Kapitel 44

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„Ein Date.", sagte Diliyan, als er sich zu mir auf die Couch saß. „Wir zwei. Und die Zwillinge.", fügte er am Ende zu, als er realisierte, dass wir Kinder haben. Ich warf ihn mit einem Kissen ab, da er mich bei einer spannenden Szene meiner Serie unterbrach.

„Nein.", murmelte ich und schaute gebannt auf den Fernseher.

„Doch.", meinte Diliyan spöttisch und schaltete den Fernseher aus. Aufgebracht drehe ich mich zu ihm und will nach der Fernbedienung greifen, die sich in seiner Hand befindet.

„Gib das er.", quengelte ich. Als ich mich gegen ihn lehne, zwickt er mir ins Oberschenkel. Empört japse ich auf. Nimmt da jemand alte Handlungen an?

„Ein Date?", fragte Diliyan erneut und schaute mich charmant an. Wie könnte ich bei ihm „Nein" sagen? Wie kann man bei seinem Anblick „Nein" sagen?

„In Ordnung...", murrte ich genervt und verschränkte meine Arme ineinander. Wegen ihm kann ich nicht sehen, ob sich die Erzfeinde töten oder doch versöhnen werden.

„Seit um neunzehn Uhr fertig. Ich bin solange weg, muss etwas klären.", sagte er, drückte mir ein Kuss auf die Stirn. Er sprang von der Couch, schon war er durch die Tür gelaufen.

Ich atme tief ein. Meine Augen schließen sich, vorsichtig lasse ich mich rückwärts auf der Couch fallen. Mein Blick gilt nun der Decke. Ich kann es immer noch nicht ganz fassen.

Diliyan ist an meiner Seite. Ich habe die Zwillinge wieder zurück. Wir sind eine Familie.

Ich bereue meine Entscheidung nicht. Diliyan hat die zweite Chance verdient. Ohne dieser wären wir nicht zusammen.

Er hatte recht. Wir sind so oft durch dick und dünn gegangen. Wir haben so viel durchgemacht. Sei es zusammen, als auch getrennt.

Irgendwie habe ich sogar das Gefühl, dass unsere Trennungszeit viel intensiver und schwerer war. Immer wieder stritten wir uns, haben uns aber irgendwie immer zusammengebracht. Wenn auch nur wegen den Kleinen.

Mikail und Malik. Meine Retter. Der Grund, dass ich stark geblieben bin. Jedenfalls im Gefängnis und auch bevor ich auf Diliyan zurückgestoßen bin.

Die Zeit war dennoch schwer. Jeden verdammten Tag verweint erwacht, selbst Alpträume jagten mir unendliche Angst ein. Ich hatte keinen Schutz, Diliyan's Schutz.

Diese weitere Chance hat mein Leben verändert. Hätte ich diese weitere Chance nicht angenommen, wären Malik und Mikail womöglich ohne Vater aufgewachsen.

Von nun an lasse ich vergangenes, vergangenes sein. Ich schaue nur noch nach vorn. Zu oft bin ich mit dem Argument gekommen, dass er mich verlassen hat. Dass er mich im Stich gelassen hat. Er bereut diesen Fehler. Das hat er mir in den letzten Tagen beweist.

Ich schweife von meinen Gedanken ab und schaue aus Neugier auf die Zeit. Als mein Display aufgeht, verschlucke ich mich fast an meiner Cola.

„Diliyan!", kreischte ich. Dieser Idiot!

Er erwartet von mir, dass ich in fünfzehn Minuten fertig bin?! Nicht nur ich muss herausgeputzt werden, die Kleinen auch!

„Mikail, Malik!", rief ich nach beiden. Malik rannte ins Wohnzimmer, wohingegen Mikail sich beim Laufen die Augen rieb.

„Xawa min dhet.", nuschelte Mikail und wollte sich auf die Couch legen, doch ich griff nach seinem Arm. Schnell hob ich ihn hoch und rannte mit ihm auf dem Arm in das Zimmer der Zwillinge, Malik rannte mir lachend hinterher, weswegen ich auch anfangen musste zu lachen. [Ich bin müde]

Ich legte Mikail aufs Bett, setzte Malik ebenso drauf und drehe mich zum Schrank. Wir haben Anfang Dezember, also muss es etwas wärmeres sein.

Vom Schrank hole ich zwei weiße Hemden, beige lange Hosen und dazu die zwei kleine schwarze Lederjacken. Schnell zog ich meine Jungs an, Malik weigerte sich dieses Hemd anzuziehen.

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