Kapitel 3

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Ruckartig wache ich auf und sehe mich um. Es war kein Traum. Es ist Realität. Der Absturz. Alles ist wahr und keine Einbildung. Da alle anderen noch schlafen öffne ich die Plane und sehe raus. Bei dem Anblick stockt mir der Atem. Land. Wir sind an einem Strand angekommen. ,,Hey", rufe ich laut und reiße damit alle unsanft aus dem Schlaf. ,,Was ist?", brummt Marco und richtet sich auf. ,,Land", grinse ich und schlüpfe aus der Rettungsinsel. Die helle Sonne blendet mich und ich muss mich erstmal daran gewöhnen wieder zu stehen. Nach ein paar Sekunden ist mein Kreislauf wieder stabil und ich sehe mich um. Weißer Strand, mit vereinzelten Palmen. Ein dichter Wald, welcher nach ein paar Metern beginnt und in der Mitte ragt ein großer Felsen heraus. ,,Wir sind gerettet", gibt Rita überzeugt von sich und klascht in die Hände. ,,Wer weiß", sage ich und drehe mich um. ,,Vielleicht ist das hier auch eine einsame Insel mitten im Meer und niemand weiß, dass sie existiert. Dann sind wir eher verloren." Sie sieht mich wütend an. Ich hole meinen Rucksack aus der Insel und ziehe sie dann gemeinsam mit Mats und Marco den Strand hoch, sodass sie nicht wegschwimmt. Dann nehme ich mein Handy und schalte es an. ,,Was machst du da?" ,,Mein Handy ist wasserdicht. Wenn wir großes Glück haben, dann habe ich hier Empfang und kann telefonieren." ,,Und das sagst du jetzt erst?", regt Marco sich auf. ,,Beruhig dich. Auf dem Wasser hätte ich eh keinen Empfang gehabt." Marco geht sich einmal durch die Haare und sieht sich dann um. ,,Und was machen wir jetzt?" ,,Wir teilen uns auf. Zwei erkunden das hier und schauen, ob es Festland ist und eventuell Zivilisation gibt. Zwei suchen Trinkwasser und vielleicht Früchte oder so was. Und einer kommt mit mir auf den Berg da, um zu schauen ob es da Netz gibt. ,,Also ich kletter da nicht hoch", stellt Rita sofort klar und verschränkt die Arme. ,,Ich hab Höhenangst", meint Daria. ,,Ich auch", gibt Vanessa dazu. Genervt verdrehe ich die Augen. ,,Was ist mit euch?", frage ich und drehe mich zu den zwei Jungs. ,,Ich kann mitkommen", bietet Mats an. ,,Ich geh Wasser suchen", meint Marco und nimmt sich die leeren Wasserkanister. ,,Ich komme mit", ruft Daria hastig und stellt sich zu Marco. Bitte noch etwas auffälliger, wenn es geht. ,,Könnt ihr auf Erkundungstour gehen?" Rita und Vanessa nicken. ,,Gut. Spätestens bei Sonnenuntergang treffen wir uns wieder hier. Passt auf euch auf." Gemeinsam mit Mats schlage ich mich Querfeldein durch den Wald, der fast schon einem Dschungel gleicht. ,,Hoffentlich gibt es hier keine gefährlichen Tiere." ,,Dann kannst du lange hoffen. Wir sind in der Karibik", antworte ich. ,,Denkst du wir sind auf einer Insel?" ,,Ich bin mir sogar ziemlich sicher." ,,Wieso hast du das nicht direkt gesagt?" ,,Die dummen brauchen auch einen Job", sage ich schlicht und grinse in mich rein. Mats fängt an zu lachen. ,,Ich glaube wir beide werden uns verstehen." Eine Weile gehen wir stumm nebeneinander her. ,,Wieso wolltest du nach Amerika?" ,,Meinen Vater besuchen. Er arbeitet dort. Du?" ,,Urlaub mit Marco. Männerurlaub." ,,Hat wohl nicht ganz geklappt." ,,Nicht wirklich."

,,Kannst du klettern?", frage ich, als wir vor einer Felswand stehen bleiben. ,,Ich denke schon. Hoch ist kein Problem, aber wie sollen wir wieder runterkommen?" ,,Kriegen wir schon hin." Mats nickt und ich fange an zu klettern. Es ist einfach, da der Fels rau und grob gebrochen ist. Dazu ist der Fels nicht ganz senkrecht sondern etwas schief. Vorsichtig und mit bedachten Bewegungen ziehe ich mich immer höher, wage es nicht nach unten zu schauen. Auch wenn ich keine Höhenangst habe ist das nicht gerade förderlich. ,,Bin oben", rufe ich Mats zu, welcher ein paar Meter unter mir hängt. Hier oben weht ein etwas stärkerer Wind. Ich hatte Recht. Egal in welche Richtung ich mich drehe, überall ist das Meer. Wir sind gefangen. Gefangen auf einer Insel. Sie sieht nicht wirklich bewohnt aus. Mats kommt ebenfalls dazu. ,,Und?", fragt er neugierig. ,,Hab noch nicht geguckt", antworte ich nervös. Wenn ich kein Netz kriege, dann haben wir ein Problem. Ich starte mein Handy. ,,Nichts", murmel ich enttäuscht, als kein Balken erscheint. ,,Lass uns noch was warten. Vielleicht kommt doch noch was." Gemeinsam mit Mats setze ich mich auf den Felsen. ,,Meinst du wir können hier überleben?" ,,Wenn es Trinkwasser gibt dann ja. Sonst wird es schwierig. Aber eigentlich müsste es hier eine Quelle geben, da sonst die ganzen Pflanzen nicht wachsen könnten. Oder es regnet hier ziemlich oft, dann können wir das Wasser sammeln." ,,Woher weißt du das alles?" ,,Das nennt man logisches Denken. Kann nicht jeder." ,,Hey, das war gemein." Ich grinse. ,,Vielleicht. Gewöhn dich bei mir dran." Mats lacht. ,,Mir ist das egal. Aber pass bei Marco auf, der ist schnell beleidigt." ,,Mach ich." Ich schaue auf mein Handy. Immernoch nichts. ,,Ich glaube, das ist sinnlos. Zwar könnte ich einen Netzverstärker bauen, aber dafür haben wir nicht die richtigen Materialien." ,,Was brauchst du denn dafür?" ,,Alufolie, Draht, Metallplatten und ein paar Kabel. Vielleicht werden ja ein paar Koffer angeschwemmt und darin lässt sich was finden." ,,Also gehen wir wieder?" ,,Ja. Wir brauchen noch ein Nachtlager bevor es dunkel wird, da man nicht weiß, was hier eventuell für Tiere rumrennen. Nachts möchte ich ungerne im Wald rumirren" Ich sehe mich um. ,,Am besten klettern wir hier runter. Dann können wir uns durch das Gestrüpp einen Trampelpfad schlagen." ,,Finde ich gut." Vorsichtig und langsam klettert der Fußballspieler die Wand runter, bis er auf dem Boden ankommt. Dann folge ich ihm.

SolitaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt