Kapitel 23

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Wir sind wieder in Deutschland gelandet. Die zwei Wochen in Griechenland waren toll, aber Zuhause ist es immer noch am Besten.

„Endlich!", rief Azad und faltete seine Hände aufeinander. „Endlich wieder in Deutschland! Und das sicher!"

„So schlimm waren die Turbulenzen jetzt auch nicht..", murmelte ich.

Azad schaut zu mir, als wäre ich von einer anderen Galaxy. „Dein Ernst? Ich dachte, wir stürzen gleich ab!"

„Habe schon mein Leben an mir vorbeiziehen sehen.", meinte Bilal dann daraufhin. Die Kleinen schliefen, einer jeweils in Roj's- und Bilals Armen.

Als wir zu unseren Koffer laufen wollten, sah ich aus dem Fenster. „Oh Nein, es hat ja geregnet.", meine Roj verzweifelt, weshalb Mikail in ihren Armen wach wurde.

Er murrte und schmatzte auf. Mein Baby, ich lief direkt auf ihn zu. Mit meinem Daumen male ich Kreise auf seiner Wange, weshalb er aufgrinst. Wie sein Vater.

„Nora, irgendetwas stimmt nicht mit Malik.", sagte Bilal. „Er zappelt im Schlaf und ist durchnässt."

Beunruhigt drehe ich mich zu Bilal. Er hat recht, seine Locken sind komplett nass am Kopfansatz und er zuckt im Schlaf auf. Er sieht auch nicht sonderlich gesund aus.

Sofort nehme ich ihn und schaue ihn mir genauer an. Er wird wach und wimmert vor sich hin. Es zerreißt mein Herz, weshalb mir die Tränen hoch kommen.

Das ist immer das Schlimmste. Man sieht sein Engel weinen und weiß nicht, wie man ihn heilen kann. Man kann nur zusehen und hoffen.

„Tu eshiy?", fragte ich brüchig. Er nickte langsam und deutete auf sein Kopf. „Az naminem bo Kore xo, az naminem..." [Tut dir was weh?, Man gibt sich selbst Schuldgefühle]

„Baby Malo?", fragte Roj traurig. „Was ist los mit ihm?"

„Er hat einen Klimawandel. Von heiß zu kühl ist nicht gut, sein Immunsystem reagiert darauf aggressiv.", meinte ich und schaute Malik betrübt an. Das hatte ich als Kind nur zu oft. Jeden Urlaub, als wir wieder zurück kamen.

Bilal kam wieder, er war beim Kiosk stellte ich heraus. Er reichte mir eine Wasserflasche, die ich sofort an seinem Mund führte. Er trank diesen gierig aus, bis zum letzten Schluck. Bilal reichte auch Mikail eine Flasche, aber er wollte nichts trinken.

Malik ging's danach etwas besser, wir machten uns leicht betrübt auf den Weg zu den Koffern. Als wir alle unsere hatten, machten wir uns auf dem Weg zum Wartezimmer, der Anreisenden. Dort, wo immer die Familien auf die anderen warten.

Ich hatte Malik im Arm, deshalb schob Azad netterweise mein Koffer, seins gleich hinterher. „Babo!", rief Mikail, er ist nun hellwach und will aus Rojs Armen springen. Bevor das passieret, setzte sie ihn auf den Boden ab, sofort flitzte er in eine Menschenmenge rein.

Ich mache mir leicht sorgen, schaue ihn hinterher. Als ich sehe, dass er von zwei muskulösen tätowierten Armen hochgehoben wird, atme ich beruhigt aus.

Einen Moment - Diliyan ist hier!

Oh Gott, er darf mich nicht so sehen! Haare in einen Dutt und Jogginghose! Das kann nur peinlich enden!

Wie verpeilt kann ich nur sein, dass ich es nicht schon dort realisiert habe, als er nach seinem Vater rief?

Ich wollte schon umdrehen, aber es ging nicht. Ich muss jetzt vor ihm so unter die Augen treten. Kann dann sogar auch verstehen, wenn er mich angewidert anschauen wird.

Bilal, Azad und Roj laufen vor, in Diliyans Richtung. Ich laufe denen hinterher, damit mich Diliyan nicht sieht. So dämlich, er wird mich jeden Moment sowieso erblicken.

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