-Two-

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-Trying to Survive-

"Y/N!" deine Sitznachbarin und beste Freundin fuchtelte wie wild mit ihrer Hand vor deinem Gesicht herum. Erst als du dich umblicktest bemerktest du, das die meisten der anderen Schüler schon verschwunden waren, der Lehrer jedoch vorne noch einige Gespräche zu führen schien. Im Groben und Ganzen war der Saal leer.

"Jetzt komm endlich. Mensch, worüber hast du denn schon wieder nachgedacht, dass du die ganze Lesung verpennst?" fragte sie aufdringlich, während sie dich aus dem Saal zog, vermutlich würde sie dich in die Caféteria ziehen, es war mittags Zeit und sie nahm ihr Essen ziemlich ernst. Auf die Frage hin zucktest du nur mit den Schultern, ließt dich mitziehen und nahmst Platz an einem freien Tisch. Sie holte derweil essen für sich, von dem du wohlmöglich später etwas abzweigen würdest.

Du wusstest genau woran du gedacht hattest. Heute morgen, vielleicht so gegen halb sieben, bekamst du eine Nachricht von Mira, das du dir heute frei nehmen konntest, es gäbe anscheinend nicht viel zu tun. Bullshit, hattest du dir gedacht. In solch einer Firma gab es immer viel zu tun aber du konntest ja nicht einfach widersprechen und denoch auftauchen. Du beließt es also dabei, freutest dich auf ein wenig Freizeit, die hattest du in letzter Zeit nämlich kaum. Ständig warst du mit irgendetwas beschäftigt und es machte dich irre. Klar, du wolltest gute Arbeit leisten, in der Firma und auch der Universität, du wolltest deine Eltern nicht enttäuschen. Sie waren immer so stolz auf ihre Musterschülerin gewesen.

Du warfst einen Blick auf Y/F/N. Wie ihr euch angefreundet hattet war dir ein Rätsel. Du hattest nie besonders viele Freunde, schießlich hattest du dafür nicht die Zeit. Wenn man sein ganzes Leben mit lernen und diversen "Hobbys" verbrachte, die von den Eltern als Ereignissreich und lohnend abgestempelt waren, hatte man nicht viel Zeit für, nun, andere Menschen. Man hatte ja schon kaum Zeit für sich selbst. Das alles änderte sich auch nicht, als du die Oberschule als eine der besten verlassen hattest und nun mit einem Stipendium an die Uni gingst. Dazu kam nun schließlich ein Job, du brauchtest das Geld.

"Sag Y/F/N" begannst du zu sprechen, als sie sich neben dir niederließ und sich auf ihr Essen stürzte, "wie wurden wir noch einmal Freunde?"

Sie stoppte, sah dich eine kurze Weile verdutzt an und lachte dann ausgiebig. Sie wischte sich eine falsche Träne weg und tat auf beleidigt.

"Also wirklich Y/N wie kannst du dich nicht daran erinnern?"

Ja, wie konntest du nur? Sie war ja offensichtlich die Extrovertierte die dich adoptiert hatte..

Du verdrehtest die Augen, schwiegst und schmunzelnd betrachtete sie dich.

"Wir mussten ein Projekt zusammen machen. Na, eigentlich hast du es gemacht denn ich bin nie aufgetaucht." sie fuchtelte mit ihren Händen herum. Obwohl dieser Vorfall knapp zwei Jahre her war, entschuldigte sie sich immer noch dafür, fühlte sich mies dich allein gelassen zu haben. Aber so war sie nun mal, dachtest du immer.

"Natürlich haben wir eine gute Note bekommen, bist ja schließlich du. Danach habe ich dir solange am Rockzipfel gehangen, bis du so genervt warst, das du mich akzeptiert hattest. Ist auch besser so, so kommst du wenigstens ab und zu mal aus deiner Wohnung heraus."

Wo sie Recht hatte hatte sie Recht. Du bevorzugtest zwar dennoch das allein sein, aber nun hattest du wenigstens jemanden den du anrufen konntest, wenn du kurz vorm sterben warst. Das war dann doch ganz hilfreich. Y/F/N zwang dich mindestens einmal die Woche mit ihr was essen zu gehen, wie sagte sie so schön: damit du nicht eingehst wie eine Topfpflanze ohne Sonnenlicht. Ja, sie war schon etwas besonderes. Obwohl sie oft sehr nervig war hattest du sie gern.

