Kapitel 2

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Leise Stimmen wecken mich auf. Mein Kopf pocht unangenehm und meine Kehle ist dank des Salzwasser ausgetrocknet und rau. Irgendjemand hat mir meine Schwimmweste ausgezogen und eine Decke umgelegt. Ich setze mich richtig auf und sehe mich um. Neben den zwei Fußballspielern sind noch drei andere hier drin. Zwei jüngere Mädchen und eine etwas ältere Frau. So wie die da sitzen ist sie bestimmt die Mutter der beiden. ,,Geht es dir gut?" Ich zucke leicht zusammen und sehe zu Mats, welcher ebenfalls wach ist. ,,Wie einem halt nach einem Absturz geht." Er hält mir eine Flasche Wasser hin. Ich muss mich dazu zwingen nur einen Schluck zu nehmen, da ich ganz genau weiß, dass wir es noch brauchen. ,,Hast du schon rausgeguckt?", frage ich leise. ,,Noch nicht." Also öffne ich den Reisverschluss und schlage die Plane zur Seite. Das Meer hat sich wieder beruhigt und die Sonne strahlt vom Himmel, als wäre nie etwas gewesen. Doch es gibt nur Wasser um uns herum. Wasser so weit das Auge reicht. ,,Und?" ,,Nur das Wasser", antworte ich und lasse die Plane offen, damit frische Luft reinkommt.

Nach und nach wachen die anderen auch auf und es wird vorgeschlagen eine Vorstellungsrunde zu machen. ,,Also ich bin Marco Reus, 25 Jahre alt und bin Profifußballer." ,,Mats Hummels, auch 25 und ebenfalls Profifußballer." Ich höre wie die Mädels aufgeregt kichern. Oh man wie peinlich. ,,Mein Name ist Rita und das sind meine Töchter Daria und Vanessa. Sie sind 17 und 15." Die Männer nicken und alle Blicke richten sich auf mich. ,,Was ist mit dir?", fragt Mats freundlich. ,,Elena", antworte ich knapp. ,,Und weiter?", fragt Marco etwas genervt. ,,Bin 17 und werde in drei Tagen 18. Und falls es jemanden interessiert, ich bin Leistungsschwimmerin." ,,Ich hab Hunger", mault das eine Mädchen, ich meine das war Daria. Die Mutter holt eine Packung Kekse raus und will sie aufmachen. ,,Stopp", rufe ich und alle sehen verwirrt zu mir. ,,Wir wissen nicht wie lange wir hier noch rumtreiben. Wir müssen alles in Rationen einteilen, wenn wir überleben wollen." ,,Sie hat Recht", mischt Mats sich ein. ,,Gut. Alles was wir haben kommt in die Mitte", sage ich und fange an meinen Rucksack auszuräumen. ,,Wieso hast du deinen Rucksack mitgenommen?", fragt Marco skeptisch. ,,Weil da Sachen drin sind die uns beim Überleben helfen werden", antworte ich zickig und lege eine große Flasche Wasser, ein paar Früchte und eine Packungs Kekse in die Mitte. Aus den Überlebenspacks bekommen wir noch mehrere eingeschweißte Kekse, Zwieback, zwei Kanister Wasser und mehrere kleinere Flaschen. Dazu kommen noch zwei erste Hilfe Sets und zwei Leuchtraketen. Ebenso eine Taschenlampe und zweimal Wechselbatterien. ,,Jetzt musst du aber auch den ganzen Rucksack auspacken", meint Rita. Also schmeiße ich mein Handy in die Mitte, eine weitere Taschenlampe, mein Taschenmesser, Zahnpasta und eine Zahnbürste, mein Ladekabel, eine Handcreme, einen Wechelspulli und noch etwas Kosmetikzeug, welches mit ins Handgepäck dürfte. ,,Wie hast du das denn reinbekommen?", fragt Mats grinsend und sieht sich mein Messer genauer an. Ich zucke mit den Schultern. ,,Gibt so einige Tricks, wie man die vorbeischmuggeln kann."

Nach einer ewigen Diskussion haben wir endlich die Rationen fair eingeteilt. Diese Rita und die Mädchen gehen mir richtig auf die Nerven. Hauptsache ihnen geht es gut, was mit uns ist, ist Scheiß egal. Zum Glück haben sich Marco und Mats auf meine Seite geschlagen, obwohl Marco manchmal echt etwas arrogant und eingebildet rüber kommt. Wir beschließen uns noch etwas auszuruhen. Müde schließe ich meine brennenden Augen und drehe mich zur Wand. Genervt dringt das gekicher und geflüster der Mädchen an mein Ohr. Ich hoffe immer noch, dass alles ein grausamer Alptraum ist und ich gleich aufwachen werde. Immernoch im Flugzeug sitze, mir gleich gesagt wird, dass wir in einer Stunde landen. Dann hole ich meinen Koffer ab, werde von meinem Vater in Empfang genommen, welcher mir erzählt, was für eine riesige Party er für meinen Geburtstag geplant hat. Doch stattdessen liege ich in einer Rettungsinsel mit einem arroganten Fußballspieler, einem netten und drei Frauen, die mich vermutlich noch in den Wahnsinn treiben werden. Ich spüre wie mein Bauch grummelt. Doch ich weiß, dass ich nichts essen darf. Und ich weiß auch, dass das Hungergefühl irgendwann wieder verschwindet.

SolitaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt