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"Hast du-", fing die blonde an doch ich unterbrach sie sofort.

"Nein, habe ich nicht", zischte ich und sie legte den Kopf schief, sie glaubte mir nicht, "Ich würde niemals Hand an ihr anlegen!". Tinkerbell nickte, schien mir Glauben zuschenken und schaute hinter mich in den Wald.

"Wie lange geht es Sam schon schlecht?", fragte sie und ich zuckte mit den Schultern.

"Einen Tag? Eine Woche? Ich kann die Zeit nicht mehr schätzen, alles verschwimmt, es hat sonst auch nie eine Rolle gespielt", meinte ich und Tinkerbell schien sich sorgen zu machen.

"Ich kenne sie zwar nicht lange, aber als ich sie kennengelernt habe war sie stark und kämpferisch, wenn auch verletzt durch dich", meinte sie und pinnte ihre Augen in meine, was ich mit einem Augenverdrehen abtat. 

"Kannst du ihr helfen oder nicht?", fragte ich aggressiver und spannte mich an, meine Hände ballten sich zu Fäusten. 

"Natürlich könnte ich ihr helfen, aber will sie Hilfe?", die Stimme des Mädchens war arrogant und ihr Kopf gehoben. Ich schloss meine Augen für einen Moment, biss meine Zähne zusammen und lies meine Hände geschlagen hängen. 

"Ich weiß es nicht", flüsterte ich und Tinkerbell legte ihren Kopf schmunzelnd schief. 

"So kenne ich dich gar nicht. Seit wann gibst du so früh auf?", fragte sie und setzte sich auf einen Stein, der neben dem Baum lag, aus dem sie gesprungen war. Ich schaute sie nicht mehr an, starrte einfach geradeaus. 

Sie hatte recht, ich habe mich verändert. Für sie, für Sam. Ich wollte ihr ein Zuhause geben, in dem sie sich wohlfühlt und sie nicht rumkommandieren. Jetzt schaut wo wir sind. Ich hab sie wahrscheinlich verloren für einen dreckigen Piraten. Alles würde ich dafür geben, dass Sam lebt. 

Alles.

Egal was es war. Ich würde glauben, würde leben oder sterben, würde einfach bei ihrer Seite ruhen bis sie wieder aufwachte. Ich hatte die Zeit. Ich würde nie sterben, solange die Insel und mein Schatten existierten. 

"Wo ist die blaue Fee?", fragte ich und drehte meinen Kopf zu ihr. 

"Du musst nicht zu ihr. Ich kann dir helfen", Tink stand hektisch auf und stellte sich vor mich mit ausgebreiteten Armen. Meine Augenbrauen zuckten in die Höhe und ich drehte meinen Kopf leicht, skeptisch ließ ich meine Augen über sie gleiten.

"Wenn ich schon glauben muss, dann will ich an jemanden glauben, der Erfahrung hat und tut mir leid dich zu enttäuschen, aber ich denke immer noch, dass du eine Fee in Ausbildung bist. Außerdem verhältst du dich komisch", meinte ich und machte eine Schritt an die Seite. Sie folgte mir und sah schon etwas verzweifelt aus. "Was ist dein Problem?", fragte ich aggressiv. 

Tinkerbell seufzte und ließ ihre Arme fallen, "I-ich will einfach jemandem Helfen, sodass ich wieder eine Fee werden kann. Die blaue Fee kann mich nicht einfach zu einem Menschen machen und das wäre meine Chance ihr zu beweisen, dass ich eine tolle Fee sein kann".

"Du kannst helfen, indem mich zur blauen Fee bringst", so langsam wurde ich ungeduldig und genervt von der Fee. Mir kam es vor als wolle sie bloß Zeit verschwenden.

"Aber . . .", fing sie an, doch ich sah sie drohend an, wobei ich meine Hand anhob. "Ist ja gut", gab sie kleinlaut von sich, "Ich zeig dir ja den Weg". Nickend folgte ich dem Mädchen, dass mich immer tiefer in den Wald führte. "Was ist Sam eigentlich zugestoßen?", fragte sie nach einer Weile, drehte sich aber nicht zu mir um. 

"Was geht es dich an?", fragte ich und dachte an die Nacht zurück, in der ich sie verlassen und an die Nacht, in der ich sie wieder fand, meine Augen fingen an zu brennen. Ein Gefühl, dass ich seit so langer Zeit nicht mehr hatte, Trauer, die mir Tränen in die Augen trieb. Ich biss mir auf die Zunge, ich durfte nicht weinen, nicht wegen so etwas. Es war nicht meine Schuld. 

"Nichts, aber ich will es wissen", sagte sie selbstsicher und lief weiter, als wäre es ihr eigentlich total egal.

"Du weißt ja, wir haben uns gestritten", fing ich an und seufzte. Wieso gebe ich mich so schnell geschlagen, "Sie wurde von Piraten entführt und gefoltert, weil sie ihnen nichts über mich erzählen wollte. Als ich sie gefunden habe war sie kaum ansprechbar und schließlich ohnmächtig". Es war nicht meine Schuld. Es waren die verdammten Piraten.

"Ihr seid wirklich beide zu stolz", warf Tinkerbell als Kommentar ein und ich verdrehte meine Augen.

"Ich bin nicht zu stolz", zischte ich und sie lachte auf.

"Deswegen bist du ihr auch nicht nach gegangen. Sie wollte dir nicht die Genugtuung geben, dass sie wieder angekrochen kommt und du wolltest ihr nicht hinterher dackeln, weil du den Streit verloren hast", redete Tinkerbell und bildete sich ein unsere Beziehung besser zu kennen als ich selbst oder Sam. 

"Nicht wahr!", zischte ich zornig und ballte meine Hände zu Fäusten.

"Stimmt, ihr habt euch nicht ausgesprochen, nicht wahr? Redest du immer so mit ihr? Kein Wunder, dass sie so ohne Lebenswillen war, als ich auf sie traf. Sie hatte noch nicht einmal ein Messer gezogen-", ich unterbrach sie mit leiser Stimme.

"Sie hatte keine Messer bei sich", sie drehte sich um und sah mich mit großen Augen an. "Ich hab sie ihr weggenommen, damit sie niemandem leid zufügt".

"Damit ihr in jeder Lebenslage etwas zustoßen könnte? Damit du weiterhin der hach so große Peter Pan bleibst? Das kann man doch nicht Liebe nennen!", schrie sie mich schon fast an und ich wich ihrem Blick aus. 

"Ich weiß nicht was Liebe ist!", schrie ich zurück und schlug gegen einen der Bäume. Es herrschte Stille für eine lange Zeit, eine Träne brannte sich einen Weg über meine Wange. 

"Natürlich weißt du es nicht", murmelte die Fee, "Du hast deinen Sohn verraten und alleine gelassen". 

"Ich hab mich geändert", flüsterte ich.

"Hättest du dich geändert, dann wäre Sam jetzt nicht in dieser Situation!", fuhr sie mich an und ich schaute ihr geradewegs in ihre Augen.

"Ich würde alles für sie geben! Was auch immer es ist, ich  werde sie nicht sterben lassen", brachte ich hinter zusammengepressten Zähnen hervor. Ihr blick wurde weicher und etwas verwirrt, wenn nicht sogar besorgt. 

"Würdest du für sie glauben?", eine kleine Stimmer hinter mir erklang und ich drehte mich um, um die blaue Fee zu entdecken 

"Ich glaube", flüsterte ich, "Ich glaube für sie, ich glaube an alles solange sie wieder bei mir sein kann".

Loving a Psycho || The boy who had to believeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt