Kapitel 12

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Der nächste Morgen begann schon relativ früh für mich. Nach gerade einmal fünf Stunden Schlaf wurde ich von Remus mit einem sanften Kuss geweckt.
"Du solltest heute wenigstens zu den Mahlzeiten in der großen Halle gehen.. Aber vorher solltest du kurz in deinen Schlafsaal...", meinte er verschlafen und strich durch meine zerzausten Haare.
Als ich mich zu ihm umdrehte sah ich, dass seine nicht besser aussahen.
"Du solltest dich auch fertig machen", erwiderte ich grinsend und stand auf.
Schnell zog ich mir meine Klamotten vom Vortag an und versteckte meinen Pyjama unter meinem Mantel.
"Bis nachher!", rief ich, als ich zur Tür hinaus ging und dann rannte ich über einen wenig genutzten Gang zu den Kerkern.
Ohne einem anderen Schüler über den Weg zu laufen, gelangte ich zum Gemeinschaftsraum der Slytherins.

In meinem Schlafsaal saß meine Schwester Serina auf dem Bett und starrte mich ungläubig an.
"Wo. Zum. Teufel. Warst. Du. Den. Ganzen. Tag?!", rief sie und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Bei Lupin?", fragte ich, mit einem gespielt unwissenden Unterton.
Sie schüttelte den Kopf.
"Sag bloß du hast bei ihm geschlafen?"
"Schuldig."
"Na ja... solange du nicht mit ihm geschlafen hast, ist ja alles okay."
Mit hochrotem Kopf guckte ich weg und versuchte mich an ihrem Bett vorbei in Richtung Bad zu schlängeln.
"Amber, du erzählst mir doch wohl nicht gerade, dass du mit unserem Lehrer geschlafen hast, oder?", sagte sie ein bisschen zu Laut für meinen Geschmack.
"Ähm... Serina. Ich habe es, ja, und außerdem ist er nicht nur unser Lehrer, sondern auch der Partner deiner Schwester", erklärte ich ihr schnippisch.
Sie schaute mich verwirrt und amüsiert-angewidert an.
"Ist ja ekelig. Meine Schwester macht sich an unseren Lehrer ran..."
Ich streckte ihr die Zunge raus und ging ins Bad.

Nachdem ich fertig war, lief ich zurück in den Schlafsaal um mich anzuziehen.
Dann machten Serina und ich uns auf den Weg in die große Halle zum Frühstück. Kurz nach uns ging die Tür erneut auf und Lupin trat ein. Unauffällig lächelte ich ihn an und er lächelte zurück und lief weiter zum Lehrertisch.
Während des ganzen Frühstücks starrte ich immer wieder zum Lehrertisch und traf immer wieder auch auf Lupins Blick.
Er sah ziemlich müde aus.
Heute war der letzte freie Tag. Ab morgen ging der Unterricht wieder los.
Als das Frühstück beendet war, lief ich hoch in die Bibliothek, nahm mir ein Buch über Zaubertränke und setzte mich an einen Fensterplatz.
Ich blätterte in dem Buch herum, schaute mir verschiedene Zaubertrankrezepte an und starrte hin und wieder geistesabwesend aus dem Fenster.
Viele Schüler nutzten den freien Tag, um einen Spaziergang zu machen oder um Zauberschach zu spielen.
In der Bibliothek saßen außer mir nur Granger, ein paar andere Gryffindors und drei Hufflepuffs, welche die Nase in eine Pergamentrolle steckten.

Seufzend stand ich auf und stellte das Buch zurück in den Schrank. Ich holte meinen Mantel aus den Kerkern und ging nach draußen. Mein Weg führte mich zu einer Bank am Rand des großen Sees. Nachdem ich mich setzte, schnippste ich gedankenverloren hin und wieder einen Stein über das Wasser. Währenddessen begann ich eine leise Melodie zu summen.
"Hey, du..", sagte eine sanfte, tiefe Stimme hinter mir. Daraufhin drehte ich mich um und blickte in das Gesicht eines lächelnden Remus, der seine Hände in den Taschen seines Mantels hielt.
"Hast du noch Platz für mich?", fragte er und stand nun neben mir.
Ich rutschte ein Stück zur Seite, sodass Remus sich setzen konnte. Er legte ein Bein über das andere und sein linker Arm lehnte auf der Lehne der Bank.
Mein Blick war nach unten gerichtet und meine Unterarme stützen sich auf meinen Oberschenkeln ab.
"Amber? Hast du etwas?"
"Nein."
Obwohl ich ihn nicht ansah, spürte ich den besorgten Blick auf mir brennen.
"Also, ich weiß es nicht. Ich denke, ich hab einfach nur einen schlechten Tag erwischt?", versuchte ich mich zu erklären.
Remus legte seine Hand auf meinen Rücken.
Schwer atmete ich aus.
Dann richtete ich meinen Kopf nach oben und schaute in Remus wirklich besorgte Augen. Er sah ein bisschen aus, wie ein Welpe, der nach Essen bettelt.

"Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Es ist alles okay."
"Ich mache mir aber Sorgen um dich. Komm, wir gehen uns aufwärmen", meinte er und nahm meine Hand. Diese ließ er allerdings los, als wir in der Nähe des Schlosses waren. Leise folgte ich ihm bis in sein Büro.
Es dauerte nicht lange, und es klopfte eine weitere Person an der Tür.
"Herein?", rief Remus.
Ein grimmig dreinschauender Snape trat ein, eine kleine Flasche in der Hand. Er übergab sie Lupin und drehte sich wortlos auf dem Absatz um.
Anscheindend bemerkte er meine Anwesenheit erst jetzt. Er stockte und starrte mich an.
"Was machen Sie denn hier, Miss Parker?", hallte seine kühle Stimme durch den Raum.
"Pro-...Professor Lupin hatte uns eine Hausaufgabe über Weihnachten aufgegeben und ich hatte nun eine Frage zu dieser", antwortete ich ihm schnell. Vermutlich ein wenig zu schnell. Misstrauisch guckend setzte er sich wieder in Bewegung.
"Ich behalte sie beiden im Auge, Parker!", zischte er im Vorbeigehen.
"Oh Professor, machen Sie sich nicht die Mühe", grummelte ich, als die Tür bereits wieder geschlossen war.

Remus starrte auf einen Kalender an der Wand. Der morgige Tag war rot eingekreist. "Deswegen sahst du heute so müde aus?", fragte ich und ging auf ihn zu.
"Die Tage vor und nach Vollmond kann ich kaum beziehungsweise nur sehr schlecht schlafen... Angst und bereits einsetzende Schmerzen."
"Das muss unfassbar schrecklich für dich sein...", sagte ich mitfühlend und griff nach seinem Arm.
"Und genau das ist der Grund, weswegen du dich in diesen Nächten in den Kerkern aufhalten sollst. Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn ich dir wehtue."
Er seufzte.
Nach ein paar Minuten des peinlichen Schweigens entschied ich, zurück zu meiner Schwester zu gehen.
"Wir sehen uns morgen, oder?", fragte ich Remus leise.
"Du hast morgen Unterricht bei mir. Also natürlich. Und... wenn du willst kannst du übermorgen nach dem Unterricht zu mir..", meinte er irgendwie niedergeschlagen und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn.

Ich machte mich zurück auf den Weg in die Kerker. Der Gemeinschaftsraum der Slytherins war voll mit Schülern, die noch die letzten Hausaufgaben der Weihnachtsferien erledigten. Auch ich musste noch einen kurzen Aufsatz für Zauberkunst schreiben und holte meine Feder und eine Rolle Pergament aus meinem Schlafsaal. Damit setzte ich mich auf einen der Sessel und begann zu schreiben. Professor Flitwick verlangte ungefähr eine halbe Seite über einen Zauber, der Tierwesen fliegen ließ. Es dauerte nicht lang, bis ich mit dem Aufsatz fertig war.
Ich unterhielt mich noch ein wenig mit Schülern aus meinem Jahrgang, bis ich relativ früh ins Bett ging.

"Professor?" (Remus Lupin Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt