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Ich musste mir immerzu seine Haltung und Verhalten einprägen, wollte keine Sekunde verpassen, in der er etwas tat und ich wollte nicht vergessen, wie seine Schulterblätter sich fast berührten, wenn er seine Arme in die Luft warf oder schnelle Gestiken machte, als er sich über das Verhalten anderer Aufregte. Ich wollte nicht vergessen, wie seine Haare in sein Gesicht fielen und er sie hastig an die Seite schob, mit der Spitze des Messers. Sein Gesicht verhärtete sich von Sekunde zu Sekunde, seine Kieferknochen stachen hervor, seine Lippen kräuselten sich, bei dem Anblick von Shawn, auch seine Augen hatten ihre alte Form wieder erlangt, sie sahen genauso aus, wie am ersten Tag, als ich ihn gesehen hatte. 

"Pan, komm schon", Shawn lachte nervös und versucht Pan irgendwie auszuweichen, doch er packte seinen Arm und zog ihn an sich. Ich stellte mich hinter Pan und legte ein Hand auf seine Schulter. 

"Bring ihn zu den Klippen, er wird schon daraus lernen. Lass ihn leben", flüsterte ich Pan ins Ohr, seine Augen weiterhin auf Shawn gerichtet und sein Messer an die Kehle seines Gegenübers gedrückt. Ich zog meine Hand fort und wartete ab, so wie ein paar der kleinen, die um mich standen.

"Ich habe euch allen gesagt, ihr sollt erst gar nicht daran denken sie anzufassen. Was machst du? Ich will erst gar nicht wissen was du noch machen wolltest", knurrte Pan, nahm sein Messer wieder zurück und steckte es weg, "Sei froh, dass ich dich am Leben lasse!". Erleichtert, dass er ihn nicht vor meinen Augen aufschlitzte, seufzte ich. Pan drückte Shawn in den Wald, in die Richtung der Klippen.

Langsam drehte ich mich vom Wald weg, ging zur Mitte des Platzes und kletterte die lange Strickleiter hinauf. Auf der Mittleren Plattform leuchtete ein größeres Feuer, als auf dem Boden und die Flammen züngelten sich ihre Wege durch die Nacht Luft. Die Jungen ließen sich nicht von der Scene unter ihnen beirren, tanzten, sangen, machten Musik oder alberten einfach weiter herum. Ich gesellte mich zu den Witze-reisern, da unter anderem auch Issac bei ihnen war.  

"Ahh, Sam, du lebst ja noch", rief Mayson und torkelte auf mich zu. Grinsend fiel er mir um den Hals und ich kicherte leise.

"Sollte ich an einem Baum aufgehangen werden, oder warum so überrascht?", fragte ich und setzte mich mit ihm zu den anderen. Issac schmunzelte und wärmte seine Hände am Feuer.

"Naja, du und Pan wart nicht gerade kurz weg", grinste Phil. "Die Frage sollte wohl eher lauten, was habt ihr denn so gemacht?".

"Haltet euch fest, denn ihr werdet es mir jetzt nicht glauben", ich machte eine kurze Pause und grinste in die Runde, "Wir haben nur geredet". Issac sog die Luft ein und hielt eine Hand an seine Brust, über sein Herz.

"Das ist ja nicht zufassen!", rief er entsetzt aus und brachte die anderen und mich zum Lachen.

"Echt schlimm, oder? Dass man einfach reden kann und nichts anderes", kicherte ich und lehnte mich nach vorne, stützte meine Ellenbogen auf meine Knie.

Die Jungs lachten und wandten sich wieder ihren Gesprächen zu. Issac allerdings beobachtete mich, als würde ich gleich umkippen. Schmunzelnd rutschte ich zu ihm und wuschelte ihm durch die Haare.

"Warum denn so nachdenklich, kleiner Issac?", lächelte ich und beobachtete wie sich seine Gesichtszüge festigten, als er seinen Kopf zu mir drehte.

