140. Visionen (1/2)

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Visionen

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Gut gelaunt und äußerst befriedigt, kehrte Lucius in ihr neues Versteck in South Wales zurück. Wie er seinen Komplizen mitgeteilt hatte, war das kleine Landhaus nichts Besonderes. Es war nicht mehr als unteres Mittelmaß, nahm er sich seine gehobenen Standards. Die übrigen schienen jedoch zufrieden damit zu sein. Vermutlich, da es ihrem früher gelebten Stil gleich kam. Und nach Azkaban begnügte man sich auch mal mit Drittklassigem.

„Ach. Auch wieder da?", schnarrte Alecto, die für ihre Verhältnisse wieder vorzeigbar war, ebenso der Rest. Dennoch war und blieb sie in Lucius' Augen die so ziemlich unattraktivste Frau, die er je zu Gesicht bekommen hatte.

„Gewisse Geschäftspraktiken erfordern nun mal ihren Einsatz. Andernfalls wären wir jetzt nicht hier", deutete er auf den Salon. Alecto schnaubte nur, drehte sich um und ging. Lucius befriedigte es, dass er sich durch die Sache mit dem Unterschlupf wieder mehr Raum erspielt hatte.

Zwar waren die anderen weiterhin schlecht auf ihn zu sprechen, allerdings beschränkten sie sich inzwischen auf abfällige Blicke und ab und an ein böses Wort. Sie hatten eingesehen, wenn auch ungern, dass er für ihre Unternehmung, die ihres Retters, von Wert war. Dass die Schattengestalt ihm nicht grundlos ebenfalls zur Flucht verholfen hatte.

Wer dieser Mann war, darüber zerbrach Lucius sich jedoch noch immer den Kopf. Doch solange sie nichts von ihm hörten, konnte er keine weiteren Vermutungen anstellen. Schließlich betrat Dolohov mit Crabbe und Goyle das Zimmer. Und das mit einem interessierten Blitzen in den Augen.

„Du bist zurück? Trifft sich gut. Vorhin kam eine Eule", begann Antonin, was Lucius verwirrte.

„Eine Eule?" Sein Gegenüber nickte und ließ sich plump in einen der Ledersessel am Kamin fallen.

„War an dich adressiert. Allerdings dachten wir, wir schauen lieber mal rein." „Natürlich", schnalzte Lucius etwas missbilligend und trat näher.

„Darf ich denn erfahren, was in meinem Brief stand? Und von wem er kam?" „Das haben wir uns ebenfalls gefragt. Offensichtlich wollte unser Retter sich mit dir in Verbindung setzen. Merlin allein weiß warum ausgerechnet mit dir, aber egal", schnarrte Dolohov abwertend, während Lucius sich damit begnügte, minimal tiefer durchzuatmen.

Auch wenn es ihm schwer fiel, er musste die Füße still halten und sich ihre Abfälligkeiten weiter bieten lassen. Was er wiederum davon halten sollte, dass sich ihr ominöser Retter gerade an ihn wand, wusste er noch nicht. Ob es ihm gegen die anderen hilfreich war, die ihm so vielleicht wieder mehr Achtung entgegenbrachten, oder ob er beunruhigt sein sollte, denn sie könnten ihm aufgrund dessen ebenso stärker misstrauen.

Für den Moment würde er die Sache mit Vorsicht und dem nötigen Abstand angehen, denn die Blicke, die ihm seine Mitkumpane zuwarfen, gefielen ihm nicht wirklich. Sie waren argwöhnisch.

„Was schreibt er?", verlangte Travers zu wissen, da Dolohov keine Anstalten machte, Lucius den Brief zu geben. Stattdessen überflog er nochmal die Zeilen, bevor er sich an die übrigen richtete.

„Offensichtlich hat er Pläne. Er schreibt von einem Relikt, was sich wohl im Ministerium in der Mysteriums-Abteilung unter Verschluss befindet. Das will er haben." „Im Ministerium? Sollen wir etwa dort einbrechen? Das ist Selbstmord!", ereiferte Yaxley sich, dem der Rest nickend beipflichtete. Dolohov schüttelte allerdings mit dem Kopf.

„Nein. So wie ich das verstehe, sollen wir lediglich für etwas Unruhe und Ablenkung sorgen." „Im Ministerium?", zeterten Alecto.

„Nicht direkt. Wobei...", brach Dolohov ab und las den Brief erneut.

Was im Verborgenen liegt (2/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt