Es ist überraschend kalt draußen und ich erzittere leicht unter dem dicken Pullover, den ich mir vor unserem Aufbruch noch schnell übergestreift habe. Während der halbstündigen Fahrt zum Eichenhaus, haben wir mit Stiles besorgniserregenden Jeep zwei weitere Menschen aufgesammelt. Lydia, Liam. Ich weiß nicht ob ich mich über Liam's Auftauchen freuen und unter Lydia's Anwesenheit erzittern sollte. Noch immer schweben mir Stiles verheißungsvolle Worte über Lydia vor und auch ihr selbstbewusstes Lächeln kann die aufgewühlten Gefühle in meinem Körper nicht bändigen. Sie quetscht sich wortlos neben mich, sodass Liam nur noch der hintere Fensterplatz bleibt. Stiles hat derweilen schon längst wieder hinter dem Lenkrad Platz genommen, während Scott neben ihm auf dem Beifahrerplatz sitzt.
Während der Fahrt spricht keiner von uns und ich war noch nie erleichterter aus einem Auto zu entkommen wie jetzt. Jedoch ist der Moment der Freunde nur von kurzer Dauer. Um genau zu sein nur ein Bruchteil einer Sekunde. Denn dann richtet sich mein Blick auf das riesige Metalltor vor mir, das in der anbrechenden Dunkelheit noch gruseliger wirkt als am helligten Tag. Ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken und ich bin für Minuten unfähig den Blick von dem schwarzen Metall zu nehmen.
Das Tor ist riesig.
Das dunkle, fast schwarze Metall nutzt die letzten Sonnenstrahlen für ein kaltes Glänzen, dass mir ein eiskalter Schauer über den Rücken laufen lässt. Mein Blick wandert über die schmalen, jedoch stabilen, Metallstäbe, bis hin zu der Krönung des Tores. In der waagerechten Spitze des Tores ist der Name der psychiatrischen Klinik eingearbeitet. In simplen Großbuchstaben lässt sich der Name gut lesen, wirkt dadurch jedoch nur noch gruseliger. Vor allem da in diesem Moment ein dunkler Rabe auf der Spitze des Metalls sitzt und sich kränzend die Flügel putzt.Zitternd lasse ich meinen Blick von dem Tor zu dem eigentlichen Gebäude schweifen. Dieses erstreckt sich über mehrere Stockwerke in den drüben Himmel. Die hellbraune Fassade, wirkt alt und vernachlässigt, während auch das dunkelgrüne Spitzdach den Eindruck macht schon einmal bessere Tage gesehen zu haben. Trotzdem hat das Haus noch immer eine unglaubliche Wirkung auf den Betrachter. Hohe Fenster, eindrucksvolle Fenstersims, Verzierungen in der Fassade, Spitzdach, hohe Wände. Das Haus wirkt auf mich fast schon wie ein vergessenes Wohnhaus einer reichen Adelfamilie. Kaum zu glauben, dass diese Einrichtung einmal als Krankenhaus gedient haben soll.
„Alles okay?"
Die besorgte Stimme von Scott schafft es mich nach wenigen Sekunden, gefühlten Stunden, von dem einschüchternden Einblick des Tores und dem dahinterstehenden Gebäude wegzureisen. „Denk schon," antworte ich verunsichert und schlinge meine Arme schützend um meinen eigenen Körper. Ich rede mir ein, dass ich diese Haltung nicht aus Angst sondern wegen der Umgebungskälte annehme. Auch wenn meine eigene Umarmung kaum die Kälte in meinem Kopf vertreiben kann. Geschweige denn die Kälte in meinen Muskeln.„Gehen wir rein?" fragt Lydia neben mir und wirft sich die rotblonden Haare über die Schulter. Im selben Moment öffnet sich wie auf Kommando das schwarze Eisentor, was mich leicht zusammenzucken lässt. Überrascht weiche ich wenige Schritte zurück, während das Tor bedrohlich auf mich zu schwingt. Es gleitet nur wenige Zentimeter an mir vorbei und ich kann den kalten Windhauch spüren, dass es begleitet. Ich erinnere mich am Scotts Worte und sein unterschwelliges Angebot, sofort gehen zu können wenn ich mich nicht wohl fühle. Ich glaube genau jetzt wäre dieser Zeitpunkt. Doch ich bin unfähig zu antworten und die Teenager machen sich bereits auf den Weg, um die Schwelle zwischen der normalen Welt und den eisernen Wänden des Eichenhauses zu überschreiten.
Nur Scott verweilt geduldig neben mir und ich glaube auch in Liam's Bewegungen ein kleines Zögern auszumachen.
Doch bevor der dunkelhaarige Teenager in Lederjacke und Langarmshirt etwas einwerfen kann, straffe ich meine Schulter und folge seinen restlichen Freunden. Dabei fühle ich mich alles andere als wohl dabei, das metallische Tor zu durchschreiten, die steinernsten Stufen hochzusteigen und den schmalen Weg entlang zu laufen. Ein kühler Wind streift über den Vorplatz der Anstalt und leicht erzittere ich unter dem kühlen Luftzug. Meine Haare kleben mir seitlich am Gesicht und unruhig fahre ich mir über die Haut. Dabei spüre ich meine roten Wangen und das leichte Zittern meiner Finger. Ich bin froh, als wir den Vorplatz hinter uns lassen und in das warme Foyer der Anstalt treten.Hier wirkt die psychiatrische Anstalt nicht weniger unheimlich. Der Eingangsbereich ist riesig und wird nur durch eine schmale Rezeption unterbrochen, die sich hinter verglasten Wänden befindet. Ansonsten besteht das Foyer nur aus hohen Wänden, Glastüren, wenigen Holzbänken für Besucher und einem Boden aus dunklen Steinfliesen. Obwohl es draußen noch recht hell ist, sind im Inneren des Foyers bereits die wenigen Decken- und Wandlampen angeschalten, die jedoch nur spärlich Licht spenden. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken als ich meinen Blick zurück auf die Rezeption schweifen lasse und hinter dem Glas einen altbekannten Pfleger entdecke. Er hat uns in der Zwischenzeit ebenfalls bemerkt, wirkt jedoch weiterhin gelangweilt.
„Warte hier und lass uns das regeln," wendet sich Stiles plötzlich verschwörerisch an mich und nickt seinem Freund in Lederjacke kurz zu. Unter dem Klang seiner Stimme zucke ich überrascht zusammen und bin daraufhin im ersten Moment unfähig zu antworten. Diese Sekunde des Schweigens reicht dem Teenager aus um mich mit Scott zu überholen und den Platz als Anführer der Gruppe einzunehmen. Ich richte meinen Blick auf ihre Rücken, aus Angst bei einem weiteren Rundblick gedanklich erneut in der Einrichtung der Anstalt verloren zu gehen. Als ich jedoch Liam's Jacke spüre, die trotz meiner Unbeweglichkeit meine eigene streift, wende ich meinen Blick zur Seite und sehe den Teenager, der dicht zu mir gerückt ist.
„Die zwei schaffen es schon uns hier rein zu bringen," erklärt er mir leise flüsternd, während Scott und Stiles zu dem Pfleger treten und ein Gespräch mit ihm beginnen. Der Abstand zwischen uns ist nur gering, die Umgebung nahezu lautlos und doch erlaube ich mir in diesem Moment kein weiteres Lauschen. Stattdessen versuche ich Liam zuzulächeln, da er mein Unwohlsein wohl mit Angst verwechselt. Mit der Angst, von dem Pfleger zurückgewiesen zu werden. Dabei habe ich eine viel größere Angst vor den Dingen, die mich hinter den geschlossenen Türen erwarten könnten.
„Die beiden haben immer einen Plan," flüstert Liam mir weiter zu und lächelt mich freundlich an. Zweifelnd ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und lasse meinen Blick zurück zu den beiden Freunden schweifen, die noch immer mit dem Pfleger reden. Oder wohl eher diskutieren. Ihre Stimmen sind lauter geworden und obwohl ich mich konzentrieren möchte, schaffe ich es nicht ihre aufgeschnappten Wörter sinnvoll zusammenzusetzen. Stattdessen starre ich bewegungslos auf den Rücken von Stiles, bis sich dieser schlussendlich zu uns umdreht.
Minuten scheinen vergangenen.
Der Pfleger alles andere als glücklich.
Doch als Stiles uns überraschend den nach oben gereckten Daumen entgegenstreckt, weiß ich, dass Liam mit seiner Vermutung recht hatte und die beiden Freunde uns tatsächlich Eintritt in die Anstalt verschaffen haben.—-
Nur noch vier mal schlafen, dann ist...WEIHNACHTEN 🎄 yuhu ich freue mich schon darauf und hoffe natürlich, dass ihr schon jetzt in unglaublich guter Stimmung seid - und wenn nicht, dann bringt euch hoffentlich wenigstens dieses neue Kapitel zum Lächeln. Am Samstag morgen wird ein weiteres erscheinen 😊🙂🙃 bis dahin: einen schönen FreitagLg CoolerBenutzername
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Lizamoore (Teen Wolf FF)
Fanfiction'Als ich den toten Körper fand, der in dem Garten meiner Familie vergraben lag, war ich ausser mir. Doch festzustellen, dass es mein eigener war, machte es noch schlimmer' - Teen Wolf FF - Staffel 4 - Spoilers enthalten -