"Ihr habt über irgendwas wichtiges gesprochen, habe ich recht?", fragte er, ich zog nur meine Augenbrauen fragend zusammen, "Sam, ich kann sehen, dass Pan angespannter ist als sonst, du genauso, dazu kommt, dass ihr echt lange weg wart. Also habt ihr über irgendwas wichtiges geredet". 

"Ich kann dir nur sagen, dass wir nicht nur geredet haben, okay?", grinste ich und kicherte bei seinem leicht angewiderten Gesichtsausdruck, "Das beruhigt dich hoffentlich und Peter wird bestimmt schon etwas sagen, wenn der Moment gekommen ist. Du kennst ihn doch".

"Stimmt, wichtige Dinge, die vergisst er nie zu erwähnen", grinste er mich an und die Erinnerung an den ersten Abend als Pans Freundin kam in wieder in mir hoch. Sobald wir im Lager gelandet waren, hatte er den Jungs verkündet es nicht zu wagen mich auch nur in Gedanken anzurühren. Damals hatte ich darüber geschmunzelt, wieso sollte jemand auch nur einen Gedanken an mich verschwenden, aber jetzt, wo ich so viel Zeit mit Pan verbracht hatte, wollte ich mir mein Leben gar nicht ohne Pan vorstellen. "Wo ist Pan eigentlich jetzt?", holte mich Issac aus den Gedanken.

"Eh, Shawn und er sind ehm spazieren?", mein Versuch überzeugend zuklingen ging schief und Issac grinste.

"Er hat also irgendwas mit dir gemacht und jetzt bringt Pan ihn zu den Klippen. Ergibt Sinn. Willst du etwas essen?", fragte er, als wäre es total normal.

"Macht dir das nichts aus?".

"Naja, Pan hat uns gewarnt, dich ja in Ruhe zulassen", zuckte er mit den Schulter, stand auf und hielt mir seine Hand hin. "Jetzt holen wir dir was zu essen, denn ich hab dich kaum was essen sehen heute".

Ich lachte leise und nahm seine Hand. "Und was zauber der Herr für mich?", fragte ich, als er mit mir noch höher in die Bäume stieg und in seine kleine Hütte mit mir verschwand. 

"Mal überlegen, was hättest du den mal gerne?", fragte er mich und stellte sich hinter eine kleine Theke in seinem Reich, was er ganz für sich alleine hatte.

"Ich hab eigentlich keinen Hunger, also überrasch mich", lachte ich und lehnte mich auf die Theke. 

Nach einer halben Stunde hatten Issac und ich uns die Bäuche vollgestopft und getrunken, dass wir lachend nebeneinander auf dem Boden saßen. 

"Weißt du noch, als wir einmal in den Wald gegangen sind, weil du unbedingt diese Beeren haben wolltest und dann hatten wir uns verirrt?", fragte ich kichernd und Issac nickte schmunzelnd.

"Wie könnte ich das vergessen? Pan wollte mich umbringen", lachte er und nahm noch einen Schluck aus seinem fast leeren Becher, "aber du musst zugeben, es hat sich gelohnt von den Meerjungfrauen fast entführen zu lassen".

"Natürlich hat sich das gelohnt", meinte ich sarkastisch, "Das lustigste war aber immer noch Pans Gesicht, als wir klitschnass wieder hergekommen sind. Ich musste ich ja sogar fast festbinden, damit er dir nicht an den Kragen ging".

Issac lachte und verschluckte sich an irgendetwas, weshalb ich ihm auf den Rücken klopfte, damit er seinen Hustenanfall los bekam. "Ja, ja, daran kann ich mich auch noch erinnern", keuchte er etwas und lehnte sich zurück an die Wand.

"Ich vermisse die alten Zeiten schon ein bisschen", murmelte ich und legte meinen Kopf auf die Schulter von Issac.

Loving a Psycho || The boy who had to believeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt