Ich fiel. Ich fiel einen endlos langen, schwarzen Tunnel herab.
War ich gestorben?
Ein Aufprall. Mein ganzer Körper schmerzte.
Stimmen. Waren sie fremd? Ich konnte sie nicht entziffern, so undeutlich hörte ich sie.
Ich fiel erneut. Tief. Tiefer als beim letzten Mal. Knallte noch härter auf den Boden. Stärkere Schmerzen.
Die Stimmen wurden deutlicher.
Fremd waren sie nun nicht mehr. Eher vertraut. Aber zu wem gehörten diese Stimmen? Was genau sagten sie?
Diesmal fiel ich nicht.
Ich fühlte meinen Herzschlag.
Mit jedem Pumpen wurden die Stimmen immer klarer. Ich begann sogar, die Worte zu verstehen."Wird sie wieder gesund werden?"
"Das weiß ich nicht..."
"Wird sie zum Monster?"
"Auch das kann ich nicht beantworten."
"Wird... Wird sie überhaupt jemals wieder... aufstehen?"
"Ungewiss. Ihre Verletzungen waren sehr schwer. Sie hat viel Blut verloren. Es sind zwei Wochen vergangen und wir könnten sie nicht einmal ins St.Mungo transportieren, weil sie so instabil ist."Ein leises Weinen war zu hören.
"Es ist alles meine Schuld... Amber, es tut mir so unendlich leid. Ich bin ein Monster. Ein schreckliches Monster. Wir hätten uns nie so nah kommen dürfen, dann wäre das nie passiert. Ich sollte mich von dir fern halten. Weit weg von dir sein... Ich bin Schuld an allem.""Remus, mein Lieber... machen Sie sich nicht solche Vorwürfe. Amber braucht Sie...", sagte eine tiefe, ruhige Stimme.
"Professor Dumbledore hat Recht, Remus. Sie können dieses Mädchen jetzt nicht im Stich lassen!"Ich spürte etwas Nasses auf meiner Hand.
Schluchzen. Dann tropfte wieder etwas auf meine Hand.
Nun wurde sie warm.
"Amber... Es tut mir so unendlich leid... bitte... bitte wach auf!", flüsterte er direkt in mein Ohr.
Zu gerne wollte ich meine Augen öffnen und ihn ansehen, aber ich war wie gelähmt.
Schritte, die sich von mir entfernten.
Remus erhöhte den Druck, mit dem er meine Hand umfasste.
Immer und immer wieder schluchzte er. Rieb sich vermutlich die Tränen aus den Augen.
Wiederholte immer wieder die Sätze: "Es tut mir leid" und "Es ist alles meine Schuld."
Ich wollte ihm mitteilen, dass ich da war, ihn hörte, jede seiner Berührungen spürte, doch ich konnte nichts tun. So sehr ich es versuchte, es geschah nichts.Es vergingen Tage. Vielleicht sogar Wochen. Remus kam jeden Tag zu mir, manchmal allein. Manchmal in Begleitung meiner Schwester. Er selbst redete nie viel. Weinte dafür aber viel. Serina erzählte immer von ihrem Tag. Was sie erlebt hatte, wie das Wetter draußen war. Laut ihr, wusste kein Mitschüler, wie dieser Unfall geschah. Manchmal sagte sie, sie würde mich unheimlich vermissen. Dann weinte auch sie. Serina weinte allerdings nie so stark, wie Remus.
Mittlerweile war es März geworden.
Es gab Tage, da konnte ich die warme Frühlingssonne auf meiner Haut spüren.
Remus besuchte mich wirklich jeden Tag. Jede freie Sekunde die er hatte, verbrachte er bei mir. In einigen Momenten, schlief er bei mir am Bett ein, den Kopf auf meinen Bauch gelegt.Langsam begann er zu sprechen. Auch er erzählte nun, wie es ihm die letzten Tage erging.
"Bald ist mein Geburtstag, Amber... Weißt du, was ich mir wünsche?", er machte eine lange Pause, um sich zu sammeln.
Remus atmete tief ein und aus.
"Ich wünsche mir, dass du bis dahin wieder wach bist...", anhand seiner Stimme hörte man, dass er in Tränen ausgebrochen war.
Es zerriss mir wirklich das Herz, Remus so zu erleben.
Ich versuchte all meine Kraft in meine Hand zu schicken, um diese auch nur ein kleines Stück zu bewegen, wollte zeigen, dass ich da bin. Tatsächlich brachte ich eine kleine Bewegung zustande."Amber...?", Remus zuckte zusammen.
Irgendwie wusste ich genau, dass er in diesem Moment zum ersten Mal seit langem wieder, ein ehrliches Lächeln auf den Lippen hatte. Auch wenn es nur ganz klein war.
Er nahm wieder meine Hand in seine.
"Fünf Tage noch... Das ist mein einziger Wunsch... Ich verlange viel zu viel von dir und es ist egoistisch, aber ich kann nicht ohne dich", flüsterte er und hauchte einen Kuss auf meine Wange.
Von nun an, bemühte ich mich jeden Tag, auf mich aufmerksam zu machen. Nach zwei Tagen gelang es mir sogar, für einen kurzen Moment die Augen aufzumachen. Ich sah alles verschwommen, bekam aber wieder Stück für Stück das Gefühl für meine Bewegungen zurück.
Auch Remus und Serina bemerkten die Veränderungen an mir. Er weinte längst nicht mehr so oft, und meine Schwester begann mir schlechte Witze zu erzählen.Am Nachmittsg vor Remus' Geburtstag konnte ich bewusst Blickkontakt zu Madam Pomfrey herstellen.
"Oh Amber! Sie sind endlich wieder wach!", rief sie beinahe hysterisch und holte meine Schwester.
Im restlichen Laufe des Tages verbesserte sich mein Zustand wundersam schnell. Ich war sogar schon fähig, meinen Mund am Abend zu bewegen und selbständig eine halbe Scheibe Toast zu kauen.
Schmerzen hatte ich zwar immernoch starke, aber sie waren auszuhalten. Morgen wollte ich endlich wieder in Remus' Gesicht sehen können.Die Sonne glitzerte durch das Fenster. Madam Pomfrey brachte mir einen Toast und einen Trank, der mich noch ein Stück fitter machen sollte. Sie half mir beim Essen und Trinken noch ein wenig. Ich verbrachte den Vormittag damit, aus dem Fenster zu starren. Wenn man über einen Monat nichts tun konnte, war das unfassbar spannend. Dann ruhte ich mich ein wenig aus.
Am späten Nachmittag schneite Remus herein. Er setzte sich neben mich und nahm meine Hand.
"Wie geht es dir heute?", fragte er, erwartete aber keine Antwort. Madam Pomfrey und meine Schwester hatten ihn in dem Glauben gelassen, ich wäre noch nicht wieder wach.Er küsste mich auf die Stirn und in dem Moment öffnete ich meine Augen. Geschockt sah er mich an, als er dies bemerkte.
"Ich träume, oder?", hauchte er und konnte nicht aufhören zu lächeln. Jetzt rollte wieder eine Träne seine Wange hinunter, diesmal war es aber eine Freudenträne. Ich streckte meine Hand nach ihm aus. So lange war ich von ihm getrennt, konnte ihn nicht sehen, keinen Kontakt zu ihm aufnehmen.
Er ließ sich fast auf mich fallen und umarmte mich, so gut es im Liegen ging.
"Alles Gute, mein Großer", flüsterte ich ganz langsam und gebrochen in sein Ohr. Er konnte sein Glück gar nicht fassen und küsste mich. Das Gefühl seiner Lippen auf meinen war so ungewohnt nach dieser langen Zeit, aber es fühlte sich noch viel besser an als vorher.
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"Professor?" (Remus Lupin Fanfiction)
FanfictionAmber Parker hatte ihr letztes Jahr in Hogwarts begonnen. Es kommt, wie es kommen musste: Sie verliebte sich in ihren neuen Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste: Remus John Lupin. Die Rechte der Charaktere der Harry Potter Reihe liegen be...