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"Vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber du hast mich hierher gebracht, um die Piraten zu sehen", flüsterte ich, legte einen Arm auf seine Schulter. 

"Das Spiel kann sich ändern", er beugte sich weiter vor und küsste mich. Ich erwiderte und merkte wie Blut in meine Wangen schoss. Er küsste mich sanft, als wäre ich eine der Wertvollsten Gegenstände in seinem Leben, als wäre ich aus Porzellan gemeißelt worden. Minuten verstrichen in denen wird dort verharrten mit unseren Lippen verbunden doch er löste sich und ich lehnte meinen Kopf gegen den Baumstamm hinter mir.

"Für dich ist das Leben ein Spiel, oder?", fragte ich mit heiserer Stimme und ließ meine Hand durch seine Haare fahren. 

"Nein, das Leben kann nur ein Spiel sein, wenn du es zulässt, wenn du dir keine Sorgen machen musst. Die Jungen, auf  die ich acht gebe, leben das Spiel. Du lässt es bloß  nicht zu", philosophierte Pan lachend und hielt mich an meiner Hüfte fest.

"Du passt nicht alleine auf die Jungen auf, Pan, du passt eigentlich gar nicht auf sie auf. Ich meine, wer muss sie denn ständig verarzten?", grinste ich und legte meine Hand an seine Wange. 

"Wenigstens lasse ich sie nicht im Wald liegen, wer will schon über eine Leiche stolpern?", lachte Pan und ich schüttelte kichernd meinen Kopf. 

"Wir sollten vielleicht zurück und den anderen davon erzählen", sagte ich lächelnd und küsste seine Wange. 

"Wir sollten auch langsam die Kleineren ausbilden, damit sie uns auch etwas im Kampf nützen, außer als Opferungen", seufzte Pan mit seinem grinsen.  

"Du hast recht, aber wir sollten wirklich gehen, bevor uns die Piraten sehen und unser Überraschungseffekt weg ist, wenn sei das Lager finden", sagte ich und Pan nickte, nahm meine Hand und wir gingen zurück.

"Sie sollten es aber schwer haben uns zu finden, Piraten sind nicht so schlau, wie du, meine Schöne, und schauen nicht gleich hoch, wenn sie ein Geräusch hören", grinste Pan weiter und strich ein paar Haare aus meinem Gesicht, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten. Bei dieser kleinen Geste bekam ich Gänsehaut und musste augenblicklich schmunzeln. 

Wenige Minuten später waren wir wieder im Lager. Naja unterhalb des Lagers. In einem halben Jahr haben wir alles in die Bäume versetzt. Mit einziehbaren Strickleitern konnten wir zu den einzelnen Hütten gelangen. Die meisten Lost boys mussten sich eines mit noch zwei oder drei anderen Teilen. Pan und ich hatten unser eigenes Baumhaus, es lag weiter weg von den anderen Hütten und auch etwas höher als die anderen. Es gab eine große Plattform mit einem Feuer, worum sich viele der Jungen immer versammelten und auch in jedem Haus gab es eine mögliche Feuerstelle. Über Brücken konnten wir schnell unsere Positionen ändern und über Lianen konnten wir schneller zum Boden, wenn zu viele an den Leitern waren oder einfach nur  zum Spaß - weil ganz ehrlich wer nimmt hier noch etwas ernst?. 

Die Jüngeren, die noch nicht ganz von den Älteren miteinbezogen wurden, saßen an einem Feuer auf dem Boden. Sie lachten mit einander oder tanzten.

Pan ging zu ihnen und setzte sich auf einen der Baumstämme, er zog seine Panflöte aus seinem Gürtel und fing an zu spielen. Ich lächelte und gesellte mich zu den tanzenden Lost Boys, mir entgingen die Blicke von Pan, der mich und die anderen beobachtete. Der kalte Wind fegte durch die Baumkronen und zerrte meine Haare in alle möglichen Richtungen, ließ einen Schauer über meinen Rücken fahren. 

"Haben du und Pan etwa streit?", fragte eine bekannte Stimme hinter mir, eng an mich gedrückt, ich lächelte und drehte mich um, damit ich in Shawns Gesicht zusehen.

"Nein, haben wir nicht. Was bringt dich zu der Annahme?", fragte ich lachen und legte meine Hände auf seine.

"Du verhältst dich nicht wie sonst", grinste er, weigerte sich jedoch nicht, als ich begann mit ihm ums Feuer zu tanzen, "und Pan schaut die ganze Zeit so trübselig herüber".

Ich antwortete ihm nicht. Es reichte mir, dass ich wusste, das alles in bester Ordnung zwischen mir und Pan war. Wir waren uns heute näher gekommen, als wir es sonst taten und es gab mir nach langer Zeit wieder das Gefühl wertvoll zu sein. Es machte mich einfach glücklich in seiner Nähe zu sein. 

Shawn drehte mich mit einer eleganten Bewegung aus dem Tanzenden Volk und stand mit mir am Rand des dichter bewachsenen Walds. 

"Was ist los mit dir, Shawn?", fragte ich ein bisschen ernster und entzog mich seinem Griff, noch immer am lächeln. Er grinste auf mich herunter. Sein Körperbau war eher schlacksig und er war definitiv größer als Pan, wie mir auffiel, mindestens ein oder zwei Köpfe größer. Seine Handschuhe halfen seinen Händen auch nicht weniger knochig auszusehen, als er seine Arme hob und mein Gesicht in seine Gewalt nahm. "Shawn?". Er sagte nichts. Kein Wort, als er sich runter bückte.

Ich zog scharf die Luft ein, als ich realisierte, was hier passieren würde und im nächsten Moment blies ein kurzer Windhauch zwischen uns beiden her.  Ein Stock, wie es mir zu erst schien, ragte zwischen uns auf, doch bei näheren betrachten entpuppte es sich als ein Pfeil. Ein Pfeil dessen Spitze sich tief in das Holz des Baumes neben uns gebohrt hatte. Shawns Augen waren aufgerissen und er taumelte ehrfürchtig zurück, als hätte er seinen schlimmsten Albtraum neben mir gesehen, so sah sein Gesicht aus. 

"Ich wollte euch beiden ungern stören, aber es hat mich etwas gestört dich so nah an ihr zusehen", zischte Pan, klang aber recht ruhig für seine aggressiven Verhältnisse, die ich vor ein paar Monaten kennengelernt hatte. Er ging auf Shawn zu und holte ein Messer aus seinem hinteren Gürtelteil, er spielte mit dem Heft und der Spitze der Schneidefläche.

Die anderen Jungen tanzten unbeirrt fort oder stiegen zu den älteren hoch. "P-Pan, es ist doch nichts passiert, ich hab n-nur mit ihr geredet", sprach Shawn, hob seine Hände abwehrend in die Luft und machte immer weiter Schritte nach hinten, bis er nicht weiter kam und gegen einen Felsen prallte. 

"Hm, du wusstest aber auch, dass ich jeden zur Schlucht bringen würde, der auch nur daran denkt, meine Sam anzurühren! Ich habe gesehen wie du sie angeguckt hast, diese Begierde in deinen Augen, du bist Abschaum für mich. Du hintergehst den, der dich gerettet hat vor Piraten und anderen Kreaturen, erinnerst du dich?",  Pan sprach unbeirrt weiter, aber ich hörte nicht mehr  zu.  



Loving a Psycho || The boy who had to believeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt