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Den letzten Abend haben wir ruhig ausklingen lassen. Nach unseren Pizzen haben wir den Tisch abgeräumt und noch eine Runde Karten gespielt.

"Jungs, ich bin echt müde. Ich werde mich für heute in meine Gemächer zurückziehen.", sage ich und stehe auf.

"Wir werden auch nicht mehr so lange hier bleiben.", meint Liam.

"Und was ist, wenn ich euch jetzt rausschmeiße? Schließlich ist das meine Wohnung.", fügt Louis hinzu und grinst.

"Dann gehen wir halt."

"Niall was ist denn heute los mit dir? Bist du etwa schon wieder eingeschnappt?", möchte Harry wissen.

"Nein, mir geht es bestens. Ich werde jetzt nach Hause fahren, wir sehen uns morgen wieder.", er steht auf und verschwindet aus Louis' Wohnung.

"Ich glaube den hats voll erwischt.", lacht Liam.

"Was meinst du? Ist er krank?", möchte ich sofort wissen.

"Er ist krank, er hat die verliebten Krankheit."

"Ich glaube ihn stört es, dass du bei mir wohnst und nicht bei ihm.", sagt Louis und sieht mich an.

"Ach so ein Käse. Er ist genauso müde wie wir alle, deshalb werde ich jetzt auch ins Bett gehen. Gute Nacht.", sage ich und verschwinde im Badezimmer, um mich Bettfertig zu machen.

Das erste Mal seit Wochen habe ich mal wieder richtig gut geschlafen. In einem richtigen bequemen Bett. Ich öffne mein Fenster und mir weht sofort eine leichte Luftbriese um den Körper. Mit Vogelgezwitscher kann der Tag nur gut werden. Ich ziehe mir wieder die Sachen von Louis. Meine ganzen Kleidungsstücke habe ich gestern Abend noch in den Trockner geworfen, damit ich heute nicht den ganzen Tag in dem dicken Hoodie rumlaufen muss.

Die Wohnung ist ruhig als ich aus meinem Zimmer komme. Anscheinend schlafen die Jungs noch. Zuerst nehme ich mir frische Sachen aus meinem gewaschenen Stapel Kleidung und räume den Rest wieder in meinen Koffer. Glücklicherweise bin ich in der Früh sehr schnell fit und motiviert meinen Tag so schön wie möglich zu gestalten. Somit mache ich mich fertig für meinen Alltag, ziehe mir meine Schuhe an und gehe aus der Wohnung. Einen Schlüssel habe ich nicht gefunden, weshalb ich später die Jungs einfach aus ihren Betten klingeln muss. Das stört mich aber nicht weiter, denn draußen ist das schönste Wetter, also perfekt um die Gegend zu erkunden. Ich habe mir mit meinem Handy eine Stecknadel bei Louis' Wohnung gesetzt, damit ich wieder zurück finde, denn ganz allein in einer neuen Umgebung wäre ich ohne mein Handy aufgeschmissen. Es gäbe zwar die Möglichkeit nach dem Weg zu fragen, aber dafür bin ich zu schüchtern, weshalb mir in solchen Situationen mein Handy lieber ist. Ich hätte auf meinem Handy auch nach einer Bäckerei in meiner Gegend suchen können, aber das wäre zu einfach gewesen. Ich folge einfach verschiedenen Straßen, gehe an der Hauptstraße lang und entdecke auch schon nach kurzer Zeit einen kleinen Laden mit Semmeln. Die frische Backwaren konnte ich schon aus einigen Metern Entfernung riechen. Mit meinem Notfallgeld in meiner Handyhülle kaufe ich fünf Semmeln, da ich davon ausgehe, dass die Jungs jeweils zwei Semmeln verdrücken werden. Bedauerlicherweise muss ich feststellen, dass mir mein Geld nicht ausreicht.

"Kann ich dir denn etwas leihen?", bietet mir eine gepflegt aussehende Frau hinter mir an.

"Ich weiß nicht, wie lange ich hier bleiben werde. Ich komme nicht von hier. Wahrscheinlich kann ich es Ihnen nicht wieder zurückzahlen, aber vielen Dank.", erkläre ich ihr freundlich und möchte nur drei Semmeln bestellen.

Die Frau drückt mir einige Münzen in die Hand: "Hier nimm, ich bestehe darauf. "

Wir sehen uns lange in die Augen: "Vielen Dank, dass ist sehr freundlich von Ihnen."

Ich bestelle nun doch die fünf Semmeln und bezahle mit meinem Geld und den Münzen der Frau. Ich nicke ihr noch einmal dankend zu und gehe aus dem Laden. Draußen bleibe ich stehen und warte noch auf die nette Frau, um mich erneut bei ihr zu bedanken.

"Nanu, du bist immer noch da?", erkundigt sie sich.

"Ja, ich wollte mich noch einmal bedanken. Normalerweise habe ich immer genug Geld dabei, aber irgendwie, habe ich meinen Geldbeutel heute vergessen."

"Ich helfe gerne und von den paar Münzen werde ich nicht arm."

"Das ist gut. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."

"Heute ist wirklich ein schöner Tag. Mein Sohn kommt endlich wieder nach Hause und bringt noch jemanden mit. Ich freue mich schon sehr sie kennen zu lernen. Tut mir leid. Das wird dich sicher nicht interessieren. Ich wünsche dir natürlich auch einen schönen Tag und lasst euch die Semmeln schmecken.", lächelt sie mich an und verschwindet in die entgegengesetzte Richtung, ohne, dass ich ihr noch etwas sagen kann.

Mit meiner Semmeltüte in der Hand versuche ich den Weg zurück zu Louis' Wohnung zu finden. Nach längerem Gehen komme ich an Gebäuden vorbei, die ich auf meinem Hinweg nicht gesehen habe. Anscheinend habe ich mich doch verlaufen. Gerade als ich mein Handy aus meiner Hosentasche nehmen möchte, höre ich eine mir all zu vertraute Stimme.

"Sternchen, was suchst du denn hier draußen?"

Louis und Harry kommen von hinten angelaufen: "Ich dachte ihr schlaft noch?!"

"Das war nicht die Antwort auf meine Frage.", meint ein verschwitzter Louis.

"Ich wollte ein bisschen spazieren gehen und was macht ihr?"

"Siehst du doch, wir joggen."

Das hätte ich wohl oder übel tatsächlich erkennen können: "Wie lang seit ihr denn schon unterwegs?"

"Es dürften mittlerweile schon zwei Stunden sein. Wir sind aber nicht die ganze Zeit gejoggt. Wir haben mit Georg den Bus ausgeräumt und geputzt."

"Ich dachte, dass macht eine Putzfirma?", frage ich überrascht.

"Ja gibt es, aber wir haben den Dreck ja auch hinterlassen, deswegen helfen wir nach jeder Tour beim Busputz.", erklärt mir Harry.

"Ach so."

"Kann es sein, dass du dich verlaufen hast?", möchte Louis wissen.

"Nein, ich würde mich doch niemals verlaufen."

"Na gut. Du hättest nur dahinten abbiegen müssen. Auf diesem Weg wirst du nicht wieder zurückkommen."

"Erwischt. Ich habe mich verlaufen."

"Harry, was meinst du? Sollen wir ihr helfen?"

"Bevor ihr entscheidet, muss ich euch noch was mitteilen."

"Und was?", möchte Harry wissen.

"Ich habe frische Semmeln und wenn ihr mir nicht den Weg zeigt, dann esse ich alle alleine auf.", grinse ich sie frech an.

"Das ist ein Argument."

"Das ist Erpressung!", meckert Louis.

"Na dann müssen wir dir wohl oder übel helfen.", gibt sich Harry geschlagen.

Gemeinsam gehen wir die letzten fünf Minuten zurück zu Louis' Wohnung. Die Jungs gehen beide nacheinander duschen und ich richte das Frühstück her.

Forgotten SisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt