,,1,2,3", ruft eine laute Stimme und kurz darauf lande ich im Wasser. Prustend komme ich wieder an die Oberfläche. ,,Alles Gute zum Geburtstag", rufen Mats und Marco lachend und klatschen sich ab. ,,Danke", sage ich zuckersüß. ,,Krieg ich ne Umarmung?", frage ich und springe Mats auf die Arme. ,,Das gibt Rache", flüster ich in sein Ohr. ,,Geh weg", lacht er und schubst mich von sich runter. ,,Frühstück", grinst Marco und deutet auf einen Stapel von Früchten. ,,Wow, danke. Wo sind die anderen?" ,,Holen Wasser. Und wie fühlt es sich an achtzehn zu sein?" ,,Dafür, dass man auf auf einer einsamen Insel mit fünf Idioten festhängt, eigentlich ganz gut." ,,Hey, das ist gemein", ruft Marco. ,,Heul doch", antworte ich und werfe eine Hand Sand nach ihm. ,,So hier nicht, Madame", sagt er streng und sieht mich böse an. ,,Uhhh, Marco wird sauer", grinse ich frech, während Mats sich vor lachen nicht mehr einkriegt.
Der Tag war ganz schön, alle haben versucht meinen Geburtstag so schön wie möglich zu gestalten. Selbst Rita hat sich heute mal zurückgehalten. Wir haben eine weitere Tasche am Strand gefunden, in der etwas Kleinkram war. Allein sitze ich im Sand und schaue auf den Sonnenuntergang. Das einzige Gute an meiner Situation. Einen weiteren Tag habe ich überstanden. Mit meinem Messer haue ich eine kleine Kerbe in einen Stock. So hat Robinson Crusoe es auch gemacht. Dann weiß ich wenigstens wie lange ich hier bin. Für jeden Tag eine kleine Kerbe und an jedem Sonntag eine große. Ich bereue es, dass Buch nicht mitgenommen zu haben, denn es ist wirklich mein absolutes Lieblingsbuch und eventuell könnte man dort nochmal etwas nachlesen und wertvolle Informationen bekommen. ,,Hey, ich will dich ja ungerne stören, aber wir sind dran mit Wasser holen." Marco hockt sich neben mich. ,,Komme", antworte ich und klappe mein Messer zu. ,,Was ist das?", fragt er und deutet auf den Stock mit den drei Kerben. ,,Eine Art Kalender." ,,Gute Idee. Na los, lass uns gehen, bevor es dunkel wird." Wir stehen auf und gehen zu unserem provisorischen Lager. ,,Was haltet ihr davon, wenn wir morgen mal anfangen eine große Unterkunft für alle zu bauen?", schlage ich vor und bepacke meinen Rucksack mit allen Flaschen und Kanistern, die wir haben. Die Anderen stimmen zu. Wir dürfen hier nicht entspannen. Wir müssen unser Überleben sichern und uns hier ein neues Leben aufbauen, da niemand weiß ob und wann Rettung kommt. ,,Bis gleich", verabschiede ich mich und gehe mit Marco ins Innere der Insel. ,,Bist du eigentlich wirklich Leistungsschwimmerin?" ,,Ja. Schwimmen ist mein Leben." ,,Wieso trainierst du hier nicht?" ,,Wieso tust du es nicht?", stelle ich die Gegenfrage. Er zuckt mit den Schultern. ,,Im Urlaub hätten Mats und ich eh kaum was gemacht." ,,Tolle Begründung", lache ich und schiebe einen Ast zur Seite. ,,Was ist mit dir?" ,,Ich hab Angst vor dem Meer", sage ich leise. ,,Du bist Leistungsschwimmerin und hast Angst vor Wasser?" ,,Vor dem Meer", verbesser ich ihn. ,,Wie meinst du das?" ,,Ich hab Angst vor der Tiefe des Meeres. Als Kind bin ich einmal von einer Welle runtergedrückt worden und fast ertrunken. Seitdem meide ich das Meer so gut es geht. Diese Ungewissheit, nicht zu wissen, was da unten ist macht mich fertig. Hätte Mats im Flugzeug nicht neben mir gestanden und mich beruhigt, wäre ich warscheinlich niemals gesprungen." ,,Dann tut es mir leid, dass wir dich heute morgen reingeworfen haben", entschuldigt er sich. ,,Solange ich den Boden sehe ist alles in Ordnung. Aber es wäre trotzdem nett, wenn ihr es in Zukunft lassen würdet." ,,Jetzt auf jeden Fall." Wir kommen an der kleinen Quelle an, die unbeständig vor sich hin gluckert. Ich öffne meinen Rucksack und gebe Marco ein paar Flaschen. Nachdem alle Behälter voll sind setzen wir und noch was auf einen Stein, bevor wir zurück zum Strand gehen. Auch wenn es schon dämmert, die Zweisamkeit ist entspannend, ohne die meckernden Mädchen und nervige Rita. Obwohl Mats mir gerade wirklich leid tut. ,,Kennst du eigentlich den BVB?" ,,Mal gehört. Habs nicht so mit Fußball. Aber nachdem eure Namen gefallen sind, hab ich euch schon erkannt." ,,Wenn wir wieder in Dortmund sind, dann lade ich dich mal ins Stadion ein." Grinsend legt Marco einen Arm um meine Hüfte und zieht mich näher an sich dran. ,,Nettes Angebot, aber ich glaube, dass ist nichts für mich. Ich weiß ja nichtmal genau was ein Freistoß ist." ,,Okay, das ist mies. Aber hier haben wir ja genug Zeit, dann kann ich dir alles erklären." ,,Nichts für ungut, aber ich denke, das bringt nicht viel und ich würde irgendwann einfach nicht mehr zuhören. Das passiert mir immer, wenn jemand zu lange redet." ,,Dann verpasst du aber die beste Sportart der Welt." Fragend sehe ich ihn an. ,,Also mit Schwimmen kenne ich mich verdammt gut aus." ,,Ja sehr witzig." Marcos Griff wird etwas stärker. ,,Ich glaube, wir sollten langsam mal gehen. Sonst rennen wir noch gegen einen Baum", sage ich und stehe auf. ,,Ja du hast Recht. Gib mir den Rucksack, ich bin dran mit tragen." ,,Ganz der Gentleman", kicher ich und halte ihm den Rucksack hin. ,,Für so eine hübsche Lady doch immer", grinst er und obwohl es lustig klingen sollte, hört man, dass er das mit dem hübsch durchaus ernst gemeint hat.
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Solitary
FanfictionEigentlich wollte Elena nur ihren Vater in Amerika besuchen. Doch auf Grund eines schweren Unwetters und technischen Problemen stürzt das Flugzeug ab. Sie schafft es in eine Rettungsinsel und strandet mit fünf anderen fremden Personen auf einer eins...