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Als sie diesmal am Montagmorgen in Bünde auf den Hof fahren, bleibt Andreas erst mal im Nightliner. Als er sieht, dass Jules Auto vor der Garage steht, geht er rüber ins Haus. Er setzt Kaffee auf und nimmt sich gleich mal eine Tasse. Seine Kinder freuen sich sehr, dass sie ihn schon am Morgen sehen. Jule bleibt zögernd vor ihm stehen, gibt ihm dann aber einen Kuss auf die Wange. „Hast du nachher vor der Arbeit noch Zeit für mich?", will Andreas wissen. Jule nickt und schickt Lotta schon vor ins Auto. „Ich bring Lotta weg und dann komme ich nochmal her".

Als Jule wieder heim kommt, steht Andreas im Wintergarten und sieht nach draußen. Sie stellt sich neben ihn. Er sucht ihre Hand und hält sie fest. Nach einer Weile sagt er: „Jule, ich will nicht, dass du ausziehst! Du bist das Beste, was mir seit langem passiert ist. Ich werde nochmal mit Steffi reden, oder wir machen das gemeinsam. Das kannst du entscheiden, deine Intuition ist immer richtig gewesen bisher". Er dreht sich zu ihr und sieht ihr fest in ihre Augen, in denen Tränen schwimmen. „Jule, ich liebe dich so sehr, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Ich weiß nicht, wie ich eine Trennung, auch wenn sie nur räumlich ist, aushalten soll!". Und er beugt sich zu ihr und gibt ihr einen langen, zärtlichen Kuss. Dann wischt er ihr die Tränen vom Gesicht und nimmt sie in seine Arme. „Und was soll das bringen, Andreas?", murmelt Jule. „Du hast schon so oft mit ihr geredet, dann war eine Weile Ruhe und irgendwann kam wieder eine Aktion von ihr." – „Ich weiß, aber ich bin jetzt so richtig wütend, und da kann ich auch anders!" – „Du machst aber einen relativ ruhigen Eindruck?" – „Mag sein, aber genau dann bin ich am gefährlichsten, Liebes!". Sie sehen sich an, schließlich nickt Jule. „Ich denke, wir sollten das gemeinsam machen. Es geht ja auch um mich, und ich war meistens das Ziel ihrer Angriffe." – „Du ziehst nicht aus?" – „Lass uns erst mal das Gespräch suchen, und dann sehen wir weiter". Andreas nickt und zieht sie dann wieder in seine Arme. Nach einer Weile löst sich Jule. „Ich muss zur Arbeit, Andreas. Rufst du sie an und fragst, wann es für sie am besten passt?" – „Ich wäre einfach so vorbeigefahren." – „Nein, überrumpeln find ich nicht gut! Du musst ja nicht sagen, dass ich mitkomme". Andreas sieht sie nachdenklich an, dann nickt er.



„Jule, da will jemand nur von dir bedient werden", sagt ihre Kollegin zu Jule. Überrascht sieht sie auf. „Welcher Tisch?" – „Tisch 10". Jule schaut hin und traut ihren Augen nicht – dort sitzt Steffi. Jule atmet tief durch, strafft ihre Schultern und geht hin. „Hallo Steffi, was darf ich dir bringen?" – „Einen Cappucchino, und etwas Zeit, wenn das geht?" Verblüfft schaut Jule sie an. „Cappucchino kommt sofort" – „Jule, bitte. Ich muss mit dir reden". Jule dreht sich um und ordert die Bestellung. Dann geht sie kurz nach hinten in den Personalbereich und ruft bei Andreas an. „Hey Liebes, was gibt's?" – „Andreas, hast du schon mit Steffi telefoniert?" – „Nein, ich hab sie noch nicht erreicht. Warum?" – „Hmm, erklär ich dir später. Warte mal noch ab. Ich muss wieder". Sie legt auf und lässt einen verdutzten Andreas zurück. „Tanja, ich nehm meine Pause jetzt schon" – „Alles klar, ist ja eh noch nix los". Jule nimmt den Cappucchino und geht zu Steffi. Sie stellt die Tasse vor sie hin und setzt sich ihr gegenüber. Steffi sieht sie lange an und Jule erwidert den Blick. „Es tut mir leid", sagt Steffi irgendwann. „ Es tut mir unglaublich weh, wenn ich sehe, wie glücklich ihr zwei seid. Aber die Aktionen, die ich geliefert habe, waren nicht in Ordnung. Und das letzte Woche mit Leon, das lief aus dem Ruder. Ich wollte ihn eigentlich nur von der Straße weghaben, und ..." – „Warum sagst du ihm dann, er braucht sich nicht bei mir melden?" – „Das war dumm von mir. Jule, glaub mir, ich würde nie deinen Kindern irgendwas antun!". Jule nickt. „Das glaub ich dir sogar. Du wolltest immer nur mich treffen, und das ist dir verdammt gut gelungen! War's das?" – „Jule, ich hab eingesehen, dass ich mich damit abfinden muss, wie es ist. Ich bin froh, dass unsere Kinder dich so gern haben. Ich bin die nächsten drei Monate beruflich in England, und hoffe, dass ich danach ein besseres Verhältnis zu dir aufbauen kann." – „Wir werden nie Freundinnen sein, aber ich denke, wir sollten uns einfach wie erwachsene Menschen verhalten, schon wegen eurer Kinder, Steffi" – „Pass mir gut auf meine Kinder auf, Jule!" – „Das mache ich. Wissen die schon, dass du länger weg bist?" – „Nein, das kam sehr kurzfristig. Ich wollte es ihnen am Wochenende sagen." – „Okay. Andreas weiß es auch noch nicht?" – „Nein" – „Gut". Jule sieht auf die Uhr. „Ich muss wieder. Ich hoffe, wir bekommen das hin, für die Kinder wäre das sehr wichtig. Ich wünsche dir eine erfolgreiche Zeit in England, Steffi!" – „Danke, wir bekommen das hin, da bin ich mir ganz sicher!". Jule steht auf und geht wieder nach hinten. Sie schickt Andreas kurz eine Nachricht, dass er sich nicht bei Steffi melden muss.

Als sie abends nach Hause kommt, wartet Andreas schon auf sie. „Was soll das mit Steffi?" – „Erzähl ich dir später, lass mich doch erst mal runterkommen, Schatz". Sie gehen gemeinsam in die Küche, und während sie alle essen, erzählen die Kinder von ihrem Tag. Als sie fertig sind und die Küche wieder aufgeräumt ist, nimmt sich Jule wieder eine Flasche Radler mit. Andreas sieht sie entsetzt an, und Jule beginnt laut zu lachen. „Schatz, ich mag das auch, wenn ich gute Laune habe" – „Du hast gute Laune? Warum?" – „Komm, wir setzen uns ins Wohnzimmer". Jule geht voran. Sie kuscheln sich auf dem Sofa aneinander und Jule erzählt von Steffis Besuch im Cafe, sagt aber nicht, dass diese bald beruflich unterwegs sein wird. „Und du glaubst ihr das?", zweifelt Andreas. „Ja, weil noch ein anderer Aspekt dazukommt, den wird sie dir aber noch selber sagen" – „Und du wirst mir jetzt nicht sagen, was das ist, hab ich Recht", stellt Andreas fest. „Du kennst mich doch", zwinkert sie ihm zu. „Und du ziehst nicht aus?" – „Nein, außer du schmeißt mich raus". Entgeistert sieht er sie an. „Schatz, das war ein Scherz, das müsstest du doch eigentlich erkennen", prustet Jule los. „So gefällst du mir besser, Liebes. Das Niedergeschlagene, Traurige der letzten Tage passt nicht zu dir", sagt Andreas und gibt ihr einen innigen Kuss.


Magic Love - EB FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt