Kapitel 36

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Emotionslos blicke ich die Decke an. Es sind zwei Tage vergangen, nun herrscht Funkstille zwischen mir und Diliyan.

Betrübt drehe ich mich auf die Seite. Verdammt, mein Herz schmerzt. Es fühlt sich so an, als würde man mir ein Messer in die Brust rammen.

Schluss jetzt!, mahnt mich mein Kopf. Sie hat recht. Ich soll diesmal an mich denken!

Seine sehnsüchtig Augen kommen mir in den Sinn. Direkt versuche ich diese auszublenden, aber es klappt nicht.

Derzeitig bei Diliyan

Sport lenkt mich etwas ab. Mit so viel Kraft, die ich besitze hebe ich die Gewichte hoch. Jeder Muskel in meinem Körper ist am Pochen, die Schweißperlen fließen meine Schläfen runter.

Ich hol mein Handy aus der Hosentasche, als ich ein Lied überspringen wollte, stockte kurz und versuchte wieder normal einzuatmen.

Das Bild von ihr und den Zwillingen sprang mir vor den Augen. Egal, wie oft ich versucht habe, das Bild zu entfernen, ich schaffe das nicht. Ich bringe das nicht übers Herz, ihr wunderschönes Gesicht von meiner Startseite zu löschen.

Ich setze mich auf ein Gerät und stelle meine Ellenbogen auf meine Knie ab. Das Handy halte ich noch in meiner Hand, ich betrachte ununterbrochen das Bild.

Wie, als würde ich sie fühlen können, strich ich ihr über die Wange und schaue leidend ihr ins Gesicht.

Sie war am lachen, Malik war auf ihre Schulter geklettert und zerrt an ihren Haaren, Mikail dahingegen legte sich gemütlich auf ihren Schoß.

Wie lange habe ich die Jungs nicht mehr gesehen? Es sind auch meine Kinder, also habe ich das Recht, beide zu besuchen!

Nora, ich hätte niemals gedacht, dass man mir das Herz brechen kann. Mein Herz ist viel zu schwach, es war ein Kinderspiel für dich.

Zurück bei Nora

Widerwillig rapple ich mich von meinem Bett auf und schwinge mich in Richtung Küche. Es ist Mittag, die Kinder müssten jeden Moment von ihrem Mittagsschlaf erwachen.

Schnell greife ich nach einer Pfanne und versuche ihnen etwas vernünftiges herzurichten. Ich schneide das Gemüse in Mundgerechte Stücke, gebe etwas Öl in die Pfanne und lasse anschließend es etwas anbraten.

Ich habe es noch nicht meinen Eltern erzählt. Da beide eine Reise machen, sind sie nicht in meiner Nähe.

Nervös greife ich nach meinem Handy und suche nach der Nummer meiner Mutter. Ich tippe auf Mama Classic und hielt mir mein Smartphone vors Ohr.

Es piept, aber sie geht nicht ran. Beim fünften Piepen wollte ich auflegen, doch dann nahm sie ab.

„Hallo?", fragte sie in den Hörer und wartete auf eine Antwort.

Ich war sprachlos, kein Laut entflieh meiner Kehle. Wie soll ich meiner Mutter beibringen, dass ich mich scheiden werde?

„Nora? Bist du noch dran?", fragte sie erneut. Kurz stockte ich wieder auf, doch dann fasste ich mich wieder.

„Mama?", meine Stimme zitterte. Ich traue mich nicht, es ihr zu sagen.

„Was ist passiert?", sagte sie sofort, ich konnte meinen Vater im Hintergrund hören.

„Ich lasse mich von Diliyan scheiden."

Mit pumpenden Herz wartete ich auf eine Antwort. Immer wieder ballte ich meine freie Hand zu einer Faust, versuchte mich so zu beruhen.

Es war ruhig. Von ihr kam gerade nichts. Man hörte nur ein Rascheln, da sie sich wahrscheinlich hinsaß.

„Hallo?", fragte ich diesmal. Es war komisch, wieso antwortete sie mir nicht? Meine Augenbrauen ziehen sich wie von selbst zusammen, ich verstehe das nicht.

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