"Wieso sagst du mir nicht eher, dass ich dir nur auf die Nerven gehe?", fragte ich mit zittriger Stimme, nicht mehr sicher, was Pan noch für mich fühlte. "Du hättest mich einfach zu den Piraten schicken können. Unbewaffnet wäre ich sicher nicht einfach entkommen, dann hättest du mich nicht mehr hier gehabt. Dann würde ich dir nicht mehr so unsagbar auf die Nerven gehen".
"So meinte ich das doch-", ich ließ ihn nicht aussprechen stieß ihn einfach an die Seite.
"Dafür, dass du es doch nicht so meintest, fühlt es sich echt beschissen an so etwas gegen den Kopf geschmissen zubekommen", sagte ich, ging langsam zur Tür, doch er baute sich vor ihr auf, schaut gefährlich zu mir hinunter.
"Du bleibst hier! Ich kann dich nicht verlieren"
"Warum? Stirbst du sonst, weil ich ja angeblich die wahre Liebe von dir bin?", ich schüttelte meinen Kopf. "Langsam glaub ich, dass du selbst das Schicksal, oder wie du das nennen will, belügen kannst. Was fühlst du überhaupt noch?"
Stille.
Für Minuten herrschte Stille über uns. Mir fehlten Worte, um mich weiter aufzuregen und ihm fehlten die Worte, um überhaupt etwas über die Lippen zubringen. Ich hatte mich in ihm getäuscht. Wie konnte man sich nur so in einem Menschen täuschen? Mein Bruder hatte anscheinend recht.
Er mag aussehen wie ein Junge, aber er ist ein verdammter Dämon. Ein Dämon der nichts fühlt für alle außer für sich selbst. Er hat nur versucht sich selbst zu retten, hat die Welt belogen und ihre Regel missachtet.
"Ich versteh schon", flüsterte ich und versuchte ihn wieder wegzuschieben, doch er machte keine Anstallten sich zu bewegen. Er streckte seine Hand aus, um sie an meine Wange zu legen, ich schlug sie jedoch fort und taumelte einen Schritt zurück.
"Schau mich an", sagte er und nuschelte noch schnell ein, "bitte", hinterher. Langsam hob ich meinen Kopf und sah wieder in seine Augen. "Rede nie wieder so. Ich belüge niemanden, vor allem nicht dich. Du gehst mir nicht immer auf die Nerven, aber du bist so stur und das bin ich nicht gewohnt. Meine Jungs hören, wenn ich ihnen etwas sage-"
"Ja, weil du ihnen mit dem Tod drohst und ich hab damit schon lange abgeschlossen, dass ich irgendwann alt, hässlich und sterben werde", sagte ich Augen verdrehend.
"Kannst du auch einfach mal deinen Mund halten?", fragte er und lächelte.
"Soll das vielleicht eine Drohung sein?", fragte ich und spielte damit auf sein Lächeln an, da es recht aggressiv war, wie damals als er mit Emma geredet hatte. Er lachte freudlos und ein grinsen umspielte seine Lippen wieder. Ein Grinsen, bei dem man nie wusste, was er in Erwägung zog zu tun . "Hab ich jetzt dein Ego angekratzt oder warum bist du jetzt derjenige, der seinen Mund hält?". neckte ich ihn weiter und er kam mir näher. Ich hielt dem und seinem Blick stand, der sich in mich an die Wand, ein paar Schritte hinter mir, zu nageln schien.
Er stand so dicht vor mir, dass ich seinen warmen Atem oberhalb meiner Stirn fühlen konnte. Er lehnte sich runter zu meinem Ohr, nicht ohne meine Wange mit seiner zu streifen, was mir einen kühlen Schauer den Rücken runter liefen ließ. Fast schon lachend fegte Pans Atem die kleinen Haare, die nicht in meinem Zopf bleiben wollten, von meinem Ohr an die Seite, als er anfing zu sprechen.
"Oh, Sam, du solltest es wirklich besser wissen. Ich habe keine Angst vor dir und werde es auch nie", er drehte meinen Kopf mit seiner Hand zu mir, stand noch immer leicht vorgebeugt vor mir, keine fünf Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. "Außerdem, ich muss dir nicht Drohen. Irgendwie finde ich meine Wege, ob du willst oder nicht".
Während er geredet hatte, hatten sich meine Hände zu Fäusten geballt, die Knöchel standen schon fast weiß hervor und meine Fingernägel gruben sich fast in mein Fleisch. Zitterig atmete ich aus, mir war gar nicht aufgefallen, dass ich sie angehalten hatte. Ein selbstsicheres Grinsen lag auf Pans Lippen, als ich nicht antwortete und kaum merklich Millimeter um Millimeter zurück wich, unterwürfig lies ich meinen Kopf hängen.
Er hatte recht. Er würde alles bekommen was er wollte. Er würde alles tun, um das zubekommen was er wollte.
An diesem Punkt der Konversation hatte ich schon komplett vergessen, worüber wir gestritten hatten und warum.
"Jetzt komm her", Pans Stimme klang wieder ruhiger und nicht mehr so aufgebracht, er streckte seine Hand aus, da ich mittlerweile an der Wand angekommen war. Sein Blick ruhte besorgt auf mir. "Hast du Angst?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch. Och, manchmal könnte ich ihn wirklich schlagen. Nein, ich bin super gut gelaunt, nachdem du mir die Augen über gefühlt alles geöffnet hast! Natürlich hab ich Angst. Okay, vielleicht ein etwas übertriebener Ausdruck, aber ich fühlte mich definitiv nicht wohl.
"N-nein", sagte ich, schaute immer noch nicht auf. Schritte kamen näher, bis er wieder dicht vor mir stand. Kein Entkommen und das wusste er, nutzte er aus.
"Natürlich nicht", murmelte er sarkastisch, zog mich an meiner Taille zu sich in seine Arme. Er stützte seinen Kopf auf meinen und schlang seine Arme um meinen Körper. "Natürlich nicht", wiederholte er sich. Mein Körper zitterte unter seinen Berührungen und ich krallte mich an sein Oberteil. Ich drückte mich gegen ihn.
In seinen Armen fühlte ich mich wohl. Fühlte mich als wäre ich zuhause. Fühlte mich frei.
War das nicht das was ich immer wollte?
Frei
Ich wollte doch immer verdammt nochmal frei sein.
"Ich liebe dich", murmelte Pan in meine Haare. "Hab keine Angst vor mir".
Ich musste ein paar Mal blinzeln, bis ich verstand, was er gerade von sich gegeben hatte. Niemals, wirklich niemals, hatte ich gedacht diese Worte von ihm zuhören. Schon gar nicht, dass er sie zu erst sagt. Wir leben seit mehr als einem halben Jahr zusammen auf dieser Insel, aber wir haben uns nie wirklich gesagt, dass wir uns lieben. Ich hatte es nicht als notwendig gefunden und Pan wahrscheinlich erst recht nicht, weil er ist Pan. Der nette Psychopath von nebenan. Wir hatten uns zwar auf der Totenkopf-Insel gesagt, dass wir uns in einander verliebt haben, aber das war auch alles.
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Loving a Psycho || The boy who had to believe
Fanfiction"Ja, weil du ihnen mit dem Tod drohst und ich hab damit schon lange abgeschlossen, dass ich irgendwann alt, hässlich und sterben werde", sagte ich Augen verdrehend. "Kannst du auch einfach mal deinen Mund halten?", fragte er und lächelte. "Soll das...