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Andreas kann nicht ahnen, was Jule tatsächlich so zusetzt. Sie ist seit zwei Wochen überfällig und wollte das eigentlich mit sich selber ausmachen. Wieso er gerade jetzt mit dem Thema Baby ankommt, ist ihr ein Rätsel. Sie fährt in die Stadt und dort geht sie in einen Drogeriemarkt. Sie kauft zwei Schwangerschaftstests, die sie in Ruhe am nächsten Tag machen will. Aber sie ist sich auch so schon sicher – sie ist den ganzen Tag hundemüde, das hatte sie auch bei Laura und Leon. Langsam bummelt sie durch die Straßen, bleibt immer wieder vor Schaufenstern stehen und macht sich einen ruhigen Nachmittag. Als sie vor einem Babyausstatter steht, wird sie angesprochen. „Hallo Jule, bist du heute allein unterwegs?" – „Oh, Hedi. Hallo. Ja, manchmal brauche ich das" – „Und warum stehst du hier? Ich habe dich beobachtet, du betrachtest die Auslage ohne sie wirklich zu sehen". Jule sieht sie nur an, und Hedi versteht. „Ich werde nochmal Oma. Das ist ja schön!" – „Nein, ist es nicht. Ich weiß nicht, ob ich das will" – „Warum denn Jule? Ihr seid so eine tolle Familie, da würde schon nochmal was Kleines dazupassen". Jetzt kullern Jule die Tränen über die Wangen und Hedi nimmt sie in den Arm. „Also, geplant war es wohl nicht?". Jule schüttelt den Kopf. „So, meine Liebe, wir beiden gehen jetzt da vorne ins Cafe und reden!", bestimmt Hedi und zieht Jule einfach mit. Als sie vor ihren Kaffeetassen sitzen, bricht es aus Jule heraus. Ihre Ängste, ihre Sorgen, auch dass Andreas wieder mal eine Entscheidung ohne sie getroffen hat lässt sie nicht aus. „Weißt du, das ärgert mich total. Es geht um mich und meine Kinder, das kann er doch nicht einfach so machen!". Hedi sitzt da und wartet ab, bis Jule fertig ist. Dann nimmt sie ihre Hand. „Jule, glaubst du nicht, dass da grade die Hormone mit dir durchgehen? Andreas meint es doch nur gut, wenn du abgesichert bist. Wir hoffen ja nicht, dass ihm was zustößt, aber wenn – dann hast du trotzdem keine Geldsorgen. Ihr seid nicht verheiratet, du ständest tatsächlich vor dem Nichts, Jule. Das spricht doch nur für ihn, oder? Andreas weiß nicht, dass du schwanger bist?". Jule schüttelt verneinend den Kopf. „Sag es ihm" – „Und wenn ich mich dagegen entscheide? Das würde ihm das Herz brechen. Nein, ich muss erst selber klar kommen, Hedi" – „Du denkst ernsthaft über einen Abbruch nach?" – „Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll. Es ist so schön grade, die Kinder in einem Alter, wo man wieder an sich selber denken kann ... und dann nochmal was Kleines?" – „Auch das wird groß. Glaubst du wirklich, dass DU mit einem Abbruch leben könntest?". Jule vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. Hedi beobachtet sie still. „Jule?", fragt sie irgendwann. „Meinst du, du als Herzmensch könntest mit einer Entscheidung leben, die dein Kopf getroffen hat?". Jule hebt den Kopf und sieht Hedi nachdenklich an. „Rede mit Andreas, er sollte es wissen. Dann könnt ihr eine gemeinsame Entscheidung treffen, egal wie die ausfällt, es wird in Ordnung sein! Aber entscheide so etwas nicht ohne ihn!" – „Ja, wahrscheinlich hast du recht", antwortet Jule. Die beiden Frauen verabschieden sich und Jule fährt wieder nach Hause.

Am nächsten Morgen macht sie einen der beiden Tests. Wie erwartet ist es ein Volltreffer. „Andreas, hast du noch kurz Zeit für mich?", fragt sie ihn, als die Kinder außer Haus sind. „Für dich immer, Liebes. Was gibt's?". Wortlos legt sie den Test vor ihn hin. Sprachlos sieht er zwischen dem Test und Jule hin und her. Dann springt er auf und wirbelt sie herum. „Du bist schwanger?! Ich werde nochmal Papa!" – „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, Andreas". Jetzt lässt er sie herunter und schaut sie verletzt an. „Warum Jule?" – „Weil ich ... Andreas, schau mich nicht so an, bitte" – „Wie lange weißt du das schon?" – „Der Test ist von heute Morgen, den Verdacht hatte ich seit einer Woche" – „Und warum sprichst du nicht mit mir?" – „Tu ich doch" – „Ja, jetzt. Warum nicht schon vorher?" – „Andreas, bitte ...". Jule wendet sich ab, doch Andreas hat gesehen, dass sie weint. Er geht zu ihr und nimmt sie in den Arm. „Warum zweifelst du so, Jule?". Sie dreht sich um. „Ich weiß es nicht" – „Liebes, für mich ist das ein kleines Wunder, für dich nicht?". Jule bleibt stumm. „Du überlegst tatsächlich abzutreiben? ... Jule, gib mir bitte eine Antwort!" – „Ich kann dir keine geben weil ich keine weiß!". Fassungslos lässt er sie los und geht aus dem Raum. Er nimmt seinen Schlüssel und geht zur Werkstatt, wo er sich in seinem Büro einschließt.


Magic Love - EB FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt