Reaktionen I (14)

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-Hermine-

Gerade wollte ich anfangen die ersten Seiten des Buches zu lesen, als ich Schritte hörte. Schritte die mir sehr bekannt vorkamen, Schritte die ich schon oft vernommen hatte. Ich drehte mich um und da stand Harry. Ein blasser Junge, Augenringe und tiefe Sorgenfalten.

"Ich nehme dann Mal an, das war's", hörte ich seine sonst so überaus angenehme Stimme rau sagen. Ich nickte. Auch er nickte. Kurz sah es so aus, als würde er sich einfach umdrehen und gehen, was mir sehr gelegen kommen würde, doch dann passierte etwas anderes.

Harry riss der Faden. Seine Maske fiel schäppernd nieder und ein Wortschwall so wuterfüllt wie selten zuvor überkam ihn.
"WEISST DU HERMINE, DAS FRETTCHEN VERARSCHT DICH DOCH NUR!! DU KANNST DOCH NIX MIT UNSEREM ERZRIVALEN ANFANGEN, GRYFFINDOR UND SLYTHERIN, GUT UND BÖSE, TODESSER UND SCHLAMMBLUT, DAS GEHT NICHT"

Er hatte Schlammblut gesagt. Doch Harry hörte nicht auf, er achtete nicht auf seine Wortwahl und fuhr unbeeirrt mit allem fort, bis meine Augen glasig und seine Stimme heiser war.

Als er fertig zu sein schien, stand er da, mit rotem Kopf und starrem Blick. Nun war ich an der Reihe.

"Harry Potter. Dass du der Auserwählte bist, heißt nicht, dass du das Recht hast dich immer und überall so aufzuführen wie du willst. Ich bitte dich einfach nur, dich aus Angelegenheiten rauszuhalten, die dich nichts angehen. Noch einmal solche Worte und du hast deine beste Freundin verloren. Du hast genau jetzt so unfassbar viel aufs Spiel gesetzt, du hast riskiert mich so tief zu verletzen, dass eine bleibende Narbe entsteht. Und ich weiß dass du nicht eifersüchtig bist, denn ich habe gesehen wie du Ginny angehimmelt hast. Ihr seid füreinander bestimmt und ich akzeptiere das. Jetzt akzeptiere auch du mein Schicksal."

In meiner Stimme war während des ganzen Vortrags eine Ruhe zu hören gewesen und ich hatte Selbstsicherheit ausgestrahlt, das wusste ich. Harry musste nun akzeptieren dass mein Leben nicht seines war.

"Und nenn mich nie wieder Schlammblut, hast du verstanden?", Das war der letzte Satz, den ich gesagt hatte, bevor ich mich zum Mädchenschlafsaal begab. Dort wurde ich bereits von Ginny erwartet, die zu meiner Überraschung hellwach war.

"Nimm es mir nicht übel Hermine, aber Malfoy ist und bleibt eine Schlange, Fang lieber nichts mit ihm an."

Sie hatte genau dasselbe wie Harry gesagt, im Gegensatz zu ihm aber eine einigermaßen nette Formulierung verwendet.

"Ginny, du musst mein Schicksal akzeptieren und ich muss es auch", das war das einzige, was ich sagte, bevor ich in mein Bett plumpste und erstaunlich schnell einschlief.

Am nächsten Morgen erwachte ich mit dem Gedanken das von Lucius Malfoy geschriebene Buch im Gemeinschaftsraum vergessen zu haben. Ich hatte keine Ahnung wie viel Uhr es war, es war mir aber auch ziemlich egal, weil heute Samstag war. Also angelte ich nach meinen Pantoffeln und tapste rüber zum Gemeinschaftsraum. Es musste noch sehr früh sein, denn dort befand sich niemand. Ich sah zu dem Sofa hinüber, auf dem ich das Buch gestern hatte liegen lassen, doch da war nichts. Kein Buch, nichts.

Ich schaute auch darunter, daneben und dahinter, doch weit und breit keine Spur. Vielleicht hatte Harry es mitgenommen, ich würde ihn beim Frühstück darauf ansprechen.

Im Moment konnte ich sowieso mein Buch nicht bekommen, also riskierte ich einen Blick auf die Uhr. Sechs Uhr morgens. Hatte ich wirklich so wenig geschlafen? Müde war ich jedenfalls nicht.

Ich beschloss mich anzuziehen und frisch zu machen, danach würde ich bestimmt eine Beschäftigung finden.

Als ich vor meinem Kleiderschrank stand, entschied ich mich für eine graue, enge Jeans und einen schwarzen Pullover mit einer Eule darauf. Als ich mich schließlich auch frisch gemacht hatte, verließ ich den Gryffindor Gemeinschaftsraum und schlenderte durch die Gänge von Hogwarts. Es war immernoch vor sieben und alle schliefen am Wochenende aus.

Als ich um die Ecke bog, korrigierte ich meine Gedanken und mein Herz schlug höher. Nicht alle schliefen aus. Alle, außer Malfoy.

Dramione - wer zuletzt lacht, lacht am bestenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt