Take 7

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„War es tatsächlich der Name deines Großvaters?"

Ich schrecke bei der Frage leicht zusammen. Ich hatte keine Unterbrechung mehr erwartet, vor allem nicht von ihrer Seite. Es kommt mir so vor, als hätte ich nur wenige Sekunden Zeit bekommen um weiter zu erzählen - dann hat sie bereits wieder das Wort ergriffen und mich dabei erneut mitten in meiner Erzählung unterbrochen. Dabei gehört dieser Teil der Geschichte zum Großen Ganzen. Ohne diesen winzigen Faktor hätte ich den Mörder meiner Familie nie finden können. Ich hätte ohne diesen Zettel, diesen Namen, nie wirklich verstanden was in dieser einen Nacht geschehen ist und wieso.

Dieser Zettel hat mir gezeigt wer ich bin und was es heißt eine Vigera zu sein.

Ich fahre mir langsam durch die Haare und werfe der dunkelhäutigen Schulpsychologin einen langen Blick zu. Dann nicke ich langsam, „Es war der Name meines Großvaters." Gespannt lehnt sich die junge Frau in ihrem Stuhl etwas nach vorne. Dabei fallen ihre langen schwarze Haare über ihre Schulter und für wenige Sekunden hört sie damit auf, den Kugelschreiber in ungleichmäßigen Abständen auf ihren Block zu klopfen. Dabei hatte ich das Geräusch schon längst als beständiges Geräusch wahrgenommen und daraufhin - wie das Rauschen des Diktiergerätes - ausgeblendet. Doch die plötzliche Stille bohrt sich wie eine kleine Nadel in meine Schläfen.

„Also hast du deinen Großvater getroffen?"

Ich schüttele den Kopf.
Nicht so richtig.

„Aber ihr habt ihn gesucht."

Obwohl es eine Feststellung ist, nicke ich als antwort. Dann fühle ich mich jedoch dazu verpflichtet ihr eine etwas ausführlichere Antwort zu geben: „Liam hat mich dazu überredet, mit Stiles und den Anderen die Person ausfindig zu machen. Aber wir haben den Mann nie so wirklich getroffen." „Woher weißt du dann, dass es dein Großvater ist?" Ich zucke mit den Schultern und denke an das Gespräch mit dem fremden Mann zurück. „Wir hatten einen alten Freund von ihm getroffen. Er hat uns alles erzählt. Alles was ich über meinen Großvater weis, weis ich von ihm." Die Frau vor mir nickt leicht, bevor sie sich etwas auf ihrem Blick notiert und ihren Blick anschließend auf mich richtet.

„Und wie habt ihr diesen," sie hält kurz inne, als würde sie das richtige Wort suchen, „Freund gefunden?" Ich zögere und fahre mir nervös durch die Haare. Obwohl ich Ms. Morrell in den letzten Stunden viel erzählt habe, spüre ich noch immer die Ungewissheit bei der Frage, wie viel ich ihr erzählen möchte. Erzählen darf. Ihr beispielsweise davon zu erzählen, wie Stiles unerlaubt in die polizeiliche Datenbank eingeschleust hatte und Informationen zu meinem Großvater gesucht hat, erscheint mir etwas zu illegal, um es ihr anzuvertrauen. Auf der anderen Seite jedoch hatte ich ihr bereits von den Werwölfen erzählt, von meinen Erinnerungen an den eigenen Tod und sogar meine Vision von der blutigen Glasscherbe hatte ich nicht außen vorgelassen. Sie weiß alles über den Fall und während unserem Gespräch habe ich auch das Gefühl bekommen, dass sie alles über Stiles und seine Freunde weis.

Ich räuspere mich, bevor ich meinen Blick nervös auf die Lehrerin vor mir richte und erklärend einwende: „Wir hatten einen Namen und Stiles war so nett mit den Passwörtern seines Vaters die Datenbank der Polizei danach zu durchsuchen. Er fand eine alte Adresse etwas außerhalb von Beacon Hills und dann," ich zucke kurz mit den Schultern, „Und dann haben wir es einfach versucht."

„Und der Freund deines Großvaters hat euch die Türe geöffnet?"
Ich nicke als Antwort auf diese Frage, rutsche dabei jedoch leicht auf dem Stuhl nach vorne. Ms. Morrell macht mich mit diesen Fragen nervös. Es wäre so viel leichter einfach die Geschichte weiter zu erzählen. Dann würden alle ihre Fragen beantwortet werden und ich müsste mich nicht ständigen dem Druck beugen, ihre Fragen ehrlich zu beantworten. Denn die Pause zwischen den Fragen raubt meinem Körper den Mut. Sie raubt mir das Durchhaltevermögen und die Energie weiterhin ehrlich zu sein. Ehrlich zu antworten. Im Redefluss hingegen bleibt mir keine Zeit über mein Gesagtes nachzudenken. Es ist leichter zu reden, als zuzuhören. Und es ist verdammt nochmal leichter zu erzählen ohne unterbrochen zu werden.

„Ich denke wir sollten weitermachen," wendet Ms. Morrell plötzlich ein und etwas verwirrt hebe ich meinen Blick. Die junge Frau schenkt mir ein nüchternes Lächeln, während sie mein Unwohlsein bemerkt zu haben scheint. Ich versuche das Lächeln zu erwidern und nicke zustimmend. Gleichzeitig fällt mir auf, dass die Frau damit aufgehört hat den Kugelschreiber immer wieder auf den Block Klopfen zu lassen. Stattdessen sehe ich nur für einen winzigen Moment wie wie ihre Auge von meinem Gesicht zu meinen Händen schweifen.

Auch ich senke meinen Blick und mustere meine Hände, die ich in der Zwischenzeit gefaltet in meinem Schoß abgelegt habe. Ich sehe meine langen Finger, die wie zu einem Gebet in einander verhakt sind. Ich sehe meine kurzen Fingernägel, die rötlich angeschwollenen Nagelnetten, die blutverkrustete Haut um meine Nägel herum und das leichte Zittern meiner Muskeln. Im ersten Moment erkenne ich nichts außergewöhnliches an meinen Fingern. Doch dann führt das leichte Zucken meiner Finger dazu, dass sich der Lichteinfall auf meine Haut verändert. Kurzzeitig glänzt das getrocknete Blut dunkelbraun auf und für wenige Sekunden wirkt die gerötete Haut um meine Nägel herum silbrig. Glänzend. Ich stelle fest, dass es sich um eine Stelle handelt, an der ich die Haut schon so weit abgerissen habe, dass schon das blutrote Fleisch hervorschaut.

Die Sekunde ist zu schnell wieder vorbei und meine Finger wirken wieder normal. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob die glänzende Haut Teil der Wirklichkeit ist oder nur eine Illusion meines Kopfes. Ob ausgedacht oder optische Illusion. Schon seit Tagen versuche ich aufzuhören, die Wirklichkeit von der Fantasie zu unterscheiden. Dafür sind sie oft viel zu dicht verknüpft. Auch wenn ich mir gut vorstellen kann was Stiles, Scott, Liam oder sogar Doctor Deaton jetzt dazu sagen würden. Was Doctor Deaton bereits gesagt hat.

Ich richte meine Augen zurück auf die dunkelhäutige Lehrerin, die ihren Blick ebenfalls auf mich gerichtet hält. Ich räuspere mich und versuche mich in einem kurzen Lächeln. Die letzten Sekunden haben mich zu sehr abgelenkt als das ich sagen könnte, wo unser Gespräch zum Erliegen gekommen ist. Das scheint jetzt jedoch auch Ms. Morrell zu bemerken. Sie ergreift wieder das Wort.

„Also...," sie macht schon jetzt eine kurze Sprechpause und überschlägt die Beine, „Du wolltest mir gerade erzählen wie du den Freund deines Großvaters getroffen hast." Mir fällt wieder ein, dass sie mich zum weitersprechen ermutigt hat...und ich erinnere mich wieder an die Stelle in der Geschichte, an der sie mich zuvor unterbrochen hat. Deshalb schüttele ich als Antwort kurz mit dem Kopf und erwidere mit leiser Stimme: „An diesem Punkt der Geschichte sind wir noch nicht ganz angekommen." Verstehend nickt die Frau vor mir und macht eine kurze Handbewegung, die mich wohl zum Weitersprechen ermutigen soll. Also räuspere ich mich und fange ein weiteres Mal damit an, die Geschichte an der unterbrochenen Stelle nachzuerzählen.

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Ich hoffe ihr verzeiht mir kleinere Fehler in diesem Kapitel. Hatte keine Zeit mehr noch einmal Kontrolle zu lesen. Aber sonst wünsche ich euch noch einen schönen Abend und ein tolles Wochenende.

Lg CoolerBenutzername
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Lizamoore (Teen Wolf FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt