Kapitel 28

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Es sind einige Tage vergangen, ich liege auf meinem Bett. Diliyan ist mit den Zwillingen auf den Balkon gegangen, es ist ein schöner warmer Sommertag.

Nachdem Shirin ihr Kind gekommen hat, denke ich nur noch an Kinder. Ich will wieder das unbeschreibliche Gefühl erleben, das, wenn man ein Kind auf die Welt bringt.

Was alles Mutternatur herrichten kann, dass ist so... so unbewusst faszinierend. Der weibliche Körper verändert sich während des Prozesses. Es passt sich an, damit das Baby die Welt erblicken kann.

Wie gerne ich eine Tochter hätte. Ihr rosa Dinge kaufen, die Wand pink streichen. Nicht dass ich nicht dankbar bin, Nein um Gottes Willen. Ich bin so unglaublich glücklich und dankbar, Mikail und Malik bekommen zu haben.

Wirklich, wären beide nicht an meiner Seite, dann... dann wäre ich am Boden zerstört.

Als Diliyan mich verlassen hat, hatte ich keinen Halt im Gefängnis. Ich war verloren, ganz allein.

Doch die Erkenntnis, dass wenn ich rauskommen werde und meine Familie und Freunde auf mich warten würden, ließ mich stark bleiben. Dass ich zwei Kinder auf die Welt bringe und mit ihnen ein Leben führen werde, stärkte mich nur noch mehr.

Ich habe die Zeit dort qualvoll durchgestanden. Habe auch Freundschaften schließen können. Meine Zimmergenossinnen haben mir den Rücken freigehalten und sind mit mir sorgsam umgegangen.

An meine drei Freunde im Knast denke ich gerne zurück. Die dort waren die Einzigen, die mich verstanden haben.

„Warte doch, du kannst nicht vordrängeln.", meinte Stefanie und schubste Klara weg. Ich und Melanie fingen an zu lachen.

„Nicht so wild, Schwesterherz.", sagt Melanie zu Stefanie und lacht sie erneut aus.

Melanie und Stefanie kamen wegen einem Banküberfall ins Zellentrakt. Klara hat ihren damaligen Freund vertraut. Was Liebe alles mit einem Menschenverstand anstellen kann.

Sie stimmte zu und brach in einem Hotel ein. Sie hielten eine Klassengruppe als Geiseln fest, ihr Freund brachte zwei um.

Nun konnte er entfliehen und ließ sie in der Scheiße sitzen. Dabei hat sie nur Wache geschoben. Er haute mit einem anderen Weib ab, verließ sie ohne ein Wort.

„Wenn ich erst hier raus bin, werde ich die frische freie Luft einsaugen.", knurrte Klara leicht gehässig.

Ich strich mir über mein Bauch. „Wieso bist du eigentlich hier?", fragte mich Klara und schaute mich neugierig an.

Stefanie drückte meine Hand. Sie wusste Bescheid, ich habe mich nur ihr geöffnet. Ich zuckte auf, als ich zurück an seine grauen Augen denke. Diese grauen Augen, die mich quälen aber auch aufblühen lassen.

„Ich habe meinen Mann vor einer Vergewaltigung gerettet.", summte ich vor mich hin und spürte, wie eine Träne mein Augenwinkel verlässt.

Klara's Augen weiten sich, sie war überfordert. „Aber, dass war doch eine Heldentat..?", meinte Melanie, sie schaut verwirrt zu mir.

Mein Blick verdunkelt sich. „Ich habe eine Frau fast in den Tod geschlagen, wegen einem Mann, der mich nicht mehr will. Jetzt sitze ich hier, mit einem fetten Bauch. Ich trage seine Kinder aus und er steht mir nicht bei!", rief ich am Ende. Aus Verzweiflung floss eine Träne aus meinem Augenwinkel.

Klara's Blick wurde wärmer. Sie versteht mich auf einer Weise. „Männer sind Scheiße. Wie oft wollen wir es uns noch einreden?", kicherte sie. „Wäre ich dein Mann und du hättest mich auf dieser Weise gerettet, würde ich dich nicht mehr abgeben."

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