Kapitel 8

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Mit meinem Messer bearbeite ich den Stock auf meinem Schoß. ,,Was machst du da?", fragt Marco interessiert und setzt sich neben mich. ,,Wir können nicht ewig Obst essen. Mit etwas Übung könnten wir Fische fangen oder eventuell sogar kleinere Tiere, die hier leben. Morgen zeige ich Mats und dir ein paar Fallen, die wir aufstellen können. Wir müssen damit rechen noch Wochen, vielleicht sogar Monate hier zu verbringen. Wenn wir die Bäume leer essen, dann bringen wir uns praktisch selber um." ,,Kannst du fischen?" ,,Nein. Aber wir können zusätzlich ein Netz aus Flechten bauen und das Metall als Köder dort einweben." ,,Das macht Sinn." Ich gebe ihm den fertigen Stock und nehme mir den nächsten. ,,Am besten übst du schon mal etwas werfen damit. Wir wissen nicht, was für Tiere hier existieren, mehr Waffen als nur zwei Messer sind immer besser." ,,Alles klar Chef." ,,Du kannst ja auch schon mal Mats und den anderen davon erzählen. Ich komme dann wenn ich fertig bin. Den Mädels würde es auch nicht schaden etwas zu üben." ,,Ich sags ihnen." ,,Danke."

,,Hier. Kleiner habe ich sie nicht bekommen. Reicht das?" ,,Denke schon. Kannst du mir mal kurz helfen?" ,,Klar." Mats legt die kleingehackten Metallstücke in den Sand und setzt sich gegenüber von mir hin. Ich gebe ihm mein halbfertig geknüpftes Netz. ,,Hier festhalten." Er greift an der gezeigten Stelle zu. Ich wickel die Flechte um seinen Finger und schnüre den Knoten fest. Dann stecke ich ein kleines Stück Metall dazwischen und ziehe alles fest, sobald er den Finger rauszieht. ,,Wo hast du das gelernt?", fragt er beeindruckt. Ich beginne mit dem nächsten Knoten. ,,Es ist ganz einfach. Du musst nur die Schnüren abwechselnd knoten. Und bei Fischnetzen darfst du den Köder nicht vergessen, das Metall ist perfekt dafür, da sie von glitzernden Sachen angezogen werden." Mit Mats Hilfe befestige ich ein weiteres Stück Metall. ,,Man freue ich mich auf den Fisch. Das Obst geht mir langsam auf die Nerven." ,,Wir sind grad mal ne Woche hier." ,,Ja aber ich bin nunmal ein Mann und brauche Fisch. Fleisch wäre natürlich besser." Ich deute auf den Dschungel. ,,Nimm dir einen Stock und fang dir dein Fleisch. Mussten die Leute früher auch." ,,Sehr witzig. Ich hoffe es hängt was in dem Fallen." ,,Freu dich mal nicht zu früh. Tiere sind schlau und wir konnten keine Köder auslegen. Viel werden wir nicht fangen, wenn überhaupt was." ,,Lass mir doch meine Träume", schmollt er und reicht mir das nächste Stück Metall.

,,Elena, Vanessa hat sich verletzt", schreit Daria aufgebracht und reißt mich somit aus meiner täglichen Bewunderung des Sonnenuntergangs. Ich stehe auf und gehe zu unserem kleinen Lager, wo Marco über Vanessa gebeugt ist, Rita kurz vor dem Durchdrehen ist und Vanessa ohne Pause heult. ,,Was ist passiert?", frage ich und hocke mich neben Marco. Etwas Blut tropft aus Vanessas Hand, aber es ist nicht lebensbedrohlichen. ,,Sie ist gestolpert und dann an einen Baum vorbeigeschrabbt", erklärt Daria atemlos. ,,Mats geh Salzwasser holen", weise ich den Dunkelhaarigen an, welcher sofort aufsteht. ,,Zeig mal her", meine ich und nehme ihre Hand. ,,Soll das ein Witz sein? Das ist ein Kratzer, eine kleine Schürfwunde die jetzt etwas blutet, das ist in ein paar Tagen wieder gut." ,,Aber es tut so weh", jammert sie. Genervt verdrehe ich die Augen und nehme das Wasser von Mats an. ,,Das wird es jetzt noch viel mehr", antworte ich und lasse ohne Vorwarnung das Wasser über die Wunde laufen. ,,Es brennt", kreischt sie und fängt wieder an zu weinen. ,,Was hast du getan", ruft Rita und schubst mich von ihrer Tochter weg. ,,Sie gerade vor einer Blutvergiftung bewahrt", antworte ich giftig. ,,Pass auf, dass du nichts anfasst und kein Dreck in die Wunde kommt. Und halte es vor dem Schlafen noch mal ins Wasser, sonst bekommst du noch ne Entzündung und dafür haben wir keine Medikamente." Mit diesen Worten drehe ich mich um und verlasse das Camp.

,,Wieso bist du einfach gegangen?" ,,Ich weiß wann ich erwünscht bin und wann nicht. Eben war ich auf jeden Fall nicht erwünscht." Ich sehe Marco an, welcher sich die blonden Strähnen aus dem Gesicht streicht. ,,Also ich würde dich nicht wegschicken." ,,Ich hab ja auch nicht von dir geredet." ,,Du hast Vanessa geholfen. Naja, was gefühlvoller hättest du schon sein können." ,,Niemand würde sie dafür interessieren wenn ich mich verletzten würde. Das ich ihr geholfen habe war reine Nächstenliebe." ,,Also ich würde mich für dich interessieren, wenn du dich verletzen würdest. Und Mats auch." ,,Tja, da seid ihr wohl die Einzigen. Gibt es einen bestimmten Grund wieso du hier bist?" ,,Wollte dir was Gesellschaft leisten. Du bist immer so allein." ,,Ich bin gern allein. Das war ich immer und werde es auch immer sein." ,,Du wirst doch wohl Freunde haben?" ,,Eine beste Freundin und einen besten Freund. Das reicht." ,,Keinen Freund? Bei dem Aussehen?" ,,Es kommt halt nicht immer aufs Aussehen an." ,,Aber Sex hattest du schon oder?" ,,Ich lebe nicht hinterm Mond. Wieso willst du das wissen?" ,,Man, Elena, wir sind auf einer fucking einsamen Insel gefangen. Ich will dich doch nur besser kennenlernen." ,,Hör zu Marco. Ich bin nicht an dir interessiert okay. Hör auf dich an mich ranzumachen, ich kann wirklich ungemütlich werden. Und falls du es noch nicht bemerkt haben solltest bin ich heute nicht bei bester Laune." ,,Hast du deine Tage oder was?" ,,Wieso könnt ihr Jungs nicht einfach mal die Klappe halten. Ich hab meine Tage nicht, sondern einfach nur schlechte Laune. Und jetzt hör bitte auf mir hinterher zu rennen", stelle ich klar, stehe auf und lasse Marco sitzen.

SolitaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt