-Twentyeight-

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-Childhood Memories-

„Komm schon Namjoon..." nuschelte Jin leise. Er hatte den Jüngeren teils allein, teils mit dessen Hilfe, die Treppen zu Namjoons Apartment geschleppt, der Jüngere war des Öfteren während des Laufens eingeschlafen, doch nun fand er den Schlüssel zu seiner Wohnung nicht und Jin wollte einfach nur noch in ein Bett wo es warm war. Es war nämlich verdammt kalt geworden, tagsüber hielt es sich in Grenzen doch nachts war bereits tiefster Winter, wie Jin fand. Vielleicht war er auch einfach sehr empfindlich was das anging. Nicht das Jin nicht auch wegen anderen Dingen sehr empfindlich war aber Kälte mochte er noch nie, konnte er auch noch nie besonders gut aushalten. Er war mehr ein Frühlingsmensch.

„Hab ihn..." lallte Namjoon und hielt Jin den Schlüssel vor die Nase. Dieser atmete aus, beeilte sich die Tür aufzuschließen und beförderte sowohl sich als auch Namjoon auf direktem Wege in dessen Schlafzimmer. Namjoon landete sofort sanft auf seinem Bett, umklammerte seine Decke wie ein kleines Baby und hätte weiter geschlafen, wenn Jin ihn nicht davon abgehalten hätte.

„Komm, ich helf dir dich auszuziehen. Dann können wir schlafen. Du wirst morgen sowieso einen mega Kater haben, großartig das wir ein Shooting haben." Murmelte Jin so vor sich her während er begann Namjoons Schnürsenkel zu öffnen, ihm die Schuhe auszuziehen und ihn letztendlich hinzusetzen, sodass er ihn des Restes entledigen konnte. Namjoon selbst war dabei keine besonders große Hilfe. Er saß da, starrte Jin durchdringlich an und umarmte diesen plötzlich. Nicht das Jin was dagegen gehabt hätte aber er wollte langsam wirklich ins Bett gehen.

„Joonie..." hauchte er leise doch der Jüngere ließ nicht ab. Erst nach wenigen Minuten löste er sich von Jin, sah den Älteren mit glasigen Augen an und sofort wurde in Jin das Bedürfnis geweckt, ihm einen Kakao und Kekse zu machen und wie ein Burrito in eine Decke ein zu wickeln. Doch er verdrängte es, fragte stattdessen was los sei und setzte sich neben den Jüngeren.

„Weißt du, meine Kindheit war nie so toll wie alle dachten." Er zog die Nase hoch, wie er auf das Thema kam war Jin ein Rätsel doch er ließ ihn weiter sprechen. „Meine Eltern waren nie für mich oder Tae da, er wurde von unserer Großmutter großgezogen, doch ich war zuhause immer allein. Unsere Eltern waren immer auf irgendwelchen Veranstaltungen oder auf Geschäftsreise. Wir hatten damals schon Kindermädchen und die haben mich dann zum Teil groß gezogen." Wieder schniefte er, lehnte sich an Jin an und seufzte. „Ich habe im Alter von drei aus Langeweile angefangen zu lesen und die verschiedensten Dinge zu lernen, so kam es eben, dass ich schon in der Grundschule besser war als alle anderen und so konnte ich auch eine Klasse überspringen. Ich habe gehofft, dass wenn ich der Beste in allem bin, das meine Eltern mich bemerken und mir zeigen, dass sie mich lieben. Doch sie blieben weiterhin kalt. Selbst als Tae mit 10, wo ich schließlich in die Mittelschule wechselte, gänzlich zu uns zog, blieben meine Eltern so verdammt Jobbesessen. Vermutlich hatten sie nicht einmal bemerkt, dass Tae nun da war. Ich habe also immer weiter gelernt, bis spät abends, ich habe Tae bei seinen Sachen geholfen und mit 14 habe ich die Mittelschule als Bester abgeschlossen. Meine Noten waren perfekt und so blieb das auch. Auf der Oberschule habe ich an diversen Wettbewerben teilgenommen, Wissenschaft, Musik, alles was es eben gab, ich war immer einer der Besten, wenn nicht sogar der Beste, doch meinen Eltern schien das egal zu sein. Klar haben sie mir gezeigt, dass sie stolz auf mich waren, doch dennoch waren sie nie da. Mehr habe ich mir nicht gewünscht. Ich wollte einfach nur, dass sie ab und zu mal da sind.

Als ich mit 18 von der Oberschule ging war ich in den Top 2% des Landes. Ich brachte meiner Familie Ehre und jeder beglückwünschte mich und meine Eltern. Von da an haben sie es eingesehen, sie haben begonnen öfter zuhause zu sein, sie waren für mich und Tae da, und vor allem Tae hat sie gebraucht. Ich kam irgendwie auch ohne meine Eltern aus aber Taehyung hat das schon damals stark mitgenommen." Er seufzte.

Jin hatte sich schon gedacht, dass in ihrer Familie irgendwas gewesen sein musste. Keine Familie ist perfekt, mag sie nach außen hin auch noch so wundervoll scheinen, aber jede Familie hat ihre eigenen Probleme, die sie bewältigen muss. Das heißt nicht das die Familie sich voneinander entfernen sollte, das sollte in keiner Familie –mag sie auch noch so kaputt sein- eine Option sein. Familie ist nun mal wichtig und jeder braucht sie. Auch wenn man beispielsweise adoptiert ist, so ist doch die Adoptionsfamilie wie die eigene. Auch Freunde können eine Familie sein, denn auch sie geben halt und unterstützen einen. Familie ist im Herzen, und Blut ist nicht unbedingt dicker als Wasser.

„Weißt du..." Jins Gedanken werden durch Namjoons Stimme unterbrochen und sofort liegt seine Aufmerksamkeit auf dem Jüngeren. „Heute verstehen wir uns alle sehr gut. Meine Eltern sind auch schon etwas älter, möglicherweise liegt es daran, aber sie werden sich bald zur Ruhe setzen. Tae übernimmt das Familien-Erbe, er wird bald ausziehen und das Haus übernehmen. Meine Eltern wollen nach Daegu ziehen, dort haben wir ein Ferienhaus. Sie wollen ihren Ruhestand genießen und das verstehe ich total. Meine Eltern sind nun in den Alter, wo sie langsam Enkelkinder wollen, auf die sie Wochen Ends aufpassen können, mit denen sie spielen können und.." wieder gerät er ins Stocken. Er schweigt einen Augenblick, schein sich sammeln zu müssen. „Ich habe einfach Angst sie zu enttäuschen. Sicher, sie wissen dass ich schwul bin, aber dennoch werden sie doch sicher enttäuscht sein, weil ich ihnen keine Enkelkinder schenken werde. Bei Tae wird das sowieso dauern, der braucht schon Ewigkeiten um die passende Frau zu finden...Man Jinie, was mach ich denn jetzt?"

„Mach dir doch nicht so viele Sorgen darüber. Wenn es an der Zeit ist und deine Eltern wirklich in den Ruhestand gehen –was ich erstmal bezweifle denn die sie sind wirkliche Arbeitstiere- dann sollten sie auch Mal Zeit für sich haben meinst du nicht? Und wenn sie dann Enkelkinder wollen können wir auch immer noch adoptieren oder nicht?" fragte er lächelnd und Namjoon sah lächelnd zu dem Älteren auf. Seine Grübchen kamen zum Vorschein und sofort wurde es Jin wärmer ums Herz. Verdammt, er liebte Namjoon wirklich sehr.

„Ja. Ja adoptieren fände ich toll. Dich finde ich toll." Er küsst Jins Nase und hebt dann seine Arme. Erst versteht Jin nicht, doch dann dämmert es ihm.

Er sollte ihn weiter ausziehen...

The Cute Asshole // Kim Taehyung X ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt