Kapitel 14

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Gemeinsam mit Mats stehe ich im knietiefen Wasser und warte darauf, dass ein Fisch von den Metallstücken angelockt wird. In diesem warmen, seichten Gewässern halten sich oft größere Fische auf. Als ein Fisch angeschwommen kommt zähle ich stumm bis drei und dann ziehen Mats und ich das Netz gleichzeitig an allen Ecken hoch. ,,Heute scheint unser Glückstag zu sein. Der dritte in Folge", grinst Mats und wir bringen den Fisch zu Marco, wo die anderen zwei schon über dem Feuer hängen. ,,Endlich bekommen wir mal was ordentliches zu essen." ,,Hey, was war mit dem wabbeligen Hühnchen-Reptil?", beschwere ich mich. ,,Stimmt. Aber der Fisch ist eindeutig besser." Ich nehme das Netz und stiefel wieder zurück ins Wasser. ,,Wenn wir die Fische anfüttern, würde das bestimmt besser klappen." ,,Ja aber dafür haben wir nicht genug Essen. Aber die Idee ist gut." Wir stellen uns wieder auf Position und streuen etwas Sand über das Netz.

Mal wieder kann ich nicht schlafen, obwohl es mitten in der Nacht ist. Fast jede Nacht sitze ich mindestens eine Stunde im Sand und warte darauf, dass ich wieder müde werde. ,,Bist du schon wieder wach?" ,,Nein ich schlafe tief und fest, siehst du doch", beantworte ich Mats Frage. ,,Jedes mal wenn ich kurz aufwache bist du nicht da. Was ist los Elena? Ich mach mir Sorgen. Wenn du nicht genug Schlaf bekommst ist das auf Dauer nicht gut für deine  Gesundheit." ,,Ich weiß. Aber ich kann nichts dafür." ,,Willst du es mir erzählen? Nicht dass du es musst, aber manchmal hilft das. Mir zumindest." ,,Vielleicht hast du recht." Ich werfe einen Blick auf die Anderen, welche schlafen. ,,Aber nicht hier. Kommst du mit auf den Felsen?" ,,Meinetwegen."

,,Okay schieß los. Aber nur, wenn du auch wirklichen willst." Langsam nicke ich und sehe zum Horizont, wo es allmählichen etwas heller wird. ,,Ich hab Schlafstörungen. Eigentlich hatte ich es unter Kontrolle, doch durch den Absturz ist es wieder schlimmer geworden. Das kommt vorallem durch den Stress. Zuhause hätte ich Medikamente, aber hier muss ich mich dann wohl wach irgendwo rumtreiben." ,,Scheiße. Das ist echt..." ,,Lass es. Mitleid brauche ich echt nicht. Weißt du, man kann damit leben." ,,Ja. Musst du wohl." ,,Naja, da gibt es noch was. Eigentlich wollte ich das niemandem erzählen, aber wo wir schon dabei sind. Ich bin unfruchtbar. Hab wohl irgendeinen Fehler in der Gebärmutter, deswegen bekomme ich meine Tage auch nicht." ,,Das heißt, du kannst keine Kinder kriegen?" ,,Doch. Aber dafür muss ich bestimmte Tabletten nehmen, welche auch ziemlich teuer sind, und die ne zeitlang einnehmen. Aber dann ist die Schwangerschaft trotzdem mit vielen Risiken verbunden und es kann deutlich leichter zu einer Fehlgeburt kommen." Wortlos schaut Mats auf das Meer. Mit Sicherheit habe ich ihn geschockt. Als ich es erfahren habe, ging es mir genauso. ,,Ich weiß gerade echt nicht, was ich sagen soll." ,,Versprich mir, dass du es keinem sagst. Auch nicht Marco." ,,Natürlich nicht. Das bleibt unter uns. Nun, eventuell erzähle ich es meinen Goldfischen, wenn mir langweilig ist." ,,Du redest mit deinen Goldfischen?" Er nickt. ,,Sie haben alle Namen", erklärt er stolz. ,,Ich hoffe sie leben noch." ,,Bestimmt. Und sonst schenke ich dir welche, die genauso aussehen." ,,Ich hab sogar mal versucht, denen Tricks beizubringen." ,,Hats geklappt?" ,,Nicht wirklich. Aber ich finde Goldfische so niedlich." ,,Alles klar. Hast du sonst noch psychopatische Anlagen, von denen ich wissen sollte?" ,,Jetzt wirst du gemein." ,,Sorry. Ich respektiere deinen Fischfetisch natürlich." ,,Das ist doch kein Festisch. Als ob ich Fische... Oh man Elena, jetzt werde ich mein Leben lang daran denken müssen." ,,Gern geschehen." Mats schüttelt sich einmal. ,,Ich finde es gut, dass du mir das erzählt hast. Auch wenn wir uns erst seit drei Wochen kennen. Aber schließlich hocken wir hier die ganze Zeit aufeinander." ,,Irgendwie bin ich auch froh, dass es raus ist. Es ist nicht leicht mit sowas zu leben und es immer geheim zu halten. Natürlich schreie ich es nicht in der Öffentlichkeit rum, aber ich bin nun mal ein Mädchen und kann Geheimnisse nicht gut für mich behalten." ,,Das mit den Goldfischen bleibt auch unter uns." ,,Natürlich. Keine Angst, ich werde es niemandem sagen. Ich meine damit eher, dass ich immer mindestens einen eingeweiht haben muss, meistens meinen besten Freund und hier bist es halt du." ,,Ich fühle mich geehrt." ,,Ja das solltest du auch." Müde lege ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab. ,,Ich bin so froh, dass du mit mir auf der Insel bist. Ohne dich wäre ich schon längst durchgedreht." ,,Ich vermutlich auch", gibt er zu. ,,Wieso warst du noch mal im Flugzeug?" ,,Meine Ex hat Scheiße gebaut und dann musste ich raus. Wollte was neues erleben." ,,Naja irgendwie ist das ja wie ein Urlaub." Er nickt. ,,Nur die Frauen fehlen." ,,Sind ja auch nur vier Stück." ,,Ach du weißt was ich meine." ,,Etwa das?", frage ich, beuge mich vor und küsse Mats einfach. ,,Genau das", murmelt er leise und zieht mich näher zu sich.

SolitaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt