,,Und konntet ihr jemanden erreichen?", ruft Marco uns schon von weitem entgegen. ,,Nein. Nirgendwo ist Empfang." ,,Verdammt", flucht er und kickt den Sand in die Luft. ,,Habt ihr was gefunden?" ,,Ja. Eine Quelle und das Wasser scheint sauber zu sein." ,,Wir sollten es trotzdem abkochen. Wir wissen nicht, was für Insekten und Tiere hier leben. Sind die anderen schon da?" Daria schüttelt den Kopf. ,,Okay. Wir müssen eine Höhle oder so etwas finden, da sind wir am sichersten vor den Stürmen. Am besten machen das zwei von uns und zwei andere bleiben hier, warten auf Rita und Vanessa und legen ein großes SOS- Zeichen falls hier mal jemand drüber fliegen sollte oder ein Satellit das mal erfasst." ,,Ich will da ungerne rein. Der Wald ist mir irgendwie nicht geheuer", meint Daria. ,,Ich finde es sollte auf jeden Fall Elena gehen, da sie die meiste Ahnung hat", sagt Mats und lächelt mir kurz zu. ,,Entscheidet euch, Jungs", meine ich schulterzuckend und suche mir ein paar Steine. Viele gibt es hier nicht, doch nach etwas suchen werde ich fündig. ,,Habt ihr euch geeignet?" ,,Ja. Ich komme mit", sagt Marco. ,,Okay. Also ihr zwei, das Zeichen muss mindestens..." Ich gehe ein paar Schritte den Strand hoch und platziere die Steine. ,,Von hier bis hier gehen. Je größer um so besser. Verwendet dunkle Materialien wie Rinde, Steine oder Äste. Denkt dran, man muss es von da oben sehen können." ,,Verstanden", meint Mats. ,,Gut. Ihr bleibt hier, bis wir wiederkommen. Wir können es uns nicht leisten jemanden suchen zu müssen." Gemeinsam mit Marco gehe ich in den Wald in Richtung Felsen. Wenn es Höhlen gibt, dann da. ,,Bist jetzt sowas wie unser Anführer?" ,,Von euch anderen nimmt es ja niemand in die Hand also hab ich keine andere Wahl, wenn ich überleben will?" ,,Hier geht es also nur um dich?" ,,Jetzt hör mir mal zu. Wir sind gefangen auf einer warscheinlich einsamen Insel. Niemand weiß ob und wann Rettung kommt. Hier ist jeder für sich selber verantwortlich. Ich kann euch vielleicht sagen was ihr tun müsst, aber wenn jemand Scheiße baut, dann ist das nicht mein Problem. Seit das Flugzeug abgestürzt ist kämpft jeder für sich selber. Und vielleicht helfen wir uns hier gegenseitig, das bedeutet aber nicht, dass ich alle leiden kann und vor dem Tod bewahren werde." ,,Du denkst also es werden welche sterben?" ,,Das Leben ist so schnell und so einfach vorbei. Ich werde es nicht ausschließen. Es kann auch mich treffen." ,,Wieso denkst du so pessimistisch?" ,,Ich bin von Anfang an davon ausgegangen den Absturz nicht zu überleben. Und mit einer pessimistischen Einstellung kommt man halt besser klar im Leben." Ich bleibe vor einem Baum stehen. ,,Hast du Hunger?" ,,Ich habe schon ewig nichts mehr richtiges gegessen. Was denkst du?" Ich stecke mir mein Messer in die hintere Hosentasche und kletter die Palme ein Stück hoch. Oben schneide ich ein paar Bananen ab und springe dann wieder runter. ,,Gerngeschehen", sage ich schlicht, drücke ihm ein paar Bananen in die Hand und laufe dann weiter.
,,Elena, ich hab Eine", ruft Marco mir zu. Schnell laufe ich zu ihm und schaue in die Felsöffnung rein. ,,Die sieht schon mal gut aus." Die Höhle ist ungefähr ein Meter über dem Boden und verliert sich im Dunkeln. Mit meiner Taschenlampe leuchte ich vorsichtig rein. Gemeinsam mit Marco betrete ich die Höhle. ,,Achte auf Kadaver, Essensreste, Tierhaare und Exkremente. Sollte hier drin ein Tier leben, dann können wir die Höhle nicht bewohnen", teile ich dem Blonden mit und leuchte mit dem Lichtstrahl alles ab. Die Höhle geht noch etwas in den Berg rein. ,,Ich denke die Höhle geht klar. Sie hat auch eine gute Lage. Wir können uns da am Strand ein Lager, eventuell sogar eine Hütte bauen und bei Stürmen in die Höhle." ,,Wieso ziehen wir nicht direkt in die Höhle?" ,,Viel zu kalt. Jetzt ist es noch warm, aber sobald die Sonne weg ist, ist es hier zu kalt. Das ist nur unser Notraum." ,,Sollen wir wieder zu den anderen? Wir müssen die ganzen Sachen noch hier hin transportieren." Ich nicke und springe aus der Höhle raus.
Kurz bevor wir am bishergen Lager ankommen, kletter ich nochmal auf eine Palme und hole ein paar von den gelben Früchten runter. Von weitem sehen wir schon, dass Rita und Vanessa wieder da sind. ,,Wir haben eine Höhle gefunden. Allerdings wird sie nur zum Notfall bei Stürmen benutzt. Sonst wäre das zu kalt. Habt ihr etwas gefunden?", frage ich Rita. ,,Nein, nichts. Wir sind verdammt", jammert sie. ,,Wenn man so rumheult dann ja. Ich würde sagen, wir fangen mal an, weil wir sonst unsere erste Nacht ziemlich unvorbereitet verbringen." Sie wirft mir einen tödlichen Blick welchen ich nur mit einem Augenrollen quittiere. ,,Wir packen alles in die Rettungsinsel und ziehen sie dann über den Sand. Das geht am schnellsten." Zum Glück haben die anderen nichts dagegen und packen die wenigen Sachen zusammen.
,,Die Kekse werden ab jetzt zum absoluten Notessen. Hier scheint es genug Früchte zu geben. Was ihr nicht kennt oder nicht eindeutig identifizieren könnt, wird nicht gegessen." ,,Spielst du jetzt hier die Anführerin?", meckert Daria rum. ,,Bitte, mach du es doch. Dann verziehe ich mich und überleben alleine. Ich muss das hier nicht tun." ,,Ich finde wir sollten auf Elena hören. Wie es scheint hat sie nämlich die meiste Ahnung", unterstützt Mats mich. ,,Der Meinung bin ich auch", meint Marco. ,,Wie schön, dass das jetzt geklärt ist. Wer schläft freiwillig draußen? Ich quetsche mich da nicht zu sechst rein", sage ich und deute auf das Luftzelt. ,,Ich kann draußen schlafen", meldet Mats sich. ,,Ich habe auch kein Problem damit", sagt Marco. ,,Gut. Dann schlafen wir drei draußen und ihr drinnen. Haben wir noch genug Wasser?" ,,Sollte reichen", antwortet Marco. ,,Okay, kann jemand von euch Feuer machen?" Alle schütteln den Kopf. Ich sammel ein paar Stöcke auf und setze mich in den Sand. ,,Jetzt passt alle gut auf." Schnell erkläre ich, wie man Feuer macht und gebe Marco die Stöcke. ,,Mats du kommst mit mir Früchte suchen. Und ihr könnt euch irgendwie anders nützlich machen, Marco mal ablösen oder so. Eine Sache noch. Niemand von euch geht alleine irgendwo hin. Ich hab kein Bock hier Nachts durch den Wald streifen und solltet ihr es doch tun, dann ist das nicht mein Problem." Ohne auf eine Antwort zu warten gehe ich einfach los. Mag sein, dass ich zickig rüberkomme doch ich trage nicht die Verantwortung für die Leute hier und hab keine Lust mich in Gefahr zu bringen, nur weil die Mädels sich beweisen wollen. ,,Schlechte Laune?" ,,Wieso?" ,,Keine Ahnung. Kommt so rüber." ,,Kann sein. Mich nervt nur, dass ich alles in die Hand nehmen muss. Und übrigens danke, dass ihr eben auf meiner Seite wart." ,,Keine Ursache. Du bist halt die, die am meisten Ahnung von uns hat. Woher hast du das wissen eigentlich?" ,,Robinson Crusoe ist mein Lieblingsbuch. Und den Rest entscheide ich auch logischen Schlussfolgerungen. Ist doch klar, dass man nur das isst, was man kennt und sich die haltbaren Lebensmittel aufhebt, oder?" ,,Eigentlich schon, ja. Aber bei dem Mädels bin ich mir nicht so sicher ob sie so logisch denken." ,,Mango oder Banane?" frage ich. ,,Mango." Ich hebe eine Frucht auf und fange an sie mit meinem Messer zu schälen. Dann schneide ich ein Stück ab und halte es Mats hin. ,,Sollen wir es nicht mit den anderen teilen?" ,,Erstens liegt hier genug und zweitens würden sie es auch nicht machen. Außerdem sind wir heute bereits da hoch geklettert und sammeln jetzt das Essen, also haben wir uns das verdient." ,,Na schön." Er nimmt das Stück und steckt es sich in den Mund. ,,Alter schmeckt das gut." Ich esse ebenfalls ein Stück und stimme ihm zu. Schneller als gedacht ist das ganze Fruchtfleisch weg. ,,Sammeln wir so viel wir können und gehen dann zurück. Die Sonne geht schon unter." Mats stimmt zu und fängt an die süßen Früchte aufzusammeln.
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Solitary
FanficEigentlich wollte Elena nur ihren Vater in Amerika besuchen. Doch auf Grund eines schweren Unwetters und technischen Problemen stürzt das Flugzeug ab. Sie schafft es in eine Rettungsinsel und strandet mit fünf anderen fremden Personen auf einer eins...