Chapter 90

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Am frühen Abend klopft der Sheriff höflich an meine Zimmertüre, um mich an das bevorstehende Spiel zu erinnern

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Am frühen Abend klopft der Sheriff höflich an meine Zimmertüre, um mich an das bevorstehende Spiel zu erinnern. Stiles, Scott und Liam sind schon vorgefahren, damit sie sich mit dem Team fertig machen und sich ausreichend vorbereiteten können. Ich dagegen habe eingewilligt mit dem Sheriff zu fahren und während dem Spiel nicht von seiner Seite zu weichen. Er hatte es bisher zwar nie ausdrücklich gesagt, aber ihm ist die Sorge anzusehen, dass der Mörder meiner Familie zwischen der Menschenmasse auftaucht und sein Werk vollendet. Ich dagegen fühle mich sicher.

„Bist du bereit?" fragt Noah in diesem Moment mit einem freundlichen Lächeln und wieder einmal muss ich kurz stutzen, als ich den Vater von Stiles in Alltagskleidung sehe. Anstatt seiner hellbraunen Sheriffsuniform trägt er eine normale Jeans und ein schwarzes Shirt. Der Sheriff in ihm ist kaum noch wieder zuerkennen und nicht zum ersten Mal fällt mir auf, wie selten ich den Mann ohne seine Uniform sehe. „Ja," antworte ich nickend auf seine noch offene Frage und greife nach meinem dicken Pullover. Dabei fällt mir die hellbraune Akte in den Händen des Sheriffs auf. Ich möchte gerade nachfragen, ob sie etwas mit meinem Fall zu tun hat, als Noah sich bereits selbst dazu äußert: „Gut aber wir müssen noch einmal schnell am Sheriff Department vorbei, damit ich die," er wedelt kurz mit der geschlossenen Akte um seine Worte demonstrativ zu unterstreichen, „dort abgeben kann."

„Ist das die Akte zu meinem Fall?" frage ich sofort neugierig nach und starre Noah fraglich an. „Gibt es neue Hinweise?" Langsam schüttelt der Mann mit dem Kopf und verneint somit meine hoffnungslose Frage. Dabei kann ich ihm ansehen wie er selbst darunter leidet, mir diese Antwort geben zu müssen.
„Nein es geht um einen anderen Fall," er schenkt mir ein entschuldigendes Lächeln, „Aber er ist momentan nicht gerade meine Priorität, deshalb werde ich einen meiner Deputy's dazu beauftragen ihn sich anzunehmen." Er schenkt mir ein ehrliches Lächeln und ich spüre eine Woge voller Wärme durch meinen Körper rauschen als der Sheriff mit seinen Worten andeutet, dass momentan ich - und mein Fall - seine Priorität sind. Lächelnd nicke ich ihm zu, während ich mich in Bewegung setze und gemeinsam mit Noah das gemütliche Gästezimmer verlasse.

„Um was geht es denn in dem Fall?" frage ich neugierig nach als wir zusammen die Treppe hinunterlaufen. „Oh um Diebstahl," erklärt der Sheriff überraschend gesprächig, „Und um eine verschlüsselte Nachrichten, die der Täter an den Tatorten hinterlässt. Wir glauben es sind Anagramme, aber bisher konnten wir noch nichts dazu rausfinden."
„Anagramme?" frage ich ehrlich überrascht nach und bleibe vor der Eingangstüre stehen. Der Sheriff greift nach einer grünlichen Jacke und schlüpft trotz Akte in den Händen überraschend schnell hinein. Ich dagegen verzichte auf eine Jacke, da ich bereits den Stoff des Pullovers schützend auf meiner Haut spüre.

„Ja du weist schon, wenn man aus den Buchstaben des eines Wortes oder Satzes einen Neuen bilden kann, dann nennt man das Anagramm," erklärt mir der Sheriff bereitwillig, bevor er zu der Verbindung zum Fall zurückkehrt, „Wir vermuten, dass der Täter die verschiedenen Anagramme als Markenzeichen hinterlässt und damit erreichen möchte, dass...," der Sheriff unterbricht sich selbst in seinem Redefluss. Er wirft mir einen kurzen Blick zu als hätte er erst in diesem Moment realisiert, dass er hier mit mir redet. Und somit wohl der ungeeignetsten Person für Fachsimpeleien über ein Verbrechen.

„Egal," der Sheriff macht eine wegwerfende Handbewegung, „Es ist ein anderer Fall und somit momentan nicht relevant für uns." Er schenkt mir ein freundliches Lächeln und ich nicke leicht. Ich würde gerne genauer nachfragen, einfach nur um meine Gedanken von meinem eigenen Fall loszureißen. Aber selbst ich muss mir eingestehen, dass es dafür wohl bessere Gesprächsthemen gibt als ein anderes, mysteriöses Verbrechen.
In diesem Moment öffnet der Sheriff schwungvoll die Eingangstüre und ein angenehm kühler Wind kommt uns sofort entgegen. Ich erzittere leicht unter der plötzlichen Kälte, spüre jedoch die Wärme, die des Pullover auf mich abfärben. Ich atme tief die frische Luft ein und trete durch den Türrahmen nach Draußen. Dabei spüre ich den Sheriff dicht hinter mir.

„Freust du dich schon?"
Im Gleichschritt steuern wir den Polizeiwagen an, den der Sheriff in der Einfahrt geparkt hat. Etwas überrascht von seiner Frage werfe ich ihm einen Seitenblick zu, was er zu bemerken scheint. Schnell fügt er ergänzend hinzu: „Auf das Spiel?" Im selben Moment bleibt er vor der Beifahrertüre stehen und öffnet sie. Mit einem dankbaren Nicken schlüpfe ich an ihm vorbei in den Wagen, dessen Inneres ich in den letzten Tagen viel zu oft von Nahem gesehen habe. Der Sheriff lässt die Türe hinter mir ins Schloss fallen und geduldig warte ich darauf, dass er auf der Seite des Fahrers einsteigt. Erst dann beantworte ich schulterzuckend seine Frage: „Denke schon."

Ich lasse den Anschnallgurt einrasten und lehne mich locker zurück. Das schwarze Leder des Sitzes knarrt bei meiner Bewegung leise auf und ich spüre am Hinterkopf die leichte Bewegung des Gitters, dass die Rückbank und einen möglichen Verdächtigen von uns trennt. Ich frage mich plötzlich, wie es wohl ist hinter dem Gitter zu sitzen und voller Angst zu wissen, dass man eines Verbrechens schuldig und gefasst worden ist. Das nervöse Zittern meiner Finger gibt mir einen guten Eindruck auf die harmlose Variante.

„Scott und Liam sind wirklich ausgezeichnete Spieler. Die beiden könnten wahrscheinlich ganz alleine gegen die Devenford Prep spielen und würden trotzdem gewinnen," erzählt der Sheriff mit einer natürlichen Lockerheit und startet den Motor seines Wagens. Ich spüre den Anschnallgurt fest auf meiner Brust liegen und drehe meinen Oberkörper leicht in die Richtung des Fahrers.
„Und Stiles," frage ich etwas verunsichert nach, „Er ist doch auch im Team." In diesem Moment spüre ich wieder diese nervige Nervosität in meiner Brust, als könnte ich mit meiner fraglichen Feststellung etwas falsches gesagt haben. Doch eigentlich bin ich mir sicher, dass der Teenager auch Teil des Lacrosse Teams ist, auch wenn es mir komisch erscheint, dass sein Vater noch kein Wort über ihn verloren hat.

„Naja, ich meine, er ist Teil des Teams," der Sheriff scheint nicht genau zu wissen wie er die Rolle seines Sohnes erklären soll, weshalb er etwas unsicher vor sich hin stottert, „Nur eben technisch gesehen spielt er nicht. Zu mindestens noch nicht."

Verstehend ringe ich mich zu einem Nicken durch und verfluche mich innerlich für meine Frage. Dem Sheriff muss es schwerfallen zuzugeben, dass sein Sohn heute nur auf der Ersatzbank sitzen wird. Jeder Vater würde seinen Sohn gerne als den Starspieler des Teams auf dem Feld stehen sehen.
„Wann fängt das Spiel an?" frage ich deshalb schnell nach, um das Thema von Stiles Platz im Team zu lenken. „In," der Sheriff wirft einen kurzen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk, „einer halben Stunde. Wir haben also noch genügend Zeit." Er lächelt mir freundlich zu, bevor er seinen Blick zurück auf die Straße richtet und wir in ein angenehmes Schweigen verfallen. 

Ich spüre die drückende Wärme im Auto, höre das monotone Geräusch des Motors und richte meinen Blick gedankenverloren aus dem Fenster. Die Landschaft zieht huschend an mir vorbei und verschwimmt noch vor meinen Augen zu einer grünlich, grauen Masse. Für wenige Sekunden muss der Sheriff an einer Kreuzung leicht abbremsen und der Mix aus Farben und Formen lichtet sich etwas. In diesem Moment bilde ich mir ein, Emil Ghar und mein eigenes blutverschmiertes Abbild am Straßenrand stehen zu sehen. Doch so schnell wie der alte Mann und mein Abbild neben der Straße aufgetaucht sind, so schnell sind sie auch wieder verschwunden.
Kopfschüttelnd wende ich meinen Blick nach vorne und versuche alle Gedanken an den Mord meiner Familie in den Hintergrund zu schieben. Wenigstens für ein paar Stunden. Ich erinnere mich an Stiles gute Laune, an Liam's freundliches Lächeln und Scotts ständige Sorge um mich. Dann entscheide ich mich dazu, ebenfalls ein Lächeln aufzusetzen und zu hoffen, dass ich wenigstens an diesem Abend von unerfreulichen Ereignissen verschont bleibe.
Doch eine unerklärliche Schwere im Magen, lässt schon jetzt ein ungutes Gefühl in meinem Körper aufsteigen.

Lizamoore (Teen Wolf FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt