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Am nächsten Morgen fährt Jule zu ihrem Haus. Sie will etwas von ihrem Weihnachtsschmuck holen, denn sie hat ein paar Sachen, die jedes Jahr am Baum hängen – Kugeln von ihren Eltern und Großeltern. Dort angekommen, hat sie unter anderem Post vom Anwalt im Briefkasten. Die Unterlassungsklage ist durch, Steffi darf sich ihr und den Kindern nicht mehr als 100m nähern. ‚Und wer überprüft, ob sie sich dran hält? Ist doch eigentlich nur ein Stück Papier', denkt sich Jule und wundert sich über ein Päckchen, dass vor ihrer Haustür liegt. Sie nimmt es mit ins Haus und legt es in der Küche auf den Tisch. Dann geht sie in den Keller und sucht die Sachen, die sie mitnehmen möchte. Andreas und sie haben beschlossen, dass es ein bunter Baum mit vielen verschiedenen Kugeln und sonstigen Anhängern werden soll, deshalb nimmt sie noch alle möglichen Farbkombinationen mit. Sie hat einige davon – rot, gold, silber, blau, lila, braun, bronze, grün, Stroh, Holz, Figuren und den Drachen, den sie von ihrem ersten Mann geschenkt bekommen hat. Sie muss ein paar Mal vom Haus zum Auto laufen, bis sie alles verstaut hat.

Dann geht sie in die Küche und sieht den Rest der Post durch. Als letztes will sie das Päckchen öffnen. Sie schaut es genauer an, es hat keinen Absender. Jule holt sich ein Messer und schneidet durch das Paketband. Dann klappt sie den Deckel auf und es kommt ihr eine ekelerregende Duftwolke entgegen. Sie schlägt die Hand vor den Mund und hält die Luft an. Auf dem Inhalt liegt ein Zettel mit den Worten „Pass auf deinen Hund auf, der wird der nächste sein!". Unter einer Menge Styropor liegt ein totes Mäuschen. Sie klappt den Deckel wieder zu und stellt es auf die Terrasse. Dann ruft sie Andreas an. „Kannst du bitte kommen, ich brauch dich hier!" – „Ich kann grad ganz schlecht weg, Liebes" – „Andreas, bitte!". Andreas stutzt. Da war etwas in Jules Stimme, was ihm nicht gefiel. „Ok, bin unterwegs!". Er gibt Chris schnell Bescheid, der ihn verwundert ansieht. „Ich weiß nicht, was los ist, aber irgendwas ist passiert". Chris nickt und Andreas läuft zum Auto.

Zwanzig Minuten später steht er vor Jules Tür. Bevor er läuten kann, macht sie bereits auf. „Was ist denn los, du bist ja total blass?". Andreas ist erschrocken. Jule geht voran und zeigt stumm auf die Terrassentür. Er öffnet sie und sieht das Päckchen stehen. Er wirft einen Blick hinein und fährt zurück. „Andreas, ich kann nicht mehr!" Jule beginnt zu weinen. Er nimmt sie fest in den Arm und so stehen sie eine Weile da. Er überlegt, aber er weiß nicht, wie er Jule aus der Schusslinie bringen soll. Dann holt er sein Handy heraus und ruft die Polizei an. Jule setzt sich wieder in die Küche. Nach einer Weile kommt ein Streifenwagen mit zwei Polizisten vorbei. Die nehmen auf, was die letzten Wochen so passiert ist, und stellen dann fest, dass inzwischen der Tatbestand der Drohung im Raum steht. Sie machen Fotos von der Schachtel und dem Inhalt und nehmen alles mit. Andreas muss den früheren Zettel noch aufs Revier bringen. Dann verabschieden sich die beiden wieder. „Sie hören von uns. Auf Wiedersehen!". Andreas bringt sie noch zur Tür und geht dann wieder in die Küche.

Jule sitzt still am Tisch, den Kopf in den Händen vergraben. Andreas stellt sich hinter sie und legt seine Hände auf ihre Schultern. Schweigend bleiben sie so ein paar Minuten. „Und was machen wir jetzt?", fragt Jule irgendwann leise. „Ich kann nicht mehr, Andreas! Das macht mich kaputt!". Mit Tränen in den Augen dreht sie sich um und sieht ihn an. Andreas zieht sie hoch und nimmt sie in die Arme. „Ich glaub, mehr als abwarten können wir im Moment nicht. Ich lass dich nirgends mehr alleine hin, und auch die Kinder und Buster dürfen den Garten nicht mehr ohne Erwachsene verlassen" – „Und wie lange soll das dann so gehen? Andreas, du kannst uns nicht einsperren!" – „Jule, ich sperr euch doch nicht ein! Ich will euch schützen, was meinst du denn, warum das Päckchen hier gelandet ist und nicht bei mir? Dort geht alles erst mal durch die Hände unserer Sekretärinnen, auch die private Post, die zwar nicht geöffnet wird, aber trotzdem wäre es ohne Absender vermutlich nie bei dir angekommen, und das weiß Steffi. Jule ...", er nimmt ihr Gesicht in die Hände, „ich liebe dich, und ich werde nicht zulassen, dass sie das zerstört! Aber dabei musst du mir helfen!" Jule schluckt. „Ich weiß nicht, ob ich das kann", flüstert sie dann und wendet sich ab. „Liebes, bitte lass mich jetzt nicht allein"; fleht Andreas, Tränen laufen ihm über das Gesicht. Auch Jule weint. Sie dreht sich um und geht ins Wohnzimmer, wo sie sich in ihren Schaukelstuhl setzt und ihren Gedanken nachhängt. Andreas geht ihr nach, bleibt aber in der Tür stehen und beobachtet sie. Irgendwann rutscht er am Rahmen nach unten und bleibt dort sitzen, immer wieder einen Blick auf Jule werfend und mit wachsender Verzweiflung im Gesicht.

Magic Love - EB FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt