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Beim Abendessen wird das Thema nochmal besprochen und danach abgehakt. Jule sitzt später auf dem Sofa, eine Flasche Radler in der Hand, und grübelt. Andreas, der gerade Lotta ins Bett gebracht hat, sieht sie überrascht an. „Seit wann trinkst du Bier?" – „Mir war danach. Schnaps ist keiner im Haus" – „Ach Liebes, komm her", sagt er und nimmt sie in den Arm. „Andreas, diese Frau macht mich fertig", flüstert Jule und Tränen laufen ihr übers Gesicht. Andreas antwortet nicht, er hält sie nur fest. In dieser Nacht kommt Jule nicht zur Ruhe, irgendwann steht sie auf und geht in den Wintergarten, wo sie sich mit einer Decke in den Schaukelstuhl setzt und schließlich eindöst. So findet Andreas sie am nächsten Morgen. Er steht vor ihr und sieht sie sorgenvoll all. Er lässt sie schlafen, kümmert sich um die Kinder und setzt sich dann in der Küche an den Tisch und lässt den Blick durchs Fenster nach draußen schweifen. Seine Gedanken fahren Achterbahn, er weiß nicht, was er tun soll, damit Steffi sie endlich in Ruhe lässt. „Hast du noch Kaffee für mich?", reißt ihn eine leise Stimme aus seinen Gedanken. Er sieht auf. „Natürlich, Liebes, setz dich, ich bring dir was". Andreas stellt ihre Tasse vor sie hin, Jule nimmt sie und hält sie fest. „Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, hier weiter zu bleiben, Andreas", sagt sie irgendwann. „Wer sagt, dass es besser wird, wenn du nicht mehr hier wohnst?", fragt er sie. Jule schüttelt den Kopf. „Keiner. Aber ich kann so nicht weiter machen. Andreas, ich brauche Abstand – Abstand von dieser Frau. Und den bekomme ich nur, wenn ich Abstand von dir habe". Mit Tränen in den Augen sieht sie ihn an. „Andreas, wir werden wieder zurück in mein Haus ziehen. Ich kann nicht mehr, sie hat gewonnen. Ich habe lange nachgedacht heute Nacht, und denke, das ist die beste Lösung" – „Du willst mich verlassen?". Jule nickt. Fassungslos sieht Andreas sie an. „Das darfst du nicht!" – „Andreas" – „Verdammt noch mal, ich werde dich nicht gehen lassen!" – „Andreas, bitte" – „NEIN!". Jule schluckt hart, steht traurig auf und lässt Andreas mit seiner Verzweiflung allein. Sie geht nach oben, wo sie sich aufs Bett wirft und leise ins Kissen weint. Irgendwann hört sie ihn mit quietschenden Reifen vom Hof fahren.


Andreas fährt zu Hedi, die von all dem noch nichts mitbekommen hat und aus allen Wolken fällt, als er ihr alles erzählt. „Mama, ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll", sagt er unter Tränen. „Ich versteh nicht, warum Jule kapituliert. Und ich hab keine Ahnung, wie ich Steffi dazu bringen kann, endlich aufzuhören!" – „Ach mein Großer", seufzt seine Mama, „da habe ich leider auch keine Lösung. Ihr zwei müsst zusammenhalten, obwohl ich Jule verstehen kann. Irgendwann hat auch eine noch so starke Frau keine Kraft mehr. Und jetzt fahr heim zu ihr, sie braucht dich, auch wenn es selten so aussieht. Redet nochmal miteinander, ihr seid so ein tolles Paar. Sie meinte doch nur eine räumliche Trennung, soweit ich das verstanden habe. Ich glaube nicht, dass es vorbei ist, Andreas!"


Als Andreas daheim ankommt, sieht er, dass Jules Auto weg ist. „Nein, das darf sie nicht so schnell durchziehen". In der Küche schaut er auf die Uhr und überlegt. Er geht nach oben, und sieht, dass Jules Arbeitskleidung weg ist. Erleichtert atmet er auf – klar, Mittwochnachmittag arbeitet sie ja. „Papa? Habt ihr gestritten?", fragt Lotta, die plötzlich hinter ihm steht. „Warum, Lotta?" – „Weil Jule ganz doll geweint hat" – „Ach, Mäuschen – nein wir haben nicht gestritten, aber wir haben andere Probleme" – „Was denn, Papa?" – Erwachsenenprobleme, Lotta", sagt Andreas. „Komm, wir zwei gehen jetzt mal in die Werkstatt, vielleicht kannst du da jemandem helfen, und ich mit Onkel Chris arbeiten". Und er hebt sie hoch und sie gehen rüber. Er gibt Lotta bei Manu und Budda ab, die sie gleich in Beschlag nimmt und geht nach oben ins Büro. Dort setzt er sich und stützt den Kopf in die Hände. Tränen tropfen auf den Schreibtisch. So findet ihn Chris nach einer Weile. „Hey, Bruder, was ist denn los?", fragt er ihn mitfühlend. Andreas beginnt zu erzählen. „Steffi hat WAS getan? Hat Jule sie wenigstens angezeigt? Kindesentführung, die hat doch den Schuss nicht gehört!". Chris beginnt aufgeregt auf und ab zu gehen. „Nein, sie hat keine Anzeige erstattet, und so wie ich Jule kenne, wird sie das auch nicht. Chris, ich weiß nicht mehr weiter. Ich will sie nicht verlieren" – „Das wirst du nicht, dafür liebt ihr euch viel zu sehr!" – „Ich hab Angst, dass sie weg ist, wenn wir dieses Mal wieder heimkommen" – „Das glaube ich nicht, dafür ist sie viel zu pflichtbewusst – sie lässt deine Kinder nicht allein".

Als die Brüder an diesem Abend in den Nightliner steigen, ist Jule nicht dabei, was auch der Crew auffällt. Andreas schmeißt sich gleich in seine Koje, und will nichts mehr hören und sehen. Chris sitzt noch lange alleine im Büro und überlegt. Aber auch er findet keine Lösung. Er hofft, dass Andreas die Shows gut durchziehen wird. Am nächsten Morgen ist Andreas schon in der Halle beim Aufbau, als Chris wach wird. Er ist durch und durch Profi, wenn auch schlecht gelaunt, aber abgelenkt durch die Arbeit. Chris beobachtet ihn genau. Immer wieder versinkt Andreas in Überlegungen, und manchmal, wenn er sich unbeobachtet glaubt, rollen Tränen über sein Gesicht.

Magic Love - EB FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt