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"'tschuldige, wollte dich nicht erschrecken", Zach streckte seinen Kopf zum Türrahmen und lächelte entschuldigend.

"Was hast du überhaupt gemacht?", fragte ich und bewegte mich von der Truhe und dem Waffenraum weg. Zach kratzte sich am Hinterkopf und zeigte auf ein Haufen, der anscheinend umgekippt war.

"Ich bin gegen denn Stapel Bücher gelaufen", meinte er und schaute bedauernd auf den Stapel Blätter.

"Du musst echt mehr aufpassen wohin du gehst", schmunzelte ich und mir kam eine Idee, "Hast du gerade Zeit?".

"Kommt drauf an?", meinte Zach und bückte sich zu den Büchern, stapelte sie provisorisch wieder auf.

"Du könntest mit den kleinen trainieren", sagte ich und zog meinen Zopf fester. Er schaute erst mich und dann die Bücher an. Zach überlegte für ein paar Sekunden.

"Ich soll mit den kleinen trainieren? Ich weiß ja nicht", meinte er schließlich.

"Du bist ja nicht alleine, ich muss euch ja alles beibringen. Ihr seid eigentlich alle viel zu laut beim Training oder Jagen, es ist kein Wunder, dass Pan euch immer findet und euch dann verletzt", grinste ich und er legte seinen Kopf schief. 

"Das, wow, ich hab keine Worte, aber ja dann komm ich mit. Ich hole die Kinder und wir treffen uns unten am alten Lagerfeuer", schlug Zach vor und ich nickte. 

"Dann bis gleich", meinte ich und schloss die Waffenkammer. Ein letzter Blick fiel auf die Truhe und ich verließ die Hütte, die gesamte Zeit war das Bild von dieser Truhe in meinem Kopf eingebrannt. Ich konnte sie nicht vergessen. 

Das hört sich ja schon fast so an, als würde ich über Pan reden, wenn ich in einer schnulzigen Liebesgeschichte verwickelt wäre, was ich ja so gar nicht bin. Ich liebe Pan, die Zeit die ich mit ihm verbrachte, die Zeit die ich ohne ihn verbrachte oder auch ihn einfach nur anzustarren aus der Ferne. Vielleicht ist das ein bisschen komisch, aber hey ich meine, Peter Pan ist mein Freund. Dabei hatte ich immer gedacht, er würde nur in Geschichten in Bilderbüchern existieren. Schon als Kind habe ich ihn geliebt, ohne zu wissen, ohne wirklich zu glauben, dass ich ihn je treffen würde oder gar könnte. Es war eine kindische Liebe, die mich mein ganzes Leben verfolgt hatte und anscheinend hatte es ja einen Grund, warum es so war. Ich war seine Seelenverwandte oder seine wahre Liebe. Schon komisch, dass ich meine wahre Liebe gefunden haben soll, aber trotzdem nicht daran glaubte, das etwas für die Ewigkeit halten könnte. 

Es wird doch langweilig nach einer Zeit.

"Sam!", die hohe Stimme ließ mich aus meinen Gedanken fahren. "Ich hab gehört, du trainierst uns".

Ich drehte mich zu dem Kleinen um und ging in die Hocke. "Ja, Pan lässt mich meine alten Kampfkünste präsentieren", grinste ich und schloss ihn lächelnd in meine Arme. "Ihr wisst auch was das heißt, oder? Ihr müsst auf mich hören, sonst tut ihr euch noch weh", meinte ich, als ich den Kleinen umarmt hatte und wieder aufrecht stand, um die anderen vier Kinder eindringlich zu betrachten.

"Das wird sicher lustig", kicherte ein Junge mit einer Fuchs-Haut-Kapuze. Ich lächelte und führte sie zu einer Lichtung hinter dem Lager.

***

"Das ist ganz und gar nicht lustig", keuchte der Junge mit der Kapuze und ließ sich auf den Boden fallen. Sein Schwert stach er in den Boden und ich hielt lachend meine Schwert Spitze in Richtung seiner Brust.

"Und du bist tot", ich ließ das Schwer nach unten sausen, steckte es ebenfalls in die Erde. "Habt ihr gesehen, was er falsch gemacht hat?".

"Er ist ungeschickt und fällt  ständig hin", rief Zach, der an einem Baum lehnte.

"Das stimmt, aber auch seine Haltung mit  dem Schwert ist echt grausam. Du musst die Klinge durch die Luft gleiten lassen und sie nicht quer hindurch reißen. Das ist doch nur unnötige Anstrengung. Die Klinge macht ihre Arbeit, du musst sie nur in der Luft und Bewegung halten", meinte ich und hielt ihm meine Hand hin, damit er aufstehen konnte. 

"Seit ihr schon kaputt?", fragte ich und schaute die Kinder und Zach an. Die Kinder, die alle mittlerweile auf der Erde saßen nickten, nur Zach nicht. Er schaute zu den Kindern und schmunzelte. "Willst du die Kleinen wieder zurückbringen, Zach?", fragte ich und lehnte mich auf den Griff meines Schwertes. 

"Kann ich machen. Trainierst du die jetzt öfter?", fragte Zach und stieß sich von seinem Baum ab.

"Ich denke schon, aber nur wenn ich gerade Zeit haben und da ich ja jetzt weiß, wo ich Waffen finde, werd ich auch mal alleine trainieren", grinste ich. Er nickte und machte eine Kopfbewegung, was den Kleinen andeuten sollte mit ihm zu gehen. 

Seufzend packte ich die Schwerter ein, die die Kinder einfach liegen gelassen haben. Die Dolche hatte ich nicht gebraucht, weshalb diese noch immer im Beutel waren. Als alle weg waren streckte ich mich, was meine Kochen zum knacken brachte. Ich stöhnte leise und stellte mich kerzengerade hin, da ich auf einmal das Gefühl hatte, dass jemand in der Nähe war und mich beobachtete. 

Ich schaute mich auf der Lichtung um und hörte ein leises raues lachen. Es kam aber nicht aus irgendeiner Richtung um mich herum, es kam von über mir, was eigentlich nur bedeuten konnte, dass Pan hier war, doch als ich auf sah konnte ich niemanden sehen, nur die gedämpfte Sonne hinter Wolken und ein paar Ästen. 

"Pan, wenn du das bist", ich ließ ein lautes seufzen aus, "es ist nicht mehr lustig, nach den letzten fünf Malen". 

"Also ich finde es noch sehr lustig", ich schreckte zusammen, als sein Atem meinen Nacken traf, seine Stimmer leise in mein Ohr flüsterte und seine Hände um meiner Taille lagen. "Vor allem, wie du dich immer wieder erschreckst, obwohl du weißt, dass ich da bin".

"Wieso machst du sowas immer, wenn ich irgendwo alleine bin?", fragte ich und drehte mich um, sodass ich ihm in seine Augen sehen konnte. Er grinste und seine Augen funkten grün auf.

"Würdest du es lieber haben, wenn die Jungs dabei sind?", fragte er und ich verdrehte meine Augen.

"Wieso machst du das überhaupt? Was bringt dir das?", fragte ich und er grinste noch breiter.

"Ich dachte, du bist so aufmerksam und würdest mich bemerken, als Übung, falls die Piraten da sind", meinte er und küsste mich aus dem Nichts. Ich wollte erwidern, doch ich drückte ihn von mir. 


Loving a Psycho || The boy who had to believeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt