155. Schatten über Hogwarts (1/2)

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Schatten über Hogwarts

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Mit steigender Unruhe trommelte Blaise in einem leichten Stakkato mit den Fingern auf dem Tisch herum, da Hermione und Draco noch immer nicht zurück waren. Inzwischen wurde bereits das Abendessen serviert, bei deren Menüerstellung die zwei sich echt übertroffen hatten.

Blaise vermutete, dass das hauptsächlich auf Dracos Konto ging, was allein schon an der Aufstellung der Gerichte zu erkennen war. Der Rest am Tisch machte sich gleich freudig über das jeweilige Menü her, wobei Harry und Neville sich tatsächlich schwer mit dem richtigen Besteck taten. Blaise grinste.

„Von außen nach innen vorarbeiten", erklärte er den beiden knapp, wovon am Ende auch Ginny und Luna ein wenig profitierten, die teils ähnlich hilflos auf das Silber sahen. Ginny interessierte sich zeitweise allerdings mehr für das Gekrabbel auf dem Tisch.

Sie nahm eine der prallen, rundlichen, schwarzen Spinnen und betrachtete diese genauer. Aus nächster Nähe erkannte man deutlich, dass es sich um etwas zum Naschen handelte. Auf den Anblick der Spinnenpraline machte sich dennoch ein gehässiges Grinsen auf ihren Zügen breit, was nicht unbemerkt blieb.

„Was ist?", fragte Blaise verwundert.

„Hm? Och, nichts. Ich staune nur, dass Ron noch keinen Kreischanfall bekommen hat", bemerkte sie belustigt und steckte die Spinne in den Mund, die eine Pfefferminzcremefüllung hatte. Blaise spitzte die Ohren.

„Weshalb? Weil er zu doof ist, um mit Messer und Gabel zu essen?" „Nein. Deshalb", nahm sie ein weiteres Spinnchen und hielt es Blaise vor die Nase. Der schnappte sich ihre Hand und ließ sich von seiner Hexe mit dem Krabbeltier füttern, was aus einer Trüffelsahnefüllung bestand.

„Ron hat eine wahnsinnige Phobie vor Spinnen. Wenn er eine sieht, geht er schnell mal die Wände hoch und kreischt wie ein kleines Mädchen", übertrieb Ginny ein wenig, wobei es früher, als er noch jünger war, teilweise wirklich so im Fuchsbau zugegangen war, wenn er eins von den Tierchen zu Gesicht bekommen hatte. Daraufhin grinste Blaise durchtrieben.

„Oh, da fallen mir doch gleich viele, schöne Sachen ein", merkte er teuflisch an, was Harry etwas zu denken gab.

„Du willst ihm jetzt aber keinen Streich spielen?" „Was wenn?", sah Blaise lauernd zu dem Helden, der tief Luft holte, jedoch nicht wusste was er dazu sagen sollte.

Ron verteidigen oder sonst wie in Schutz nehmen? Nach allem was der Rotschopf sich in den vergangenen Wochen und Monaten, musste man ja schon sagen, geleistet hatte, wusste Harry inzwischen nicht einmal mehr, ob er ihn überhaupt noch, auch nur minimal, irgendwie als Freund bezeichnen konnte. Genauso stellte sich ihm die Frage, ob er das nach allem noch wollte? Eine Freundschaft mit Ron?

Es war eine quälende Frage, die er versuchte von sich zu schieben, als er ausweichend zu Blaise meinte: „Ich finde es nicht richtig. Allgemein, wenn man die Schwächen eines anderen für Streiche ausnutzt." „Nimmst du den Idioten jetzt wieder in Schutz?", brauste Blaise leicht auf.

„Merlin, nein. Ich versteh ja, dass du ihm gerne eins reinwürgen willst. Aber das bringt nichts und macht die Situation auch nicht besser." „Bringen tut es schon was, nämlich Spaß", erwiderte Blaise, worauf Harry seufzte.

„Harry hat Recht", mischte Charlie sich ruhig ein.

„Och, komm schon", maulte Blaise. Charlie schüttelte allerdings mit dem Kopf.

„Es tut echt nicht Not, dass wir uns auf so ein Niveau herablassen. Auch wenn Weasley bei den meisten inzwischen unten durch ist, wirft es am Ende nur ein schlechtes Bild auf uns. Müssen wir das haben? Der ist den Ärger doch echt nicht wert." „Jaah, du hast ja Recht", stöhnte Blaise ergeben, schmollte am Ende dennoch etwas.

Was im Verborgenen liegt (2/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt