Kapitel 2

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Gähnend streckte ich mich, als die ersten Sonnenstrahlen durch das kleine Kerkerfenster krochen. Die noch warme Septembersonne warf wunderschöne Schatten in unserem Zimmer. Leise stand ich auf und ging ins Bad, um mich für den ersten Schultag fertig zu machen. Ich brauchte nicht lange, und nachdem ich bereit war, lief ich schon hoch zum Frühstück. Prüfend warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr. 6:45 Uhr. "Sicherlich ist Snape schon wach. Dann kann ich meinen Stundenplan schon abholen." Also klopfte ich kurzerhand an seinem Büro, ich konnte hören, wie er zur Tür wehte, um sie zu öffnen.
"Guten Morgen Professor Snape. Ich wollte Sie nicht lange stören, würde es Ihnen etwas ausmachen, mir meinen Stundenplan jetzt schon auszuhändigen?", fragte ich übertrieben höflich, da ich wusste, wenn man höflich ist und ihm in seinen Hintern kriecht, zeigt er so etwas wie Sympathie.
Er verzog seine Mundwinkel und gab mir meinen Stundenplan mit den Worten: "Sind Sie dieses Jahr etwa besonders motiviert, Miss Parker?"
Lächelnd bejahte ich diese Frage, bedankte mich überhöflich ("Vielen Dank Professor, für Ihre Mühe!") und ging nach oben zum Frühstück.

Alle Tische waren noch ziemlich leer, nur vereinzelt saßen ein paar müde Gesichter an ihnen. Voller Elan schwang ich mich über eine Bank und tat mir ein wenig Müsli mit Joghurt in eine Schüssel.
Während ich langsam Löffel für Löffel aß, studierte ich meinen Stundenplan. Direkt heute hatte ich eine Doppelstunde Zaubertränke bei Snape, was eines meiner liebsten und besten Fächer war, danach zwei Stunden Kräuterkunde, dann Mittagspause und zu guter Letzt zwei Stunden Verteidigung gegen die dunklen Künste. Glücklich saß ich da, sah zu, wie sich die Halle allmählich füllte und futterte mein Müsli auf. Nachdem meine Schwester, welche erst sehr spät den Weg zu mir fand, hastig drei Scheiben Toast verschlungen hatte, gingen wir runter, holten unsere Schulsachen für den Tag und machten uns auf den Weg zum Zaubertrankunterricht.

Wir hatten zusammen mit den Gryffindors Unterricht, aber das störte mich nicht weiter. Nach ein paar Minuten kam Snape mit wehendem Mantel und schnellen Schrittes herein gerauscht. Wie üblich begann er, ohne große Unterbrechungen, sein Vorhaben zu erklären. "Da wir einige schwächere Schüler in unserem Kurs haben, denke ich, es wäre eine gute Idee, wenn wir mit einem Stärkungstrank anfangen würden.", Snapes kühle Stimme hallte durch den dunklen Raum.
Sofort legte ich mir meine Zutaten bereit und begann, diesen recht einfachen Trank herzustellen. Am Ende der Stunde gaben alle ihn zur Benotung ab.

In Kräuterkunde haben wir etwas über verschiedene Meerespflanzen und ihre Wirkungen gelernt. Dann gingen alle Schüler zur Mittagspause.
Meine Schwester und ich setzten uns neben ein anderes Mädchen aus unserem Jahrgang. "Hey Sue, wie geht's?", begrüßte ich sie. Sie hob ihren Kopf, nickte kurz und antwortete leise: "Gut."
"Sie ist ja noch viel ungesprächiger als du", kicherte Serina mir zu.
Ich quittierte das nur mit einem zickigen Rausstrecken meiner Zunge.
Nachdem wir eine Kleinigkeit gegessen hatten, gingen wir zum Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste im ersten Stock.
"Verdammt, ich hab mein Buch vergessen!", rief Serina kurz vor der Tür. "Geh doch schonmal vor und entschuldige mich bitte beim Professor, ja Amber?"
"Macht bestimmt einen guten Eindruck, Schwesterherz", antwortete ich leicht genervt, fand es aber gleichzeitig auch witzig.
Ich seufzte und stieß die große Holztür auf.
Das Klassenzimmer sah so aus wie immer, die Tische in Reihen gestellt und die Tafel vorne neben dem Lehrerpult. Noch war der Raum leer, bis auf eine Person die an das Pult gelehnt stand. Es war Professor Lupin.
"Guten Tag Professor... ähm-"
"Lupin. Und wer sind Sie?", freundlich lächelnd beendete er meinen Satz.
Schüchtern strich ich mir eine meiner schwarzen Haarsträhnen hinters Ohr. "Amber Parker", sagte ich mit zitternder Stimme. In genau solchen Momenten verließ mich das letzte bisschen meines Selbstbewusstseins.
Mit einem Nicken deutete er mir, mich zu setzen.
Erst jetzt erkannte ich, dass er ziemlich schöne, grün-blaue Augen hatte. Ich setzte mich in die erste Reihe, links vom Pult.
Nach und nach kamen alle anderen Schüler in die Klasse und auch meine Schwester, welche ausnahmsweise nicht als letzte eintraf.
"Da nun alle anwesend sind, können wir beginnen. Ich nehme an, Sie haben alle schon Erfahrung mit Irrwichten?", die Klasse nickte.
"Zum Anfang des Schuljahres kann man den 'Riddikulus'-Zauber ja noch einmal üben, nicht wahr?", zufrieden klatschte Lupin in die Hände.
Wir stellten uns in eine Reihe auf. Die meiste Zeit starrte ich aus dem Fenster, bis der Professor meinen Namen aufrief. Ich ging nach vorne, den Zauberstab bereit in der Hand.
"Sie wissen noch, was Sie tun müssen?", fragte er sanft und ich nickte. Der Schrank ging auf und eine Gestalt wanderte heraus.
Vollkommen blutverschmiert stand sie da, kam mit schiefgelegtem Kopf auf mich zu. Ein stechender Schmerz fuhr durch meine Brust. Mein Kopf brummte wie verrückt. Serina rannte auf mich zu, schlang ihre Arme um mich. Weinend drehte ich mich zu ihr um, der Professor stellte sich dem Irrwicht.
Ich versuchte einen Blick auf die größte Angst von Lupin zu werfen und sah einen hell leuchtenden Ball, ehe er:"Riddikulus!" rief. Sofort flog ein Luftballon durch das Klassenzimmer. "Der Unterricht ist für heute beendet. Hausaufgaben gibt es keine. Und nun raus, Hopp Hopp."
In den Armen meiner Schwester sank ich zu Boden. Professor Lupin legte eine seiner Hände auf meine Schulter.
"Miss Parker?", sagte er an Serina gerichtet, "würden Sie bitte draußen vor der Tür warten? Ich würde mich gerne noch mit Ihrer Schwester unterhalten." Sie gab ein leises "Okay" von sich und drückte mir einen Kuss auf den Kopf.
Während sie heraus ging, wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht.
Lupin hielt mir seine Hand hin, in der Absicht mir aufzuhelfen. Ich rappelte mich auf und klopfte mir den Staub aus der Uniform. Er bat mich, mich an einen der Pulte zu setzen. Abwartend lehnte er sich an einen anderen Tisch und sah mich fragend an. Ich verstand sofort, was er von mir wollte.
"Meine Großmutter. Todesserin. Wurde von einem Auror so zugerichtet. Vor meinen Augen.", begann ich ohne Hemmungen zu erzählen. Verständnisvoll nickte er.
"Miss Parker, Sie haben Angst vor vielem und können es manchmal nicht kontrollieren, habe ich Recht?"
Erstaunt sah ich ihn an. Wie konnte er das so schnell herausfinden? Bin ich etwa so einfach zu durchschauen?
Leise antwortete ich:"Ja..."
Professor Lupin lächelte sanft.
"Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen helfen mit Ihrer Angst umzugehen. Und ich könnte Ihnen mehr in Verteidigung gegen die dunklen Künste beibringen. Natürlich nur wenn Sie wollen." In meinem Kopf drehte sich alles. Ich kannte diesen Lehrer seit dieser Doppelstunde und er bot mir direkt an, mir mit meinen Problemen zu helfen.
"Ja.. ja gerne..", stotterte ich, ohne wirklich zu realisieren, was ich überhaupt sage. "Wie wäre es mit jedem Mittwoch?"
"Gerne, Professor.", langsam festigte sich meine Stimme wieder.
Erneut lächelte er mich an, verabschiedete sich und ich nahm meine Sachen und ging raus. Dort stand Serina noch und wartete.
"Und?", in ihrer Stimme lag eine riesige Neugier. Auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum erzählte ich ihr alles, was gerade eben passierte. Sie freute sich unheimlich, wobei ich immer noch nicht ganz realisiert habe, was da passierte.
Am Ende dieses langen ersten Schultages fiel ich erschöpft in mein Bett und schlief sofort ein.

"Professor?" (Remus Lupin Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt