So schön der Tag bei meiner leiblichen Mutter auch war, so froh bin ich, wieder bei Louis zu sein. Wir haben viel geredet und uns langsam einander genähert. Es ging hauptsächlich um belanglose Dinge, wie beispielsweise die Tour mit One Direction war oder ob ich schon immer Fan von der Band war. Mir war es ganz recht, dass sie mir nicht sofort Fragen über meine Kindheit oder meine Familie gestellt hat. Meine anfängliche Nervosität ist nach dem Ausraster meiner leiblichen Mutter abgeklungen. Ich habe gemerkt, dass sie gar nicht so schrecklich sein kann, wie ich es mir die ganze Zeit über vorgestellt habe. Harry hat oft versucht die unangenehmen Momente des Schweigens zu unterbrechen und hat mit unserer Mutter über die Tour geredet. Ich habe immer wieder zu ihr gesehen, während Harry mit ihr gesprochen hat. Sie hatte ein stolzes Leuchten in ihren Augen und hörte ihrem Sohn durchgehend aufmerksam zu. Als Harry anfing von mir zu erzählen, huschte der Blick meiner Mutter direkt zu mir. In diesem Moment haben wir uns zum ersten Mal richtig in die Augen gesehen. Ich habe ihre kastanienbraunen Augen geerbt, das konnte ich sofort erkennen. Auch als Harry von mir erzählte, glänzten ihre Augen und sie lässt ihren Blick von meinem Haaransatz bis zu meinen Zehenspitzen wandern. Etwas unangenehmes hatte das ganze schon, aber ich ließ es wortlos über mich ergehen. Irgendwann ging auch Harry der Gesprächsstoff aus und es entstanden immer mehr unangenehme Gesprächslücken. Als hätte der Himmel unser Schweigen deuten können, fing es leicht an zu Regnen. Harry und ich beschlossen zurück zu Louis zu fahren, bevor es richtig anfing zu Schütten.
"Ihr seid schon wieder zurück?"
"Was für eine nette Begrüßung Louis.", brummt Harry, der klitschnass vor mir die Wohnung betritt.
"Es ist anscheinend nicht so gut gelaufen oder? Was hat deine Mutter schon wieder verbockt?"
"Sie hat gar nichts verbockt. Naja, mehr oder weniger."
"Ich finde das es ganz gut gelaufen ist. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt.", versuche ich Harrys Stimmung etwas aufzuheitern.
"Das freut mich für euch.", grinst Louis und wäscht weiter eine Pfanne ab.
Ohne ein weiteres Wort geht Harry ins Badezimmer. Louis folgt ihm sofort und ich bleibe alleine zurück. Ich habe keine Ahnung, was mit Harry los ist. Harry hat mich nach unserer Verabschiedung ins Auto geschickt, während er noch einige Minuten bei unserer Mutter geblieben ist und mit ihr geredet hat. Neugierig ziehe ich meine Schuhe aus und schleiche zum Badezimmer. Die Türe ist zwar zu, aber Harry und Louis kann ich eindeutig verstehen.
"Ich dachte es ist alles gut gelaufen"
"Solange Philine dabei war, war ja auch alles gut."
"Und ab wann war nicht mehr alles gut?"
"Ich habe zum Schluss noch alleine mit meiner Mum geredet. Sie hat gesagt, dass Philine wirklich ein tolles Mädchen ist und sich nicht besser hätte entwickeln können.", Harrys Worte lassen mir Tränen in die Augen steigen.
"Was ist dann das Problem? Das hört sich doch alles mehr als nur perfekt an."
"Sie möchte Philine nicht mehr sehen.", jetzt laufen mir die Tränen der Enttäuschung die Wangen runter.
"Wie bitte? Ich wusste das deine Mutter schwierig ist, aber das sie so einen an der Waffel hat, wusste ich nicht."
"Ich verstehe es selbst auch nicht. Sie möchte sie nicht mehr sehen, weil Philine nur so geworden ist, weil sie in einer anderen Familie aufgewachsen ist. Meine Mum möchte, dass Philine so bleibt wie sie ist. Sie hat Angst, dass sie ihre eigene Tochter im negativen Sinne verändert."
"Ich kann sie da schon irgendwie verstehen. Sie kann Philine nicht schon wieder von sich stoßen. Das entscheidet sie nicht mehr ganz alleine. Phil ist volljährig und hat ein Wörtchen mitzureden."
"Ich weiß. Ich habe meiner Mutter nicht widersprochen. Das wäre nicht gut ausgegangen. In ein paar Tagen werde ich sie aber noch einmal drauf ansprechen und ihr sagen, dass sie einen riesen Fehler macht, wenn sie ihre Tochter wieder im Stich lässt."
"Was sagst du Philine? Sie hat ganz genau gemerkt, dass etwas nicht stimmt."
"Gute Frage. Am liebsten würde ich es ihr gar nicht sagen."
"Du brauchst es mir auch nicht mehr zu sagen.", ohne darüber nachzudenken, was ich da eigentlich mache, öffne ich die Türe.
"Du hast uns belauscht?", ärger blitzt in Harrys Augen auf.
"Ein wenig. Euch hätte ich auch noch in der Küche reden gehört. Deinen Ärger brauchst du jetzt aber nicht an mir auslassen. Ich habe dir nichts getan."
Sofort verändern sich Harrys Augen und er sieht zu Boden: "Es tut mir leid. Ich hatte so gehofft, dass meine, ich meine unsere Mutter es nicht versaut. Es ist wirklich besser gelaufen als ich erwartet habe, trotz der vielen kaputten Gläser. Ich werde versuchen unsere Mutter zu noch einem Treffen zu überreden."
"Ich werde morgen alleine zu ihr gehen. Ich möchte ihr zeigen, wie wichtig es mir ist sie besser kennenzulernen ."
"Das ist glaube ich keine so gute Idee.", versucht Harry mir meinen Plan auszureden.
"Doch, entweder eure Mutter kommt zur Vernunft oder Philine bekommt von ihrer leiblichen Mutter gesagt, dass sie sie nie wieder sehen möchte. Das klingt zwar hart, aber dann könnt ihr alle besser damit abschließen.", meldet sich Louis mal wieder zu Wort.
"Bist du Psychologe und was ist mit dir? Du bist doch sonst nicht so.", Harry verdreht die Augen.
"Ich versetze mich nur in eure Lage und versuche euch aus diesem Dilema zu helfen, aber wenn ihr meine psychologische Hilfe nicht wollt, dann kann ich auch gehen.", gespielt empört macht er Anstalten zu verschwinden, doch ich halte ihn am Arm fest.
"Danke, so hätte ich dich bis heute nicht eingeschätzt.", lächle ich ihn herzlich an.
"Gerne und jetzt möchte ich auf allen Gesichtern ein Lachen sehen und das geschieht nur, wenn wir Pizza bestellen.", sofort strahlt auch Harry über beide Backen
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Forgotten Sister
FanfictionAls er sieben Jahre alt war, trennten sich Harrys Eltern und er zog zu seiner Mutter. Das Baby, das zwei Monate zu früh gekommen war, gaben seine Eltern zur Adoption frei, da sich niemand um ein weiteres Kind kümmern wollte. 18 Jahre später: Eine Na...