Kapitel 9

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,,Geh weg", sage ich genervt, als ich Schritte hinter mir höre. ,,Wie freundlich." Ich sehe zu Mats welcher sich neben mich setzt. ,,Tut mir leid. Ich dachte du bist Marco." ,,Hast ihn ziemlich abblitzen lassen." Ich zucke mit den Schultern. ,,Hat er verdient. Er soll mich nicht nerven." ,,Wenn ich dich nerve, dann sag Bescheid. Ich gehe dann vorher." Lachelnd schüttel ich den Kopf. ,,Solang du mich nicht über mein Sexleben ausfragst kannst du gerne bleiben." ,,Oh man, Marco ist echt unmöglich. Klar, er ist mein bester Freund, aber leider hat er keine Ahnung von Frauen. Du kannst ihm auch gerne mal eine Klatschen wenn er zu weit geht." ,,Das würde ich so oder so machen." ,,Na dann ist ja alles gut. Übrigens geht es Vanessa schon besser. Das Salzwasser scheint geholfen zu haben." ,,Das Wundermittel der Natur. Kannst du dir merken." ,,Werde ich." Er sieht sich etwas um. ,,Der Platz hier ist wirklich schön." Ich nicke. ,,Ich mag es alles überblicken zu können. Am Strand fühle ich mich immer so klein, da ich nicht alles sehen kann." ,,Macht Sinn. Und falls ein Heli kommt, sehen die uns besser." ,,Falls jemals einer kommt", murmel ich und lege meinen Kopf auf meinen Knien ab. ,,Niemals die Hoffnung verlieren. Und sonst machen wir uns hier ein schönes Leben. Wie lange war Robinson Crusoe nochmal auf der Insel?" ,,28 Jahre. Wir haben gerade mal eine Woche. An sich ist das ja kein Problem, du und Marco sind echt akzeptable Gesellschaft. Aber naja die anderen..." ,,Das ist aber nett von dir. Auf die anderen könnte ich auch gut verzichten." Stirnrunzelnd blicke ich zum Himmel. ,,Das sieht nicht gut aus", sage ich mit Blick zu den dunklen Himmel, wo die die Wolken immer weiter in unsere Richtung schieben. ,,Vielleicht sollten wir langsam mal zurück und das Camp sturmsicher machen." ,,Wäre besser." Schnell verlassen Mats und ich den Platz auf dem Felsen und gehen geradewegs zurück zum Camp.

,,Da bahnt sich ein Unwetter an. Wir müssen uns vorbereiten", meint der Dunkelhaarige als wir wieder zurück sind. ,,Was sollen wir denn machen?", fragt Marco sofort und steht auf. ,,Alle losen Behälter in die Höhle. Taschen, Koffer, alles was hier rumfliegt. Die Plane nehmen wir auch mit, damit wir sie Notfalls vor den Eingang hänge können. Vanessa, Daria ihr geht Wasser holen. Ihr holt so viel ihr könnt, macht alle Behälter voll. Marco du sammelst so viel Holz wie es geht, wer weiß die lange wir da drin hocken. Mats du sammelst Essen." Alle nicken und machen sich auf den Weg. ,,Und wir kleiden die Höhle mit Blättern aus, damit wir nicht zu sehr auskühlen. Danach tragen wir alles was hier ist in die Höhle." Gemeinsam sammel ich mit Rita alle losen Gegenstände auf. Marco ist ziemlich schnell mit genug Holz wieder da und hilft uns.

Der Wind wird immer stärker und Mats ist ebenfalls wieder zurück. Nur die Mädels fehlen noch und es fängt jede Sekunde an zu regnen. Rita wird immer aufgeregter und heult Marco mit ihren Sorgen voll. Ich habe mittlerweile ein gutes Feuer hinbekommen und hänge mit Mats die Plane vor den Eingang. Auf einmal kommen Daria und Vanessa aufgebracht angerannt, Vanessa mal wieder am heulen. ,,Was ist los? Und wo ist das Wasser?", frage ich direkt. ,,Da war ein Tier. Dann haben wir Angst bekommen und sind weggerannt", schluchzt Vanessa. ,,Ist das euer Scheiß Ernst? Diese Stürme können Tage dauern. Ohne Wasser sind wir geliefert." ,,Ich gehe da nicht mehr raus", meint Daria und setzt sich auf den Boden. ,,Ich gehe", sage ich seufzend und krame meinen dicksten Pulli aus dem Koffer. ,,Du gehst nicht alleine da raus. Ich komme mit", beschließt Mats sofort. ,,Nein. Ich schaffe das schon." ,,Niemand geht alleine da raus. Das waren deine Worte. Ich komme mit." ,,Okay. Wo ist der Rucksack?" ,,Keine Ahnung ich hab ihn liegen gelassen." ,,Ja aber wo ungefähr." ,,Weiß ich nicht. Da waren Bäume." ,,Wow", murmel ich und springe aus dem Eingang. Mats folgt mir und schließt die Plane. Die ersten Regentropfen peitschen mir bereits ins Gesicht. ,,Da sind Bäume. Nein wirklich?! Hier sind überall Bäume", rege ich mich lautstark auf und stapfe durch den Sand. ,,Reg dich nicht auf. Wir finden den schon." ,,Ja die Frage ist nur wann. Ich hab echt besseres zu tun als hier im Regen rumzurennen." Darauf sagt Mats nichts mehr.

,,Ich hab ihn", ruft Mats und schwenkt etwas dunkles hin und her. Schnell laufe ich zu ihm. ,,Die Flaschen sind aber noch leer", sagt er enttäuscht. ,,Ich bringe diese Weiber um", murmel ich. Der Regen ist so stark, dass wir komplett durchnässt sind und der Wind bringt einem zum frieren. Wir gehen weiter zur Quelle, welche zum Glück nicht so weit entfernt ist. ,,Ich wette die anderen sitzen jetzt schön im warmen und essen alle Sachen auf." Mats lacht leise. Ein lautes Knacken hallt durch den Wald. Schnell packen wir die gefüllten Flaschen ein. ,,Lass uns so schnell wir möglich aus diesem Wald raus. Ich hab nicht vor erschlagen zu werden", meint Mats und schultert den Rucksack. Wir beginnen zu joggen und nach kurzer Zeit lichtet sich endlich der Wald und wir stehen am Strand. ,,Wow", murmel ich fasziniert und bleibe vor dem aufgewühlten Meer stehen. Hohe Wellen bäumen sich schäumend in die Höhe, brechen und fließen den Strand hoch. Der Regen peitscht umher und durchnässt alles, was nicht in Sicherheit ist. Der Wind zieht an meinen Haaren, meinen Klamotten, doch dieses Naturschauspiel fasziniert mich unglaublich. Mats kommt neben mich und legt mir eine Hand an die Wange. ,,Elena, wir müssen rein. Du bist eiskalt." Ich wende mich vom Meer ab und kletter mit Mats Hilfe zurück in die Höhle. Sofort streife ich meine nassen Sachen ab und hole Wechselsachen aus dem Koffer. ,,Kannst du mal kurz die Decke halten?", frage ich Mats und halte ihm eine der Wolldecken hin. Er nickt und hält sie so, dass ich ohne Probleme meine Unterwäsche wechseln kann. Anschließend ziehe ich mir was trockenes an und halte ich auch Mats die Decke. Dann setze ich mich ans Feuer und lege etwas Holz nach. ,,Hier." Der Dunkelhaarige legt mir eine Decke um die Schultern. Dankbar lächel ich ihn an. ,,Was würde ich jetzt für eine Tasse Kakao geben", seufzt er und schält sich eine Banane. ,,Musst wohl mit Wasser vorlieb nehmen." Marco setzt sich ebenfalls zu uns ans Feuer, die anderen haben sich mit ihren Decken ins hintere der Höhle verzogen. ,,Meint ihr es gibt hier Ingwer?", fragt Marco und stochert etwas in Feuer rum. ,,Kann sein. Wieso?" ,,Ich will Ingwertee." ,,Ich weiß wie die Pflanze aussieht. Wenn du magst können wir mal schauen, wenn der Sturm vorbei ist", biete ich an. ,,Das wäre toll. Wenn es schon kein Kaffee gibt dann hoffentlich Ingwer." ,,Vielleicht gibt es ja auch Kakaobohnen. Und sprechende Papageien. Kannibalen, vielleicht strandet hier bald die Black Pearl mit Jack Sparrow und Will Turner", sage ich lachend. ,,Kapitän Jack Sparrow, bitte", verbessert mich Mats streng. ,,Ihr seid doch durchgeknallt", sagt Marco kopfschüttelnd ,,Liegt an der Gesellschaft", antworte ich schulterzuckend. ,,Ach jetzt sind wir es Schuld?" ,,Immer. Nichts gegen euch, aber ich versuche jetzt etwas zu schlafen." ,,Jaja, merk ich mir", sagt Marco. ,,Mit deinen wenigen Gehirnzellen? Viel Glück", kicher ich und mache es mir so gemütlich, wie es geht. Ich sehe noch wie Marco mir beleidigt die Zunge raus streckt und Mats sich lachend an seinem Essen verschluckt. Dann schließe ich die Augen und versuche etwas Schlaf zu bekommen.

SolitaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt