14 - Philine

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Er hat tatsächlich einen Weg gefunden mir zu schreiben. Morgen ist es soweit und wir werden uns das erste Mal gegenüber stehen. Meinen Eltern werde ich davon nichts erzählen, denn die würden mir mein kleines Treffen eventuell nicht erlauben. Ich werde Tara fragen müssen, ob ich sie als mein Alibi einsetzen darf.

"Philine, kommst du bitte mal mit nach unten?"

"Ja Dad.", ich weiß ganz genau was jetzt kommen wird.

Unten sitzt schon meine Mutter am Esstisch und sieht vollkommen verweint aus. Wir setzen uns auch an den Tisch und ich würde am liebsten schon wieder aufstehen und gehen.

"Du weißt sicher worum es geht?"

Ich nicke nur.

"Wir wollten es dir sagen. Es gab nur nie den richtigen Zeitpunkt."

"Das sagen alle immer!"

"Du hättest es nicht so erfahren sollen."

"Papa, können wir das ganze bitte abkürzen?"

"Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist, aber für uns ist es auch nicht einfach das du jetzt darüber bescheid weißt.", die Stimme meiner Mutter zittert durchgehend..

"Es ist wirklich nicht leicht für mich, aber ich habe es schon einigermaßen verarbeitet. Wegen mir müssen wir nicht weiter darüber reden."

"Philine, sei bitte nicht so. Wir haben solche Angst dich zu verlieren."

"Ihr werdet mich nicht verlieren, aber ich brauche jetzt erst einmal etwas Abstand. Ich werde auch versuchen irgendwie an meine leiblichen Eltern dran zu komme. Ich möchte die und meine Geschwister kennen lernen."

"Philine, sie wollen keinen Kontakt zu dir. Das wollten sie nie."

"Doch, das wollen sie. Mein Bruder hat schon kontakt zu mir aufgenommen und ich werde auch weiterhin mit ihm kontakt haben!", ich werde langsam sauer.

"Das ist keine gute Idee. Lass es lieber, das macht es für alle....", ich lasse meine Mutter nicht aussprechen.

"Es macht es für euch nicht leichter. Mir würde es helfen und ich will es auch so. Noch dazu hat Harry zu mir kontakt aufgenommen, nach meinem Auftritt im Fernsehen!", mit diesen Worten stehe ich auf und verschwinde wieder in meinem Zimmer.

Es ist tatsächlich für alle nicht leicht, aber dass sie mir noch ausreden wollen meine richtige Familie kennenzulernen hat mich sehr getroffen. Ich würde doch niemals meine Eltern und Damian einfach verlassen oder vergessen. Ich möchte nur meine leiblichen Eltern kennenlernen und Zeit mit ihnen verbringen. Ich möchte wissen wo ich herkomme, wie meine richtige Familie aussieht, aber ich würde niemals auf die Idee kommen die eine Familie gegen die andere zu tauschen. Noch dazu haben mich meine leiblichen Eltern zur Adoption frei gegeben, deshalb werde ich mit ihnen wahrscheinlich nie so ein starkes Eltern-Kind-Verhältnis haben, wie zu meinen Eltern. Die haben mich zwar angelogen, aber waren immer für mich da und wollen mich auch nicht weggeben. Eigentlich bräuchte ich jetzt eine Freundin zum reden, aber alle sind mit ihren Familien unterwegs, also sitze ich alleine da und esse meine restlichen Gummibärchen auf. Bis jetzt konnte ich auch noch nicht richtig weinen, anscheinend bin ich mit der ganzen Sache doch noch sehr überfordert und geschockt. Vor lauter überlegen höre ich mein Handy kaum, als ich eine Nachricht bekomme.

Harry: 'Es ist zwar schon später Nachmittag, aber ich würde dich schon heute gerne treffen. Mich beschäftigt die ganze Sache sehr und würde gerne das ganze aufklären.'

Ich überlege, da ich mir nicht sicher bin, ob ich jetzt noch raus gehen sollte, da das Gespräch mit meinen Eltern noch nicht so lange her ist. Aber ich würde ihn auch gerne treffen und mehr über ihn und unsere Eltern erfahren, also sage ich zu.

Ich: 'Ich kläre das kurz ab und sage dir dann bescheid.'

Harry: 'Ich hoffe es klappt, wenn du darfst, dann treffen wir uns wie ausgemacht an der Halle.'

Ich renne die Treppe runter. Meine Eltern sitzen jetzt im Wohnzimmer und starren Löcher in die Luft: "Ich gehe noch ein bisschen nach draußen. Nur das ihr bescheid wisst."

"Komm nicht zu spät wieder nach Hause.", meint mein Vater ohne mich anzusehen.

Es war nicht nötig die beiden zu überzeugen, also brauche ich Tara auch nicht als mein Alibi. Schnell ziehe ich mir meine Schuhe an bevor es sich meine Eltern anders überlegen. Meine Jacke binde ich mir erst einmal noch um die Hüfte, da es noch angenehm warm ist. Ich gehe die Straße lang und stelle mich an die Bushaltestelle. Ich habe Glück, denn der nächste Bus fährt schon in den nächsten Minuten. Also suche ich mein Handy, aber finde es nicht. Zuhause kann ich es aber nicht vergessen haben, da ich es sicher eingesteckt habe. Ich schaue noch einmal in allen vier Taschen meiner Hose, bis ich merke, dass mein Handy in meiner Jackentasche hängt. Ich suche Harry raus und scheibe ihm, dass ich auf dem Weg bin und in zwanzig Minuten da sein werden. Ich bin schon total aufgeregt. Das liegt aber nicht daran, dass ich Harry Styles den Sänger treffe, sondern Harry Styles meinen großen Bruder. Im Bus fällt mir ein, dass ich die Unterlagen vergessen habe, aber umdrehen kann ich jetzt nicht mehr. Dann müssen eben die Fotos auf meinem Handy reichen. Die Fotos habe ich nur für den Notfall gemacht, wenn meine Eltern mir die originalen Unterlagen wegnehmen und ich dann als Lügnerin dastehen könnte. Sie würden zwar nie soweit gehen, aber man weiß es nie so genau.

Forgotten SisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt