Mein bester Freund wurde mir genommen. Ohne ihn war nichts wie zuvor.
Keine zweideutigen Witze mehr, keine Wetten, wer Pan als erstes aufregen konnte, kein Spitznamen mehr, keine nächtlichen Treffen auf einem Baum und kein Lachen, welches einem Albträume geben konnte.
Mein bester Freund war einfach ... tot. Wie hatte dieser Idiot das nicht kommen sehen? Auch wenn er mich geküsst hatte, ohne mein Einverständnis, hätte ich ihm doch nie den Tod gewünscht. Wieso auch? Jeder hat Gefühle, aber nicht alle werden immer erwidert.
Ich ging zu dem Brunnen und schaute hinab in das dunkle tief. Eine Schnurr, fest gebunden um eine Kurbel, hing schlaff nach unten und bei jedem Luftstoß wog es sich in den Böhen. Tränen hinterließen eine salzige Spur auf meiner Wange, fielen ins Wasser tief unten ihm Brunnen. Ich lehnte mich gegen den Brunnen, ließ mich auf den Boden rutschen und vergrub mein Gesicht zwischen meinen Knien.
Er hat mich für klüger gehalten. Er hat gedacht, ich würde nicht gefangen genommen werden. Er dachte, ich wäre glücklicher in der anderen Welt. Er hätte mir nie etwas antun wollen, hätte alle anderen davon abgebracht. Er hätte mich beschützt. Felix hätte alles gemacht, damit ich ihm ein lächeln schenkte. Ein einzelnes lächeln hat ihn glücklich gemacht.
"Felix...mein Knecht...", schluchzte ich und legte meinen Kopf in den Nacken, ließ meinen Hinterkopf die Steinmauer treffen. "Ich vermisse dich, mehr als je zuvor", ich schloss meine Augen und erinnerte mich an seine Narbe, die sein Gesicht zierte und die blauen Augen, die immer aufleuchteten, so wie die Pans, wenn er eine verrückte Idee hatte. "Mit wem soll ich denn jetzt über meine Probleme reden?".
Der Wind heulte durch die Baumkronen, blies meine Haare in eine Richtung und brachte mich zum zittern. Im selben Moment öffnete ich meine Augen, da ich mich beobachtetet fühlte und schrie kurz auf, als ich einen Schatten mit glühenden Augen vor mir sah. Der Schatten war lebendig, hatte keinen Menschen an sich, der einen Schatten werfen konnte. Die glühenden Augen fest in meine Richtung gesetzt.
Ich schlug meine Hände vor meinem Mund, mein Atem ging schnell und es fühlte sich an als wäre es das einzige was man hörte. Der Schatten kam näher an mein Gesicht und legte seinen Kopf schräg. Am ganzen Leib zitterte ich und schloss die Augen. Ich hatte Angst, ich konnte es nicht leugnen. Was war das für ein Schatten?
In den Märchen gab es einen Schatten, der nicht das tat was man ihm sagte, wenn man ihn nicht an seinen rechtmäßigen Besitzer nähte. Aber dieser Schatten sah nicht aus, als würde er irgendeiner Person gehören. Er könnte allen gehören und wäre trotzdem nicht am richtigen Ort. Ort? Könnte es sein, dass eine Insel ein Schatten haben könnte? Eine Person, die über die Insel wachte, neben Pan? Langsam öffnete ich meine Augen wieder, doch der Schatten war fort. Er hatte sich einfach aufgelöst.
Vielleicht war es doch eine schlechte Idee, alleine im Wald zu schlafen. Vielleicht sollte dieser Schatten ein Zeichen für mich sein. Ein Zeichen, dass ich weg bleiben sollte, zurück gehen sollte. Vielleicht gehöre ich einfach nicht hierher. Pan braucht mich doch gar nicht mehr. Er lebt. Das ist alles was er je wollte. Er weiß nicht wie man liebt.
Wer weiß das schon?
Zitternd atmete ich aus, stand langsam auf und ging langsam in irgendeine Richtung. Kein Ziel vor Augen. Ich wollte überall hin, nur nicht zu Pan. Ihn interessierte es doch eh nicht, ob ich nun da war oder nicht. Es fällt eh nicht auf.
Ich war in der Nähe vom Lager, aber ich konnte meinen Stolz nicht zur Seite legen und einfach dort auftauchen, weshalb ich mich entschied zu einem kleinen Teich in der Nähe zu gehen. Damals war ich öfter mit Felix dort gewesen, nach seinem Tod nahm ich Issac oft dort mit hin. Es war ein Ort voller Ruhe, wo die Zeit nicht stehen blieb, sondern weiter lief. Als wäre ich in der anderen Welt. Aber es war anders, das wusste ich, die Zeit verging dort genauso wenig wie im Lager oder am Strand.
Aber es war die Stille, das rascheln der Blätter im Wind und das getuschel der Feen, die über meinen Kopf hinweg flogen, die diese Zeit zum Laufen brachten.
Am Teich angekommen zog ich mich auf einen der Bäume hoch und setzte mich auf einen Ast, mit meinem Rücken gegen den Stamm gelehnt.
"Es ist schön hier, nicht war?", die Stimme eines Mädchen erklang, so hoch wie ein Glöckchen, über mir, was mich hoch schauen ließ. Das Mädchen hatte blonde Haare, die in einen Dutt geknotet waren und sie trug ein grünes, glitzerndes Kleid, mit grünen Schuhen. "Ich wollte dich nicht erschrecken, tut mir leid". Sie hangelte sich vom Baum und setzte sich vor mich auf den Ast.
"Wer bist du?", fragte ich skeptisch, da ich sie noch nie hier gesehen hatte.
"Oh, natürlich, ich bin Tinkerbell", sagte sie und lächelte breit. Ich grinste sie an, bei dem Gedanken an die kleine zierliche Fee aus dem Kindermärchen. "Wieso grinst du so?", fragte sie etwas empört und ich kicherte.
"Es ist nur so, dass ich nicht von hier komme und na ja ich kenne dich aus Geschichten", meinte ich und zog meine Beine an meinen Oberkörper.
"Du bist das Mädchen von Pan, Sam, hab ich recht?", fragte Tinkerbell und ich nickte mit einem traurigem lächeln.
"Ist ja wirklich schön, dass man mich nur unter diesem Titel kennt", sagte ich sarkastisch und schaute in den Himmel hoch.
"Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich jemand in jemanden wie ihn verliebt", ihr kichern war Glocken-gleich und zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. "Aber ich habe eine Frage, Sam. Du sagtest du würdest mich aus Geschichten kennen. Hat Peter Pan dir irgendetwas über uns Feen erzählt?".
"Nicht wirklich, nein. In der anderen Welt gibt es Märchen über diesen Ort. Du und Pan seid befreundet und als ein Mädchen auf die Insel kommt, wirst du eifersüchtig, weil er mehr Zeit mit ihr als mit dir verbringt", kicherte ich, da ich wusste, dass diese Geschichten in dieser Welt nicht richtig waren und auch Tinkerbells angewidertes Gesicht stärkte mich in meinen Vermutungen. "Na ja, egal, wieso bist du hier?".
DU LIEST GERADE
Loving a Psycho || The boy who had to believe
Fanfic"Ja, weil du ihnen mit dem Tod drohst und ich hab damit schon lange abgeschlossen, dass ich irgendwann alt, hässlich und sterben werde", sagte ich Augen verdrehend. "Kannst du auch einfach mal deinen Mund halten?", fragte er und lächelte. "Soll das...