"Hast du jetzt noch Kurse?" fragte sie neugierig, schob sich ein Stück Sandwich in den Mund und wartete gebannt auf deine Antwort. Deine Gedanken blinzeltest du weg, drehtest dich um 45° um auf die Uhr zu sehen und schütteltest dann den Kopf. Es war gleich halb zwei, eigentlich müsstest du in die Firma, wo um zwei deine Schicht beginnt, doch das Thema war bereits abgehakt.

"Musst du in diese Firma? Zu deinem Job meine ich?" schlicht und ergreifend nicktest du, du wusstest sie hatte jetzt keine Kurse mehr, nur ein kleines Meeting mit den Biologie Leuten und deine gewonnene Freizeit wolltest du allein verbringen. Du liebtest sie, aber sie war anstrengend.

"Ich mach mich dann mal auf den Weg." murmeltest du beinahe während des Aufstehens, sie blieb sitzen, nickte. "Viel Spaß bei deinem Treffen." mit diesem Satz verabschiedetest du dich von ihr, liefst vom Campus zu deiner nahegelegenen Wohnung. Die Umgebung war friedlich, es passierten so gut wie keine Unfälle, die Menschen waren freundlich, so weit du das beurteilen konntest, und die Straßen waren sauber. Die Mieten hier waren ein wenig höher als in anderen Teilen der Stadt, jedoch wolltest du ungern in eine Gegend ziehen, wo man tagtäglich beinahe dreimal ausgeraubt werden konnte. Nicht das das der Fall war, Korea war eins der Sichersten Länder überhaupt.

Schon auf halben Weg kramtest du in deiner Tasche umher, fischtest deinen Schlüssel heraus und schlendertest gut-gelaunt den Weg entlang.

An deinem Wohnkomplex angekommen öffnetest du die Tür, schautest nach Post und warst positiv überrascht, als es keine gab. Keine Post ist gute Post, meintest du zu dir selbst, liefst die wenigen Treppen zu deiner Wohnung im ersten Stock und öffnetest eine zweite Tür.

Dein Vermieter war ein netter, Älterer Mann, er selbst hatte drei Kinder und knapp fünf Enkel, das Sechste war im Anmarsch. Er schaute oft hier vorbei, redete mit den Mietern und man konnte so eine Bindung zu ihm aufbauen. Du fandest, dass es schade wäre, wenn ein reicher Schnösel später einmal dieses Haus bekommen würde. Der alte Mann hatte sich so reizend darum gekümmert und einer dieser reichen Volldeppen würde es sicher zu einem Hotel machen, oder alles renovieren lassen, sodass er die Wohnungen teurer vermieten konnte. Es graute dir davor.

Die Wohnungstür geschlossen, die Schuhe ausgezogen und die Tasche abgelegt, hangst du noch schnell die Jacke weg, bevor du dich in Küche aufmachtest. Du wolltest schließlich auch etwas essen, leider hattest du nicht mehr als Fertiggerichte im Haus und so musstest du dich mit Ramen zufrienden geben. Seufzend kochtest du Wasser, ließt die Nudeln weich werden und saßt wenig später mit einer kleinen Schüssel Jjajangmyeon im Wohnzimmer. Die schwarze Bohnen Paste hattest du bereits daraufgegeben und musstest nur noch alles vermischen.

Du schaltetest den Fernseher ein.

Wohlmöglich würdest du nun essen, derweil ein Drama schauen, danach ein Wenig Arbeit für die Universität leisten-da war noch ein unfertiges Assignment- und schlussendlich vielleicht ein kleines Nickerchen machen oder die Wohnung aufräumen. Es kam eben auf die Uhrzeit an.

Es war ungewohnt um diese Uhrzeit bereits zuhause zu sitzen, doch du wolltest es genießen, es kam schließlich nicht alle Tage vor. Morgen würdest du wieder den ganzen Tag im Unternehmen der Kims verbringen. Das dachtest du jedenfalls.

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#korrigiert

The Cute Asshole // Kim Taehyung X ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt