Kapitel 5

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Mitten in der Nacht wache ich auf. Es ist ruhig, alle anderen schlafen. Leise klopfe ich mir den Sand aus den Sachen und gehe dann zum Wasser. Gleichmäßig rauschen die Wellen. Ich lege den Kopf etwas in den Nacken und schaue mir die Sterne an. Vielleicht kann ich unseren Standort etwas lokalisieren. Mein Vater ist Astronom und hat mir öfter einige Sachen erklärt. Doch ich kann kein Sternbild erkennen, keinen Stern benennen und auch am Stand des Mondes nichts ablesen. Aber würde es mir überhaupt was bringen? Ich kann eh niemanden erreichen, wieso sollte ich dann wissen müssen, wo die Insel liegt. ,,Kannst du auch nicht schlafen?" ,,Nein", murmel ich leise, als Mats sich neben mich setzt. ,,Das muss echt mies sein, seinen Achzehnten so zu verbringen." ,,Vielleicht werden wir ja morgen gerettet. Auch wenn ich das nicht glaube." ,,Ich auch nicht." ,,Was sollte das eigentlich für ein Urlaub werden?" ,,Partyurlaub. Ich habe mich vor kurzem von meiner Ex getrennt und Marco hat mich dann überredet." ,,Das tut mir leid." Er winkt ab. ,,Sie war eine Schlampe. Hat mich von vorne bis hinten betrogen. Sind deine Eltern getrennt?" ,,Wie kommst du drauf?" ,,Weil dein Vater doch in Amerika arbeitet." ,,Nein sind sie nicht, er ist Astronom und arbeitet bei der NASA. Er kommt uns in den Ferien immer besuchen und da ich gerade mein Abizeugnis in der Hand hab, wollte ich für ein paar Wochen zu ihm." ,,Ich bin mir sicher, du siehst ihn wieder." Ich lege meinen Kopf auf Mats Schulter ab. ,,Ich hab schon überlegt ein Floß zu bauen. Hast du mal Cast away gesehen?" ,,Ja. Du hast Recht. Aber ich glaube nicht, dass die anderen das so toll finden. Marco wäre bestimmt dabei, aber Rita und die Mädels?!" ,,Dann fahren wir halt alleine. Können die sehen wie sie klarkommen", brumme ich. ,,Du kannst ganz schön fies sein." ,,Mein Umfeld hat mich so gemach. Bedank dich bei meinem besten Freund." ,,Mach ich, sobald wir wieder in Deutschland sind." Ich lache leise und setze mich wieder richtig hin. ,,Ich glaube, ich versuche noch mal zu schlafen." ,,Ich denke mal ich auch." Ich lasse mich von Mats hochziehen und wir gehen zurück zum Lager.

,,Wir haben einen Koffer gefunden", brüllt jemand und reißt mich somit unsanft aus meinem Schlaf. Ich sehe wie Vanessa glücklich zu uns rennt und Daria, die etwas großes schwarzes hinter sich her zieht. Sofort laufen alle Daria entgegen. Der Koffer kommt mir bekannt vor. ,,Das ist meiner", sage ich verblüfft, als wir alle darum stehen. ,,Das heißt jetzt aber nicht, dass du davon alles bekommst", stellt Rita direkt klar. ,,Das habe ich auch nicht gesagt", fauche ich zurück und öffne meinen Koffer. Die Sachen sind alle klatschnass, doch man kann sie ja trocknen. ,,Ich finde, Elena sollte trotzdem als erstes entscheiden, was sie haben will und die restlichen Sachen teilen wir dann auf. Immerhin ist es ihr Koffer", meint Mats und lächelt mir kurz zu. ,,Keine Sorge ich werde nicht alle Sachen behalten", sage ich schnell um Rita etwas zu besänftigen. Ich nehme meinen Kosmetikbeutel. ,,Ich habe insgesamt drei Zahnbürsten. Eine unbenutzte in meinem Rucksack, eine unbenutzte im Kulturbeutel und Eine, die ich schon benutzt habe. Die Zahnpasta sollte etwas reichen, wenn wir sie sparsam benutzen." ,,Vielleicht kommen ja noch mehr Koffer an. Wir können uns ja gleich mal auf die Suche machen", schlägt Marco vor. Ich nehme meinen Bikini, ein paar Oberteile, zwei kurze Hosen, eine lange, meine Wechselschuhe und noch einen Pulli aus dem Koffer. Dazu noch die Hälfte meiner Unterwäsche. Wenn überhaupt wird die nur Daria passen. Zum Schluss nehme ich mein zweites Messer, einige Packungen Gummibärchen und andere Süßigkeiten, welche eigentlich für meinen Vater bestimmt waren und einen Bilderrahmen aus dem Koffer. ,,Prügelt euch um den Rest", sage ich und bringe die Sachen ins Lager.

Endlich in einer kurzen Hose und einem Shirt laufe ich mit Marco über den Strand. Die Leuchtpistole ist schussbereit an meiner Hose. Die andere habe ich Mats gegeben, damit wir im Notfall direkt schießen können. ,,Da vorne ist etwas", sagt Marco und deutet auf etwas unnatürlich hellblaues. ,,Scheint ein Koffer zu sein", stelle ich beim näherkommen fest. ,,Na los mach auf", dränge ich ihn. Marco nickt und zieht den Reisverschluss auf. ,,Scheint einem Mann gehört zu haben", murmelt er nach einem Blick auf die Klamotten. ,,Ist doch gut. Dann habt ihr auch was zum anziehen." Zusammen mit Marco trage ich den Koffer zurück ins Lager. Die anderen sind noch nicht zurück. Ich nehme eine Bürste und ein Haargummi aus meinem Kulturbeutel. Schnell binde ich meine Haare zusammen, da sie bei der Hitze echt nerven. Marco zieht sich seinen Pullover über den Kopf und probiert dann ein Shirt. ,,Etwas groß, aber egal", meint er und guckt die Hosen durch. ,,Stört es dich, wenn ich..." ,,Mach ruhig", unterbreche ich ihn und richte meinen Blick auf das Meer. Ich höre, wie er sich noch ein paar Schritte entfernt und dann die Hose wechselt. ,,Man fühlt sich das gut an, endlich was kurzes anzuhaben." Er lässt sich wieder neben mich fallen. Ich greife in meinen Rucksack und öffne eine Packung Gummibärchen. ,,Willst du?", frage ich und stecke mir ein paar in den Mund. ,,Jetzt ist mein Ernährungsplan auch egal", grinst er und greift zu. ,,Was ist mit den anderen?" ,,Wer nicht da ist hat Pech", antworte ich. ,,Ist ja eh noch was da." Ich nicke und stecke mir weitere Gummibärchen in den Mund. Es schmeckt so gut, wenn man Tage nichts richtiges gegessen hat. ,,Du hast morgen Geburtstag oder?" ,,Ja." ,,Muss mies sein." Ich zucke mit den Schultern. ,,Kann es halt nicht ändern." ,,Wir feiern morgen einfach im Beachstyle. Dann halt ohne geile Mucke und Alkohol aber wir können ja trotzdem feiern." ,,Macht nur keinen Spaß." ,,Ach was. Du hast Mats und mich hier. Uns fällt schon irgendwas ein." ,,Na dann", sage ich lachend und esse die letzten Süßigkeiten.

SolitaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt