Kapitel 26

490 21 173
                                    

N I N A

Es war schon gegen siebzehn Uhr, als ich schon zum zweiten Mal heute die große Eingangstür unserer Schule öffnete, damit Gastón und ich unsere Strafe abarbeiten konnten.

Dass Eric heulend zum Direktor gerannt war, konnte ich mir eigentlich denken. Dank ihm müssen Gastón und ich die Arbeit der Putzfrauen übernehmen.

Eigentlich hätten wir dazu noch zwei Wochen nachsitzen bekommen, aber nach einer langen Diskussion ließ der Direktor es weg, weil Gastón ja ein wichtiger Footballspieler war und er kein Training verpassen durfte, da in wenigen Tagen ein sehr wichtiges Spiel bevorstand. Mir sollte es recht sein.

Alleine lief ich durch die großen, leeren Flure des Gebäudes und hoffte, dass Gastón mich nicht hängen lassen würde, denn es war ziemlich gruselig hier. Nicht, dass mir gleich dieser seltsame Hausmeister mit drei Zähnen Gesellschaft leistet!

Schnell verdrängte ich diesen Gedanken und öffnete die Türen unserer Cafeteria, wo überraschenderweise Gastón mit einer Tüte Chips an einer der Tischen saß. Auf einem Putzwagen war auch schon das ganze Putzzeug aufgestapelt.

Sein Kopf hob sich und er schaute zu mir, wie ich in der Tür stand. Er musterte mich bei jedem einzelnen Schritt und es war mir etwas unangenehm, weil ich nicht wie sonst so gestylt war, sondern meine schwarze Brille auf der Nase hatte und einen oversized hoodie trug. Das komische war, dass er mich trotzdem so ansah, wie er es in letzter Zeit schon öfters tat.

Als ich seinen Blick erwiderte, schaute er wieder weg und widmete sich seinen Chips.

»Lasst uns anfangen.« murmelte ich leise und widmete mich dem Putzzeugs.

»Oder wir gehen, weil es bis morgen früh eh wieder dreckig wird.« schlug er vor und sah mich abwartend an, aber ich schüttelte den Kopf.

»Señora Perez wird alles höchstpersönlich nachkontrollieren und nochmal zum Direktor möchte ich jetzt nicht unbedingt.« meinte ich genervt und warf ihm einen alten, abgenutzten Lappen zu, den er ohne Probleme fing, obwohl er grade noch in seiner Chipstüte vertieft war.

»Toll, jetzt kann ich meine Chips nicht weiter essen.« nörgelte Gastón und warf den Lappen angewidert auf den Tisch.

Augenverdrehend widmete ich mich schon den ersten Tisch, an den Gastón saß. Für einen kurzen Moment herrschte Stille und man konnte nur das Schrubben meines Lappens über den Tisch hören, aber dann unterbrach Gastón die Stille.

»Ich hätte dir gerne meine Chips angeboten, aber du isst ja sowas nicht.« sagte er schulterzuckend und ich glaubte, dass er nur ein Gesprächsthema suchen wollte. Außerdem wunderte es mich, dass er sich so eine unnötige Information von mir gemerkt hatte.

»Das hast du dir im Ernst gemerkt?« lachte ich leicht und horte kurz damit auf, den Tisch zu wischen, um seine Reaktion auf meine Frage zu sehen.

»Ja.« meinte er knapp und schnappte sich einen Wischmob, um den Boden zu wischen. Allerdings sah das nicht wirklich richtig aus, aber dafür ziemlich süß. Ein kleines Schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen, als ich zu ihm rüber ging und ich mich hinter ihn stellte.

Als ich meine Hände auf seine legte, um sie richtig zu positionieren, vergas ich für einen kurzen Moment, dass wir einige Missverständnisse haben und er mich sozusagen nicht leiden konnte. Ihm schien es genauso zu ergehen, denn er ließ mich machen.

Exposing Perida | GastinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt