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Es waren schon ein paar Tage vergangen, wenn nicht sogar ein bis zwei Wochen - Ich hatte die Zeit vergessen - und der Captain wurde immer  verzweifelter. Seine Männer, die er zum erkunden weggeschickt hatte, waren nicht mehr aufgetaucht und ich konnte mir vorstellen, dass sie sich entweder verirrt hatten oder Pan und die Lost Boys sie gefangen hielten. 

Allerdings geriet ich bei der Sache leider nicht in Vergessenheit. Ich hatte kein Wort mehr gesprochen und das erzürnte Liam, sodass er mich jeden Tag mindestens einmal aus dem Käfig zog und mich auf dem Deck den restlichen Männern übergab, die mir die Wörter heraus prügeln sollten, denn der feine Herr wollte sich die Finger nicht dreckig machen. 

Doch auch wenn mich die Männer schlimm zugerichtet hatten, würde ich ihnen nichts mehr über diese Insel erzählen, kein Geheimnis würde über meine Lippen kommen, kein Wort mehr über die Lost Boys. Und schon gar nicht über Pan. 

Was würden sie ihm antun, wenn ich ihnen von ihm erzählte. Was würden sie mir antun, wenn sie ihn nicht zufassen bekamen. Egal was es war, ich würde es auf mich nehmen.

"Meine Liebe, hast du mir heute etwas zu sagen?", die Stimme vom Captain, Liam, riss mich aus meinem leichten Schlaf und ich schaute ihn wie die Tage davor auch schon gleichgültig an. Meine Augenlider gingen auch nur noch halb auf und das reden würde mir schwer fallen mit meinem geprellten Kiefer und aufgeplatzter Lippe. Ich schaute ihn nur an, gab keinen Laut von mir. Der Mann seufzte und öffnete den Käfig, "Du weißt, ich mache das nicht gerne, du kannst dem ein Ende bereiten, aber du lässt mir einfach keine andere Wahl". 

Ich schluckte und hätte so gern aufgeschrien; hätte so gerne um Gnade geschrien, aber wenn ich dies tat, dann würde ich über die Insel und Pan reden müssen. Langsam kam ich der Käfigtür näher und biss die Zähne zusammen, als Liam mich am Arm hinaus zog, wobei er sämtliche Blaue-Flecken berührte und diese stechende Schmerzen durch meinen Körper schickten. 

Er zog mich hinter sich her, schlug die Tür zum Deck auf und schubste mich zu Boden. Gerade so konnte ich mich auf den Händen fangen, doch auch dies brachte mir Schmerzen ein und ich schloss für einen Moment die Augen, bevor ich mich hochstützte und aufstand. Mein Blick gen Himmel gerichtet. 

Pan bitte such und finde mich . . .

Ich betete, dass all dies ein Ende haben würde. 

"Ihr wisst was ihr tun müsst", rief Liam und die Männer traten an. Sie hörten ihm aufs Wort, wer weiß, was er sonst mit ihnen machen würde. All diese Männer hatten gar nicht so einen aggressiven Anschein, eher sahen sie aus wie Familien Väter, die verzweifelt nach einem Weg Heim suchten. Ich konnte es ihnen noch nicht einmal verübeln. Wahrscheinlich hätte ich an ihrer Stelle genauso gehandelt, aber wem kann man heutzutage noch vertrauen schenken? Vielleicht habe ich sie einfach falsch eingeschätzt und musste jetzt dafür büßen. 

Ich schaute mich um, wie jeden Tag und versuchte einen Blick aufs Land zu erhaschen, aber jedes Mal, bevor ich etwas entdecken konnte, traf mich ein Schlag ins Gesicht und so war es auch dieses Mal. Benommen taumelte ich leicht zur Seite, schaute den Mann an, der mich geschlagen hatte und bevor ich mich währen konnte, bekam ich ein Knie in die Magengrube, das mich keuchen und würgen ließ. Ich landete auf dem Boden und bekam nicht mehr alles mit. Die einzelnen Schläge, Tritte oder was auch immer sie noch mit mir anstellten, zogen an mir vorbei, ich spürte lediglich den Schmerz, der meinen Körper jedes Mal durchfuhr. 

"Hört auf!", ertönte wieder diese Stimme und alle hörten auf ihn. Sie taten sogar einen Schritt zur Seite, damit Liam auf mich herabblicken konnte. Durch halb geschlossene Lider konnte ich sein Grinsen sehen. Dieses Grinsen machte mich aggressiv, doch ich konnte nichts dagegen unternehmen, ich war einfach zu schwach. Ich lag einfach da auf dem Holzboden, hustete und spuckte das Blut aus, welches sich in meinem Mund sammelte. "Möchte die Lady uns jetzt vielleicht etwas mitteilen?", fragte Liam und lehnte sich auf den Holzpfahl, der die Treppe zierte, die zur Kajüte führte, in der ich gefangen gehalten wurde.

Noch immer kam kein Wort über meine Lippen, ich schüttelte meinen Kopf leicht, was eindeutig ein Fehler war, denn im nächsten Moment drehte sich alles und meine Sicht wurde zunehmend unschärfer, bis sie schließlich ganz weg war. Ich hatte keine Panik, fühlte mich eher frei und unbeschwert. In der Dunkelheit, in der ich mich befand, spürte ich keine Schmerzen, aber ich konnte mich  nicht bewegen. Es war einfach nur dunkel. 

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Ich weiß nicht wie lange ich in diesem Zustand war, aber als ich wieder zu mir kam, kamen auch die Schmerzen wieder und ich stieß ein gequälten Laut aus. Als ich meine Augen öffnete konnte ich den Käfig wieder erkennen und den Raum, der ins Dunkle getaucht war, nur eine Öllampe auf dem Tisch des Captain's spendete Licht. Niemand außer mir schien in diesem Raum zu sein. 

Ich rutschte der Käfigtür entgegen und schaute mich etwas um, wobei  mein Kopf die Stäbe berührte und sich etwas bewegte. Verwirrt runzelte ich die Stirn und legte meine Hand gegen das Türchen. 

War sie etwa die gesamte Zeit offen gewesen? Ich konnte verschwinden! 

So viele Fragen schwirrten in meinem Kopf, bis ich meinen Körper durch die Öffnung bewegte und zur Tür sah. 

Zwei leuchtende Augen. Der Schatten, der mich am Brunnen überrumpelt hatte. Er schaute mich durch das kleine Fenster in der Tür an, legte seinen Kopf schief und verschwand. Ich wollte ihm hinterher, aber ich war zu schwach, um mich schnell zubewegen. Die Piraten hatten mich nicht nur verprügelt sondern hatten mir auch nur kleine Rationen an Essen gegeben, sodass ich gerade überleben würde. Ich bewegte mich schwerfälilg auf die Tür zu und lehnte mich auf der Klinke ab. 

Schluckend wagte ich einen Blick nach draußen. Das Schiff war in gedämpftes Licht getaucht, durch den Mond. Der Mond schien heller und war größer, als ich ihn in Erinnerung hatte. Auf einmal konnte ich etwas im Himmel sehen, erst dachte ich, ich hätte es mir nur eingebildet und hielt es für einen Vogel, aber die Silhouette kam schnell auf das Schiff zu. 

Ein erleichtertes und fast schon lachendes Geräusch verließ meine Kehle und ich drückte die Tür auf. Am Türrahmen lehnte ich mich ab und versuchte mich zur anderen Seite, also bis zum Steuerrad, zu befördern. 

"Möchtest du uns etwa verlassen, meine Liebe?", ertönte eine belustigte Stimme und ich drehte mich mit Groll in den Augen zu Liam um.

Loving a Psycho || The boy who had to believeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt