Kapitel 26

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Die Wochen vergingen. Langsam spürte ich, dass etwas in mir heranwuchs. Äußerlich sah man kaum eine Veränderung. Ich hatte innerhalb der letzten Tage mein Brautkleid besorgt und die letzten Vorbereitungen für den großen Tag getroffen. Heute war es soweit. Dumbledore hatte mich zuerst nach Hogwarts geholt, in die Nähe von Hagrids Hütte, in der ich später fertig gemacht wurde. Auf der Wiese stand ein weißer Pavillon mit ein paar wenigen, geschmückten Stühlen.

Gerade als ich in mein Brautkleid schlüpfte und die letzten Handgriffe an mir erledigte, kamen mein Vater und Serina herein. Ich war überglücklich, beide hier zu sehen.
"Du siehst umwerfend aus!", rief meine Schwester und umarmte mich.
Mein Vater wurde jetzt schon emotional und wischte sich eine Träne weg. Ich sah aus dem Fenster. Die paar Gäste saßen bereits auf den Stühlen, Dumbledore und Remus standen unter dem Pavillon. Remus sah sehr aufgeregt aus. Serina verließ uns, um sich auf ihren Platz zu setzen.

"Bereit?", fragte ich meinen Vater und er nickte. Also gingen wir hinaus, direkt auf den Pavillon zu. Remus wippte nervös auf und ab, seine Augen funkelten, als er mich sah. Dumbledore schaute erwartungsvoll über seine Halbmondförmige Brille, er freute sich, uns trauen zu dürfen.
Mein Vater übergab mich quasi an Remus und sie schüttelten sich die Hand.
Remus und ich sahen uns tief in die Augen. Dumbledore begann zu sprechen.
Das typische Hochzeitsgerede eben.
Wir beide antworteten natürlich mit 'Ja'.
"Na dann... Remus, du darfst deine Frau nun küssen", Dumbledore lächelte mild.
Remus legte seine Hände um mein Gesicht und verwickelte mich in einen langen, sehr innigen Kuss.
Unsere Gäste klatschten und ich hörte meine Schwester schniefen. Auch Hagrid trötete in sein Taschentuch.
Remus' Augen waren glasig.
Wenige Augenblicke später kamen sie nacheinander nach vorn, um uns zu gratulieren und Geschenke zu überreichen. Die meisten gaben uns Geld.
Nur Sirius hatte sich etwas außergewöhnliches einfallen lassen. Er zog einen Schrumpfkopf aus seinem Festumhang. Auf seinen Befehl hin wackelte der kleine Kopf und über Remus regnete es Galleonen und Sickel.

Sirius lachte frech und auch Remus war amüsiert über den kleinen Streich seines besten Freundes. Dumbledore schwang seinen Stab und sofort erschienen Tische, Stühle und Essen. Genau so leckeres Essen, wie es in Hogwarts gab. Alle setzten sich, aßen, tranken und redeten miteinander. Remus und ich schauten uns immer wieder glücklich an. Unsere Eheringe schimmerten im Licht der untergehenden Sonne.
Als es dunkel wurde feierten wir ausgelassen in unserer winzigen Gesellschaft. Stundenlang tanzten und lachten wir gemeinsam. Spät in der Nacht lagen Remus und ich endlich Zuhause in unserem Bett. Irgendwie fühlte es sich irreal an. Endlich war ich mit dem Mann meiner Träume verheiratet. Wir waren unserem Happy End so nah wie noch nie. Ich starrte durch das kleine Fenster in der Dachschräge. Morgen war Vollmond. Ich drehte mich zum bereits schlafenden Remus. Er war ziemlich unruhig und bewegte sich viel. Die Schmerzen vor der Verwandlung setzten schon ein. Ich kuschelte mich vorsichtig an ihn und er stieß einen tiefen Seufzer aus.

In dieser Nacht schlief ich kaum. Immer wieder wurde ich durch meinen zappelnden Mann wach. Deshalb stand ich schon früh auf, um Frühstück zu machen. Als ich fast fertig war, kam Remus verschlafen runter. Er hatte ziemlich dunkle Augenringe und es schien, als seien ihm über Nacht ein paar neue graue Haare gewachsen. Ich hatte ihm zusammen mit seinem Kaffee ein Glas mit einer bläulichen Flüssigkeit hingestellt. Wolfsbanntrank, ich hatte ihn selber gebraut, nachdem ich mir das Wissen darüber angelesen hatte.
"Wo hast du den her?", fragte Remus verschlafen und zeigte auf den Trank.
"Ist ein Geheimnis", antwortete ich zuckersüß und schob ihn zu seinem Stuhl.
Schulterzuckend leerte er das Glas in einem Zug.
"Amber, damit wir uns verstehen: Du bleibst heute Abend oben im Schlafzimmer, während ich im Keller bleibe. Egal wie viel Krach ich mache, du bleibst oben", Remus setzte einen ernsten Blick auf um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Ich nickte. Auch wenn ich eigentlich bei ihm sein wollte. Der Tag ging ziemlich schnell vorbei. Remus hatte am Abend sichtlich Schmerzen und schleppte sich in unseren kleinen Kellerraum.
Ich begab mich nach oben, so wie Remus es mir gesagt hatte.
Mein Kopf machte mich beinahe verrückt, weil ich mir Sorgen um Remus machte. Seinen Schmerz konnte ich zwar nicht fühlen, aber ich wusste, wie sehr er sich dafür schämte und hasste.

Ich musste versuchen mich abzulenken und kramte meinen Zauberstab hervor. Das kleine Schlafzimmer war in Dunkelheit gehüllt. Nur der Vollmond warf sein silbernes Licht durch das Fenster. Tief atmete ich durch und konzentrierte mich.
"Expecto Patronum!"
Tatsächlich schaffte ich es, einen blau schimmernden Nebel zu erschaffen. Das erste Mal nach diesem Unfall bekam ich es hin. Freude breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Motiviert probierte ich es gleich noch einmal. Aus meiner Zauberstabspitze entstand wieder blauer Nebel, der sich nach wenigen Sekunden zu einer festen Gestalt entwickelte. Der zierliche Wolf tänzelte endlich wieder um mich herum. Ich streckte meine Hand nach ihm aus. Er lief in meine Richtung und verblasste langsam wieder.
Erleichtert schmiss ich mich ins Bett. Endlich hatte ich das Gefühl, wieder etwas erreicht zu haben.
Ich spielte ungefähr die ganze Nacht mit meinem Patronus herum, übte den Zauber.

Langsam ging die Sonne auf und ich machte mich auf den Weg nach unten. Gerade als ich den Blick auf die Kellertür richtete, polterte Remus erschöpft die Treppe wieder hoch. Ich rannte zu ihm.
"Hi, na du?", Remus sah richtig krank aus und war wackelig auf den Beinen. In seinem Gesicht war eine blutende Wunde zu sehen.
"Episkey", flüsterte ich und hielt Remus meinen Zauberstab an die Wange. Die Wunde verschloss sich sofort.
"Danke", murmelte Remus und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Schau mal...", meinte ich nach einer kurzen Pause und schwang erneut meinen Stab, "Expecto Patronum!"
Der Wolf schoss sofort hervor und hüpfte um meinen Mann herum. Er lächelte schwach und lobte mich. Dann fragte er mich, an was ich dachte um den Zauber auszuführen.
"Das Gesamte der letzten Wochen..", meinte ich schulterzuckend und Remus lächelte ein wenig mehr.

"Professor?" (Remus Lupin Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt