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Die nächste Haltestelle ist meine. Ich steige also aus und sehe mich erst einmal um. Ich habe noch fünf Minuten und habe keine Ahnung wo ich hin gehen muss. Mir bleibt nichts anderes übrig als einfach um die Halle rum zugehen und unseren Treffpunkt zu suchen. Es gibt so viele verschiedene Eingänge und ich bin mir sicher, dass ich bereits an dem richtigen vorbeigegangen bin. Ich habe die Halle schon fast zu hälfte umrundet, als ich weiter vorne eine Gestallt wahrnehme. Kann das Harry sein? Ich hoffe es, denn aus meiner Perspektive sieht er irgendwie gruselig aus. Mit jedem Meter den ich näher komme werde ich nervöser. Es ist tatsächlich Harry! Meine Freundinnen würden durchdrehen, aber ich nicht. So wirklich viel habe ich mich allgemein mit One Direction noch nicht beschäftigt. Ich versuche mich so normal wie möglich zu verhalten.

"Hey, du musst Philine sein?!"

"Ja die bin ich.", mehr bekomme ich nicht raus.

"Schön das es heute doch noch geklappt hat. Am besten gehen wir rein und reden drinnen weiter. Hier draußen weiß man nie wer zuhört."

"Gerne. Ich bin echt erstaunt, dass du dich gemeldet hast. Ich dachte die ganze Aktion von mir wäre total zwecklos gewesen."

"Du wolltest doch, dass ich mich melde und jetzt treffen wir uns sogar.", er schließt die Türe auf und wir treten ein.

"Woher hast du die Schlüssel?"

"Ich habe mit dem Hausmeister geredet und ihm die Situation und Dringlichkeit erklärt."

"Und dann gibt er dir einfach die Schlüssel?"

"Mir kann man vertrauen und ich bringe ihm den Schlüssel später wieder zurück."

Harry führt mich durch das komplette Gebäude bis wir hinter der Bühne angekommen sind.

"Wieso sind wir hier? Es gibt doch auch andere Plätze hier drinnen."

"Komm einfach mit."

Ich folge ihm bis er mitten auf der Bühne stehen bleibt und sich auf den Boden setzt. Erst sehe ich ihn komisch von oben an, setze mich dann aber auch auf den Boden.

"Wie kommst du drauf, dass ich dein Bruder sein kann?"

"Wir waren auf der Hochzeit meiner Cousine und dort habe ich meine Eltern und meine Tante darüber reden hören, dass ich adoptiert bin. Also habe ich Zuhause dann nach meiner Geburtsurkunde gesucht und habe dort die Namen deiner Eltern drauf gefunden. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wer die beiden sind, also habe ich im Internet nachgesehen und meine Freundin, die ein totaler Fan von euch ist um Hilfe gebeten.", ich hole mein Handy aus meiner Hosentasche und suche das Bild und zeige es ihm.

"Du hast das Originale anscheinend vergessen nicht wahr?", er nimmt mein Handy und grinst mich kurz an.

"Ja, es ging so schnell und dann habe ich alles Zuhause vergessen."

"Ich bin aber auch so. Sobald es etwas stressiger wird, vergesse ich immer irgendetwas, aber zum Glück nicht unsere Songtexte."

"Das wäre echt peinlich wenn du auf der Bühne stehst und deinen Text vergisst.", ich muss lachen.

"Ich glaube dir. Meine, ich meine unsere Mutter hat mich auch schon einiges erzählt. Ich kann es echt nicht glauben, dass ich noch eine kleine Schwester habe."

"Was hat sie denn erzählt?"

"Das sollte sie dir lieber selber sagen."

"Sag du es mir bitte."

"Es war damals einfach so, dass sie unsere Eltern getrennt haben kurz nachdem du geboren wurdest. Sie haben schon davor deine Eltern als Adoptiveltern rausgesucht gehabt und meine Mutter hat das Krankenhaus so schnell wie möglich nach der Entbindung verlassen. Sie wollte dich nicht sehen, da sie es sonst nicht übers Herz gebracht hätte dich gehen zu lassen."

"Sie haben tolle Eltern für mich ausgesucht. Aber wieso wusstest du nichts von mir? Du warst doch auch schon um die sieben Jahre und hättest dir doch auch denken können, dass ich in dem Bauch deiner Mutter bin.", ich kann mich kaum ruhig halten.

"Seid ihr Mädchen alle so hibbelig? Bleib doch einmal ruhig sitzen. Also meine Mutter hat immer weite Kleidung getragen und den Körperkontakt zu mir gemieden. Das war die schlimmste Zeit in meinem Leben. Du bist auch zu früh auf die Welt gekommen. Ich habe von dir überhaupt nichts mitbekommen. Meine große Schwester weiß von dir, durfte aber nie etwas sagen. Sie war damals auch noch nicht so alt und hat es sicher nicht als wichtig empfunden sich die Infos zu merken, dass unsere Mutter schwanger ist. Wäre es für sie wichtig gewesen, hätte sie es mir mittlerweile schon gesagt."

"Harry, das tut mir leid. Ich wollte nicht so ein durcheinander in euer Leben bringen. Ich wollte nur wissen wer zu meiner richtigen Familie gehört.", ich lege meine Hand auf sein Knie.

"Du kannst nichts dafür was unsere Eltern damals beschlossen haben. Ich bin froh, dass du versucht hast an uns ran zu kommen. Das bringt endlich mal wieder frischen Wind in mein Leben."

"Weißt du, unsere Haare sind irgendwie ähnlich und du hast die gleiche Augenfarbei wie ich."

"Ja da hast du recht. Ich bin überzeugt das du meine kleine vergessene Schwester bist.", er legt seine Hand auf meine und lächelt mich an.

"Wie gehen wir jetzt weiter vor?"

"Erst einmal wird nichts an die Öffentlichkeit kommen. Ich glaube das willst du auch nicht. Du gehst noch in die Schule oder?"

"Nicht mehr. Ich habe vor kurzem meinen Abschluss gemacht und habe jetzt drei Monate frei."

"Perfekt!"

"Was meinst du?", ich sehe ihn verwirrt an.

"Wir fahren übermorgen in die nächste Stadt von unserer Tour. Ich möchte das du mitkommst. So können wir uns besser kennenlernen und am Ende, also in fast zwei Monaten lernst du dann deine leiblichen Eltern kennen. Es ist zwar alles sehr viel für dich und das geht jetzt auch alles sehr schnell, aber ich denke es ist eine gute Idee."

Ich weiß gar nicht was ich sagen soll: "Ich würde dich gerne besser kennenlernen, aber wie du sagst geht das alles wirklich sehr schnell. Ich weiß auch nicht, ob mir meine Eltern das ganze erlauben würden."

"Ich fahre dich später heim und rede mit deinen Eltern."

"Das ist glaube ich keine gute Idee. Die sind beide sehr fertig mit der Welt nachdem sie meinen Auftritt gesehen haben. Davor sollte ich am Besten noch mit ihnen reden."

"Dann machen wir es so. Ich fahre dich heim, du redest mit ihnen und danach holst du mich und ich erkläre ihnen meine Idee!"

Forgotten SisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt