Lizamoore (Teen Wolf FF)

Take 8

Ich halte kurz in meiner Geschichte inne und atme tief durch.
Meine Augen halte ich für wenige Sekunden geschlossen und selbst vor meinen dunklen Augenlidern tanzt noch immer das Bild von Liam, wie er mir in diesem Moment zuzwinkert. Seine braunen Haare sind ordentlich hochgekämmt und trotzdem stehen einzelne Strähnen widerspenstig ab. Seine blauen Augen wirken im Schatten des Raumes dunkler als sonst und doch reicht das unterdrückte Lächeln seiner Lippen, um seine Augen freundlich glänzen zu lassen. Er zwinkert mir beim Sprechen mit dem rechten Auge zu. Gleichzeitig hebt sich die Linke Augenbraue leicht an und für wenige Sekunden wirken die Grübchen in seinen Wangen tiefer.

„Wir haben bisher nur über dich und deine Erinnerungen geredet," schreckt mich die weiche Stimme von Ms. Morrell aus meinen Gedanken, „vielleicht sollten wir mal anfangen über die anderen Personen in deiner Geschichte zu reden." Ich schaue verwundert auf und beobachte die junge Frau etwas genauer. Ihre langen Haare umrahmen ihr Gesicht und ihre braunen Augen haben mich unausweichlich fokussiert. Sie hat ihre langen Beine überschlagen und den Block auf ihren Oberschenkeln platziert. Sie hat schon vor einer Weile damit aufgehört, sich meine Worte zu notieren. Stattdessen hat sie den Kugelschreiber an das Blatt geklemmt und aufmerksam zugehört. Jetzt jedoch umschließen ihre Finger erneut das Plastik der Außenverkleidung und ich habe das Gefühl, dass das Rauschen des Aufnahmegeräts wieder in den Vordergrund rutscht.

Rshhh.
Rshhh.

„Am besten wir fangen bei den Stilinski's an," die Lehrerin notiert sich beim Sprechen den Nachnamen der Familie, bevor sie mir erneut einen Blick zuwirft und weiter spricht, „Wie ist deine Beziehung zu ihnen." Ich starre die junge Frau an und frage mich, was zur Hölle sie mit diesen Fragen erreichen möchte. Eigentlich wollte ich hier über mich und meine Geschichte reden. Die Anderen mit einzubeziehen könnte ihr Urteilsvermögen trüben und bewirken, dass ich selbst noch einmal über alles nachdenke und weich werde. Dabei habe ich in diesem Moment vor nichts anderem mehr Angst, als Schwach zu werden und meine Freunde in Gefahr zu bringen.

„Ich mag sie. Sie sind nett," antworte ich jetzt einsilbig und streiche mir nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Gleichzeitig richte ich meinen Blick auf die eingerahmten Diplome an der Wand hinter der jungen Lehrerin. Somit entgehe ich ihrem aufmerksamen Blick, der mir selbst mit Fokus auf ihrer Nase einen Schauer über den Rücken laufen lässt. „Nett?" fragt sie jetzt forschend nach und mir wird klar, dass sie die Frage nicht ruhen lassen wird, solange ich ihr keine zufriedenstellende Antwort gebe. Also räuspere ich mich und gebe erklärend zu: „Der Sheriff, Noah," seinen richtigen Vornamen spreche ich mit besonderem Nachdruck aus, in der Hoffnung der Lehrerin dadurch die Beziehung zwischen mir und dem älteren Mann zu klären, „Es ist wie ein Onkel für mich, wissen Sie," ich zucke leicht mit den Schultern und versuche meinen außergewöhnlichen Vergleich besser zu erklären: „Er ist mir nicht so vertraut wie ein Vater aber ich vertraue ihm. Ich kann ihn gut leiden und ich weiß, dass er bei Problemen immer für mich da ist. Aber ich kann ihm eben nicht alles sagen...und das macht sich in unserer Beziehung bemerkbar."

Ich erinnere mich nur zu gut an die vielen nächtlichen Aktionen von mir und Stiles. Wie wir uns einen Tag nach dem Mord bereis unerlaubt  zurück in mein Haus geschlichen haben und dabei die fünf Leichen gefunden haben. Wie wir nur wenige Tage später das Eichenhaus besuchten und die Schule schwänzten, um den Tierarzt Doktor Deaton aufzusuchen. Wir wir aufgrund meiner Vision die blutige Scherbe im Hausmüll gefunden haben und kurz darauf den Samstag Morgen mit der Suche nach meinem Großvater verbracht haben. Ich hätte dem Sheriff von vielen Plänen am liebsten erzählt. Aber dieses Wissen hätte ihn in Schwierigkeiten bringen können und damals hatte ich wahrscheinlich zu viel Angst vor einem Verbot seinerseits. Oder vor einem Rauswurf.