Kapitel 12

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,,Ähm Elena, kommst du mit die Fallen kontrollieren?", fragt Mats mich und hält mir meinen Rucksack hin. ,,Klar." Ich stehe auf und Schulter meinen Rucksack. Eine zeitlang laufen wir schweigend nebeneinander her. Als wir weit genug vom Camp weg sind, ergreift Mats das Wort. ,,Ich hab dich gestern mit Marco gesehen", fängt er an und sieht etwas nervös zu mir. ,,Und jetzt? Eifersüchtig oder was?" ,,Nein natürlich nicht. Ich wollte nur, naja ich wollte dich nur warnen. Ich gönne euch beiden das, wieso nicht, aber ich kenne Marco schon seit Jahren und wenn ich eins weiß, dann, dass er ein Herzensbrecher ist. Und ich will nicht, dass er das bei dir macht." ,,Danke für die Warnung, aber ich weiß schon, was ich tue. Und ich hab eh nicht vor, mehr zu machen. Die Gefahr, dass er dann noch mit Daria vögelt oder es sogar schon getan hat ist zu groß. Und mein Herz zu brechen ist wirklich sehr schwer." ,,Dann bin ich ja beruhigt. Ich will nur, dass du das weißt. Wie gesagt, macht ruhig was ihr wollt. Wer weiß, wie lange wir auf dieser Insel festhängen."

,,Hey Vanessa guck mal. Ich hab Aloe Vera gefunden. Dann verheilt deine Wunde besser", meint Daria und präsentiert ihrer Schwester ein Stück der Pflanze. Gerade will sie die drauftun, als ich mich einmische. ,,Das würde ich an deiner Stelle nicht machen." ,,Und wieso nicht?" ,,Das Zeug ist giftig." ,,Nein. Das ist heilend. Nicht umsonst werden draus Cremes hergestellt." Leicht schlage ich mir gegen den Kopf. ,,Die Sachen tust du aber auch nicht auf offene Wunden. Gelangt das Zeug in den Blutkreislauf dann wünsche ich dir viel Spaß beim verrecken." Vanessa sieht mich an. ,,Und das soll ich dir jetzt glauben?" ,,Mach es oder mach es nicht. Mir egal. Aber ich helfe dir nicht wenn du hier krepirst. Und jetzt entschuldigt mich, ich habe kein Bock meine Zeit länger mit euch Idioten zu verplempern." ,,Geht's dir noch gut?", ruft Rita aufgebracht. ,,Was? Ohne mich wärt ihr doch schon alle längst tot. Warscheinlich schon damals am Anfang weil ihr ohne mich und Mats von der Turbine zerhexelt worden wärt. Also zeigt mal ein wenig Dankbarkeit. Ihr könnt mich nicht leiden, schön ich kann es auch nicht, aber ihr könnt auch mal zusammen reißen. Aber wenn ihr so gut alleine parat kommt bitte..." Ich nehme meinen Rucksack und werfe meine Sachen dort rein. ,,Dann seht zu wie ihr hier alleine überlebt." Ich werfe den drei Damen noch einen finsteren Blick zu und maschiere dann in den Wald. Was denken die wer sie sind? Aber ohne die bin ich eh viel besser dran. Um Mats und Marco nicht zu treffen, welche Wasser holen wollten, gehe ich einen kleinen Umweg und dann immer geradeaus bis zu anderen Seite der Insel.

Sofort fällt mir ein schwarzer Koffer auf, als ich auf den Strand treffe. Kurz überlege ich, doch wieder zurück zu kehren, doch den Gedanken verwerfe ich schnell wieder. Im Schutz des großen Felsens baue ich mir ein kleines Lager und öffne den Koffer. Er hat scheinbar einer Frau gehört, denn die ganzen Kosmetiksachen werden kaum von einem Mann sein. Wenig später finde ich sogar ein Namensschild. Simome Kramer. Ob sie wohl überlebt hat? Um nicht in eine depressive Stimmung zu fallen, packe ich schnell weiter aus. Neben Klamotten und dem üblichen Kosmetikzeug finde ich noch einige Tüten Süßigkeiten. Schokoriegel, Weingummi und eine Tüte Chips. Wieso nimmt man so etwas mit nach Amerika? Naja, Glück für mich. Damit die anderen die Sachen nicht finden, falls jemand kommt, suche ich im Fels eine kleine Spalte, verstecke die Sachen dort und lege zur Tarnung ein paar Steine davor. Vielleicht mag das etwas fies sein, doch außer die Tüte Gummibärchen, die ich mir mit Marco geteilt habe, haben wir sonst nichts abbekommen, weil die Damen alles alleine gegessen haben und sich nicht an die Rationen gehalten haben.

Kaum brennt mein kleines Feuer, schäle ich mir ein paar Früchte und mache es mir bequem. Herrlich diese Stille. Nur das Rauschen der Wellen. Der Mond erstahlt schon in voller Pracht am Himmel. Vereinzelt sind auch schon Sterne zu sehen. ,,Nicht einschlafen." Aufgeschreckt fahre ich hoch und sehe mich um. Grinsend lässt Mats sich neben mich fallen. ,,Was willst du?" ,,Naja, Vanessa heult sich wegen irgendwas bei ihrer Mutter aus und Marco und Daria schmachten sich an. Da dachte ich, du bist die bessere Gesellschaft." ,,Danke für das Kompliment." ,,Immer wieder gerne." ,,Marco macht also mit Daria rum?" ,,Naja noch nicht. Aber wer weiß wie lange das noch dauert. Eifersüchtig?" Ich schüttel den Kopf. ,,Nein, wirklich nicht. War ein netter Zeitvertreib, aber sonst. Es wird ihm auch nichts bedeutet haben. Hoffe ich zumindest." ,,Ich will dein Ego jetzt echt nicht zerstören, aber es hat ihm nichts bedeutet. Dazu ging er zu schnell dran." Ich winke ab. ,,Ach was. Das war mir sowieso klar. Außerdem wird man sich wohl kaum nach ner Woche auf dieser Insel verliebt haben." ,,Da hast du irgendwie Recht." Wir lehnen uns zurück und betrachten eine Weile das Meer. ,,Hast du Hunger?", frage ich auf einmal. ,,Machst du Witze? Ich hab immer Hunger." Ich öffne mein Versteck und ziehe die Schokoriegel hervor. ,,Wo hast du das denn her?" Ungläubig reißt Mats die Verpackung auf und beißt genüsslich in die Süßigkeit. ,,War im Koffer, der hier lag." ,,Und wieso hast du das versteckt?" ,,Wir haben nichts von den anderen Sachen abbekommen. Jetzt sind wir dran." ,,Und was ist mit Marco?" ,,Keine Sorge der bekommt auch was. Ist noch genug da." Beruhigt lehnt Mats sich wieder zurück und kaut weiter auf dem Riegel rum.

SolitaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt