162. Was im Verborgenen liegt (1/2)

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Was im Verborgenen liegt

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Wie schon am vergangenen Abend, wirbelten auch jetzt kurz bunte Farbnebel wild umher, bis sie sich zur ersten Szene zusammenzogen, die auf dem Bahnhof King's Cross spielte.

Es herrschte wie immer geschäftiges Treiben, während aus der Lok des Hogwarts-Express' dicker Dampf zischte. Irgendwo hörte Hermione Percy, der sich wichtigtuerisch den Erstklässlern annahm. Das hieß, es war der erste September. Stellte sich nur die Frage, Wann?

Sie schaute fragend zu Draco, der selbst etwas in der Menge zu suchen schien. Schließlich fand er, was er suchte, denn er begann zu schmunzeln.

„Wann ist das?", fragte Hermione.

„91." „Unser Einschulungsjahr?" Draco nickte und deutete auf das, was für ihn wichtig war. Als sie seinem Fingerzeig folgte, sah sie in der wuselnden Menge ein paar bekannte Gestalten. Und zwar sich selbst mit ihren Eltern.

„Warum?", sah sie verwirrt zu ihm.

„Na ja. Damit hat quasi alles angefangen", meinte er, dem sie noch immer nicht so ganz folgen konnte, als die kalte, herrische Stimme des alten Malfoy ertönte.

„Draco! Hier lang", raunte er ungehalten, dem der 11-Jährige folgte und dabei recht blasiert und überheblich seine Umgebung betrachtete. Allerdings meinte Hermione in den Kinderaugen, gut versteckt, eine gewisse Faszination und Aufregung zu erkennen, die stärker hervor blitzte, als der alte Malfoy mit einem der Einweiser sprach. In der Zwischenzeit ließ der kleine Draco seinen Blick neugierig über den Bahnsteig schweifen. Dabei schien er irgendetwas Interessantes entdeckt zu haben, denn er fixierte es verstärkt.

„Was hast du gesehen?", fragte Hermione ihren Draco, der für den Moment noch damit beschäftigt war, die Erinnerungsgestalt von Lucius mit Blicken zu lynchen, ehe er sich auf Hermione konzentrierte und schmunzelte.

„Was werd ich in der Menge wohl gesehen haben?" „Ich weiß nicht", meinte sie ehrlich ahnungslos, sodass er sie so drehte, dass sie in die gleiche Richtung sah, wie der kleine Draco. Als das der Fall war, zuckte ein Blitz durch ihren Geist, der ihre eigenen Erinnerungen von damals wach rief. Sie wusste schlagartig was passierte, noch bevor es geschah.

„Du ... du hast mir zugelächelt!", entwich es ihr verblüfft, während der kleine Draco mit unverhohlener Neugier zu ihr schaute, wie sie da bei ihren Eltern stand und begeistert das bunte, magische Treiben mit strahlenden Augen beobachtete. Dabei entdeckte sie irgendwann den blonden Schopf in der Menge, der zu ihr sah. Als das der Fall war, machte sich auf den Zügen des Jungen ein freundliches Lächeln breit, was sie erwiderte.

„Warum?", sah sie baff zu Draco, der ihr die Arme um die Mitte schlang.

„Ich fand deinen Wuschelkopf niedlich", schmunzelte er und vergrub das Gesicht halb in ihren Locken. Hermione glaubte jedoch, sich verhört zu haben.

„Du... Was? Du hast meine Haare ständig als Rattennest bezeichnet!", erinnerte sie ihn.

„Das hat Parkinson sich ausgedacht und ich...", brach er ab, als Lucius den Blick des Kleinen bemerkte „Draco!", sodass Hermiones Blick ebenfalls auf diesen fürchterlichen Mann fiel. Dieser funkelte den Jungen kalt an, dem damit schlagartig das Lachen verging.

„Muggle!", war das Einzige, was er sagte. Das aber mit solch triefender Abscheu, Kälte und Verachtung, dass die Hölle hätte zufrieren können.

Mit diesem Wort verschwand das neugierige Funkeln aus Dracos Augen, die stattdessen wieder so starr, ausdruckslos und fahl wurden, wie sie es stets von ihm gekannt hatte. Sein Lächeln verlor sich im Nichts und machte im Gegenzug einer angewiderten Miene Platz, was sie damals verwirrt hatte, denn sie hatte ihm zuwinken wollen. Allerdings hatte sie nicht weiter über diese Sache nachgedacht und den Jungen recht schnell wieder vergessen, da es so viel Neues und Interessantes zu sehen und entdecken gab. Jetzt verstand sie es und es verbitterte sie umso mehr, denn damit hatte der alte Malfoy binnen einer Sekunde alles zerstört, was vielleicht hätte sein können.

Was im Verborgenen liegt (2/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt