wenn sie dachte es wäre für Tobi, würde sie bestimmt eher weich werden.
Moment!
Was dachte ich denn da. Wie konnte ich so schrecklich zu meinen Freunden sein?! Wie konnte ich sie nur belügen?!
Pan grinste breit und Formte viele kleine Herzen mit ihrer Hand hinter Eriks Rücken.
,,Natürlich können wir dir Geld geben. Ich meine wenn es für deine Freundin ist, dann müssen wir doch helfen!"
sagte Pan, wobei sie das 'Freundin' besonders stark betonte.
,,Ja klar können wir machen. Ich meine, wir sind doch Freunde! Wie viel brauchst du denn?"
Jetzt kam das schlechte Gewissen hoch.
,,Ach vergesst es, ich werde schon an das Geld kommen. Ich will euch da nicht mit reinziehen."
Mit diesen Worten verschwand ich schnell wieder und ließ Pan und Erik mit ihren verdutzten Gesichtern zurück.
Wie konnte ich nur so schrecklich sein?!Erst versuchen das Fahrrad zu klauen und dann auch noch nach Geld betteln, ich war ein schrecklicher Mensch. Ich musste wohl oder übel da durch. Ich wollte nicht mehr klauen. Ich musste ihnen einfach gestehen dass ich kein Geld hatte, dann erzählen die es eben Ali und Tami. Wir brauchen keine Ali und keine Tami solange wir uns hatten. Oder.....
...was, wenn ich einfach vorher Schluss mache, ohne diesen Grund zu nennen?
Dann wäre sie verdammt traurig und ich hätte schlimme Schuldgefühle. Ich muss ihr die Wahrheit sagen. Aber das macht es auch nicht besser. Keine Lösung ist die richtige. Aber besser die Wahrheit, als tausende Lügen, oder? Mein Gehirn platzt gleich, wenn ich noch mehr darüber nachdenke. Ich sollte nach Hause gehen und mit Tami reden. Das tat ich auch. Auch wenn ich tierische Angst davor hatte, ich musste es ihr einfach sagen. Sie war zwar vorhin noch nicht da, aber mittlerweile sollte sie doch gekommen sein. Wo auch immer sie hingegangen war. Schon Gestern war sie weg. Mit zitternden Fingern schloss ich die Tür auf und betrat die Wohnung, wo Tami etwas erschöpft auf der Couch saß. Ihr Kopf war gesenkt. Sie sah ziemlich traurig aus.
,,Tami! Wo warst du?!"
Sie hob ihren Kopf und sah mich mit Tränenerfüllten Augen an.
,,Wo ich war?! Falsche Frage Kevin! Wo warst du?! Ich habe auf dich gewartet!"
So lange war ich doch auch nicht weg. Oder war heute etwa irgendein besonderer Tag. Der 10. 07. 2018. Das war doch ein normaler Tag.
,,Man Kevin! Guck nicht so als wüsstest du es nicht!"
Ohje. Jetzt kam es mir wieder in den Kopf. Der 10. 07. Unser Jubiläum. Wir hatten uns am 01.01.2016 kennengelernt. Wir beide liebten Feiern, weswegen wir unser Jubiläum jedes halbe Jahr feierten. Wir hatten uns richtig gefreut, dass wir uns diesen Tag eingeplant hatten. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen.
,,Was ist nur los mit dir Kevin! Wie konntest du das vergessen!!??Du benimmst dich merkwürdig. So abweisend. Und ich will gar nicht erst wissen wie diese Kratzer in dein Gesicht kommen. Bestimmt wirst du ein richtiger Schläger"
,,Tami...ich..."
,,...nein! Verdammt! Ich hab mich auf diesen Tag gefreut. Ich bin gestern extra schon an unseren Ort gefahren. Weißt du noch? Die Silvesterparty. Und ich hab alles aufgebaut. Ich wollte dir das Lied vorsingen, welches du so liebtest. Aber du bist nicht aufgetaucht. Alles umsonst. Und jetzt tauchst du auf und fragst wo ich war?! Was ist los, was ist in deinem Kopf, dass du mich vollkommen vergisst. Schon die ganzen Tage! Glaubst du ich bemerke das nicht?!"
,, i...Ich...."
Kurze Zeit war Stille, doch dann geschah etwas merkwürdiges. Ich traute mich.

,,Ich mach Schluss Tami!"

Ich hab es gesagt. Nach so langer Zeit, habe ich es endlich geschafft. Die Situation war so wie so nicht zu retten und dieser Satz wird es entgültig beenden.
Sie starrte mich an wie eine Leiche.
,, Das meinst du nicht ernst!"
,,Doch Tami. Das ist mein voller Ernst!"
Ich probierte meine Stimme klar und deutlich klingen zu lassen. Ich wollte es ihr ohne Zweifel sagen. Kurz und schmerzlos, doch ich würde von meinen Gefühlen überwältigt. Langsam floss auch bei mir die erste Träne. Ich wusste nicht was sie fühlte, doch selbst mir borte sich etwas starkes, schmerzvolles in den Magen, was mich kaum atmen ließ. Sie sagte nichts. Es schmerzte umso mehr, je stiller es war. Sie sollte mich anschreien. Sie sollte mir sagen, was für ein schrecklicher Mensch ich war. Wie sehr sie mich hasste, sie sollte.....

Ein brennender Schmerz fuhr durch meine linke Wange. Vermischte sich mit den inneren Schmerz. Ich hielt mir, die vor Schmerz pochende Wange und während ich hörte wie die Tür hinter mir zu schlug sank ich zu Boden.
Ich hatte es verdient.

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