Kapitel 20

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Ich wurde äußerst unsanft von einem Brief geweckt, der direkt in mein Gesicht fiel.
"Kann der nicht bis zur Postzeit warten?", meckerte ich leise und öffnete ihn.
Es erschien eine äußerst hässliche Zeichnung auf einem Blatt Pergament. Offensichtlich sollten die beiden Personen Remus und mich darstellen. Es sah aus, als wäre es von einem Sechsjährigen gezeichnet worden. In der linken, unteren Ecke befand sich eine Unterschrift.
'DM.'
Ich drehte das Blatt um.

Parker,
Nimm dich in Acht, bald wird jeder von euch wissen.

Ich seufzte und zerriss den Zettel.
"Incendio!" Augenblicklich ging er in Flammen auf.
Draco Malfoy. Reichte ihm sein Nachsitzen für den Rest des Schuljahres nicht?
Seufzend hievte ich mich hoch und ging nach einiger Zeit in die große Halle zum Frühstück. Dort saß Serina schon am Slytherintisch und aß eine Scheibe Toast. Ich gesellte mich zu ihr und goss gerade Milch in meine mit Müsli gefüllte Schüssel, als Malfoy um die Ecke bog. Mit zornigem Blick funkelte ich ihn an.
Selbstgefällig hob er seine Nase ein Stück höher in die Luft. Er setzte sich zu Pansy Parkinson, Blaise Zabini, Crabbe und Goyle. Sie begannen zu tuscheln und sahen dabei in meine Richtung.
Immer wieder versuchte ich, meinen Blick von ihnen abzuwenden und mein Müsli zu essen, aber Malfoy machte immer wieder eine Bewegung quer über sein Gesicht.
Als er wieder zu dieser Bewegung ansetzte, starrte ich ihm direkt in die Augen. Er bemerkte das, zeigte mit dem Finger auf mich und lachte. Malfoy drehte sich zu Pansy und sagte etwas wie: "Diese hässliche Narbe hat ihr bestimmt ein Professor verpasst, weil sie so dämlich ist!"

In diesem Moment stand ich wuterfüllt auf und ging bedrohlich auf Malfoy zu.
"Ooooooh, schaut, da wird Parker aber böse!"
Noch bevor ich etwas tun konnte, zog Malfoy seinen Zauberstab und sah mich herausfordernd an.
"Na los! In einem Duell könnte ich dir noch ein paar Narben hinzufügen...", lachte er.
"Glaub ja nicht, dass du eine Chance gegen mich hättest", knurrte ich und erhob meinen Stab.
Wir verbeugten uns, gemäß der Duellierungsvorschriften.
"Expelliarmus!"
"Protego!", ich wich einen Schritt zur Seite aus.
Um uns herum hatte sich bereits eine große Traube gebildet.
"Densaugeo!", rief ich und traf mitten in Malfoys Gesicht. Seine Schneidezähne begannen sofort zu wachsen.
Diesen Fluch ließ er nicht auf sich sitzen und warf mir den Incarcerus-Fluch entgegen, den ich jedoch geschickt abblockte. Direkt danach wollte er einen Expulso-Zauber auf den Boden vor mir feuern, doch er wurde von jemand anderem entwaffnet.

Sein Zauberstab flog durch die Luft und landete in Professor McGonagalls Hand. Die Leute, die um uns herum standen, hatten einen Gang freigemacht, sodass McGonagall, gefolgt von einem erzürnten Snape und einem sehr müde und verwirrt dreinblickenden Remus, zu uns gelangen konnte.
"Was ist hier passiert? Miss Parker, Mister Malfoy, wenn Sie sich bitte erklären würden?", McGonagall war sichtlich aufgebracht und verlangte sofort eine vernünftige Antwort. Malfoy stand zitternd, wie ein misshandelter Straßenhund da.
"Professor, er hat mich wegen meiner Narbe aufgezogen und ich bin wütend geworden. Daraufhin forderte er mich zum Duell auf...", bedrückt blickte ich erst in das Gesicht der Verwandlungslehrerin, dann in das besorgte Gesicht von Remus.
Entschuldigend fügte ich hinzu: "Es tut mir wirklich außerordentlich leid, was hier passiert ist. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist, mich mit diesem Drittklässler mitten in der großen Halle zu duellieren. Ich war einfach so wütend, Professor McGonagall..."

Ihre faltige Stirn zog sich zusammen und ihre Lippen kräuselten sich. "Die Entscheidung über die Strafe werde ich Ihrem Hauslehrer überlassen, Miss Parker. Seien Sie nur sicher, dass Sie beiden, sofort von der Schule verwiesen werden, sollte so etwas nochmal vorfallen!", bei ihrem letzten Satz schaute die Professorin Malfoy ganz besonders böse an. Dann scheuchte sie die restlichen Schüler weg, während Malfoy, Snape, Remus und ich in den Flur vor der Halle gingen.

"Was fällt Ihnen eigentlich ein?!", bellte Snape vorwurfsvoll.
"70 Punkte Abzug für beide von euch! Und Nachsitzen, bis zum Ende des Schuljahres!"
"A-aber Professor Snape, ich-"
"Es ist mir egal, Mister Malfoy, ob sie bereits bei Professor Lupin nachsitzen müssen, Sie erscheinen trotzdem bei mir!", schrie Snape den blonden Jungen an.
"Und was Sie angeht, Miss Parker-"
Remus unterbrach Snape: "Professor, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Miss Parker bei ihren Stunden gerne betreuen. Ich habe noch einige Aufgaben, die dringend erledigt werden müssten." Er lächelte.
Snape drehte sich um und wehte bereits zurück in die Kerker. Er sagte noch etwas wie, es sei ihm sehr recht, dass Remus ihm eine Schülerin abnimmt und dass er eigentlich eh keine Zeit für solchen Quatsch hätte. Schon war er verschwunden und Remus nahm mich mit in sein Büro.

"Amber, ich liebe dich zwar über alles, aber dreh bitte nie wieder so durch. Ich rette dir den Arsch nicht noch einmal vor einem so wütenden Snape!", predigte er, als die Tür gerade verschlossen war.
Beschämt sah ich zum Boden und bewegte meinen Fuß unruhig hin und her.
"Amber?", hakte Remus eindringlich nach und legte seine Hand auf meine Schulter.
Ich nickte nur. Remus fragte mich über diese Situation aus und ich wusste, dass ich ihm von Anfang an die Wahrheit erzählen musste. Nachdem ich fertig war, sah er mich besorgt an.
Langsam begann ich zu weinen. Es war zu viel für mich. All der Stress, die überflüssigen Gedanken und die Ereignisse der letzten Monate übermannten mich. Remus zog mich in eine feste Umarmung, meine Tränen flossen gegen den Stoff seines Umhangs.
"Shh, Kleines. Es ist alles gut." Er strich mir tröstend über den Hinterkopf.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Wir schreckten hoch, kurz danach ging die Tür auf. Professor McGonagall und Professor Dumbledore traten ein. Schnell wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und verschränkte gekränkt die Arme vor dem Bauch. Dumbledore lächelte mich mild an und schaute dabei über seine Halbmondförmige Brille.
Remus sah beide fragend an.
Dumbledore sah durch ihn hindurch und begann mich anzusprechen.

"Amber, wieso hast du das getan?"
"Professor Dumbledore, Sie wissen doch, dass der Professor", ich sah zu Remus rüber, "und ich uns sehr nahe stehen... Mister Malfoy versucht, Gerüchte über uns zu verbreiten, hat mir heute morgen eine Drohung per Eule zukommen lassen und mich beim Frühstück angestachelt.
Er hat auf meine Narbe angespielt und dabei habe ich mich unglaublich verletzt und angegriffen gefühlt. Ich konnte meine Gefühle nicht zurückhalten und bin nach seiner Aufforderung zum Duell geplatzt."
Ich musste einmal tief Luft holen. Dumbledore wartete einen Moment, bis McGonagall die Stille unterbrach.
"Wie meinen Sie das? Professor Lupin und Sie ständen sich nahe?", fragte sie verwundert. Hilfesuchend sah ich erst Remus und dann Dumbledore an.
Remus ergriff das Wort: "Minerva, Amber und ich sind... ein Paar. Und ihre Narbe kommt nicht von ungefähr. Sie wurde nicht einfach von einem Dementor angegriffen, ich habe dieses Mädchen entstellt. Es ist einzig und allein meine Schuld. Ich hätte sie niemals so nahe an mich heran lassen dürfen. Das alles wäre nicht passiert, hätte ich meine Gefühle nicht zugelassen."
Es tat weh, diese Worte von Remus zu hören und das bemerkte er auch. Hastig legte er sanft seinen Arm um mich und fügte hinzu: "Auch wenn die geschehenen Dinge falsch waren und Personen in Gefahr gebracht worden sind, ich liebe dieses Mädchen immernoch und egal was passiert, ich werde nicht von ihrer Seite weichen!"

Professor Dumbledore lächelte weiterhin mild über seine Brille hinweg und schwieg, während sich McGonagalls Kinn herunter klappte. Ungläubig sah sie abwechselnd Remus und mich an. Nach ungefähr einer Minute schien sie sich gefangen zu haben.
"Wie viele wissen davon?", fragte sie an Dumbledore gewandt.
"Poppy, Du und ich. Ich habe mit ihrer Beziehung kein Problem, die Liebe macht, was sie will", antwortete er ruhig.
Die drei Professoren unterhielten sich noch eine Weile und entschieden darüber, wie sie die anderen Schüler von dieser Situation fernhalten, um sie zu entschärfen. Ich saß währenddessen an Remus' Pult und kritzelte mit seiner Feder auf einem Stück Pergament herum.

"Professor?" (Remus Lupin Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt