Kapitel 9

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In den nächsten Wochen trafen Remus und ich uns beinahe täglich nach dem Unterricht und an den Wochenenden. Nun war es kurz vor Weihnachten und die meisten Schüler verließen Hogwarts, um das Fest mit ihrer Familie zu feiern. Serina und ich blieben aber wie jedes Jahr hier, zusammen mit den Lehrern und einigen wenigen Schülern. Die Ferien hatten gerade erst angefangen und Remus hielt es für die perfekte Zeit, den ganzen Tag miteinander zu verbringen. Es waren immerhin kaum Schüler da, die mein Fehlen hätten bemerken können. So saß ich am ersten Tag die ganze Zeit in seinem Büro auf einem Sofa vor dem Kamin, an ihn gekuschelt und mit viel heißer Schokolade. Meinen Kopf hatte ich an seine Schulter gelehnt und irgendwann schloss ich meine Augen.

Nach einiger Zeit spürte ich, wie er an meinen Haaren herumspielte. Remus hatte sich eine dünne Strähne genommen, drehte diese ein, strich sie mir mal hinters Ohr, nahm sie dann direkt wieder weg und drehte sie in die andere Richtung. Langsam machte ich meine Augen auf und murmelte:"Lass das... Meine Haare verfilzen dadurch noch."
Belustigt wiederholte Remus meinen Satz und drehte eine andere Strähne ein.
Seufzend sah ich ihn an.
"Zauberwort?", sagte er.
"Hmm... Crucio? Wo ist mein Zauberstab bloß?", meinte ich extra stumpf und Remus' Mundwinkel verzogen sich erst nach unten und dann nach oben, in ein breites Grinsen.
"Das würdest du nicht machen!", rief er empört und lachte dabei.
"Und wenn doch?", antwortete ich frech.
"Dann würdest du hier nie mehr sitzen dürfen."
"Okay. Du hast mich. Könntest du bitte aufhören an meinen Haaren zu spielen?", fragte ich ihn ganz lieb.
Lächelnd legte er einen Arm um mich, nickte und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

"Was wünscht du dir eigentlich zu Weihnachten?", wollte er plötzlich nach einiger Zeit wissen.
"Seit meinem zweiten Jahr in Hogwarts wünschen meine Schwester und ich uns nichts mehr. Im ersten Jahr haben wir nach einem Weihnachtswunsch einen dicken, peinlichen Heuler von unserer Mutter zurückbekommen, von wegen wir seinen nun alt genug und bräuchten keine Geschenke mehr. Wir schenken uns nur gegenseitig ein paar Süßigkeiten. Ich hoffe das beantwortet deine Frage?", antwortete ich.
"Wow... als ich noch Schüler war, habe ich jedes Jahr ein großes Paket voller Geschenke von meinen Eltern bekommen. Wie selbstverständlich. Es waren zwar keine Dinge von hohem Wert, aber es war immer eine nette Aufmerksamkeit."
"Du weißt doch wie meine Mutter ist...", meinte ich etwas bedrückt.
Er gab ein zustimmendes, nachdenkliches Geräusch von sich und strich sanft über meine Haare.

Langsam wurde es dunkel.
"Wir sollten runter zum Abendessen gehen...", sagte ich und stand auf.
"Geh du nur, ich komme in zwei Minuten nach. Damit es nicht so auffällt", zwinkerte er mir zu und ich verließ den Raum.
Unten am Tisch saß bereits meine Schwester und wir fingen an zu essen.
Als wir fertig waren, tauschte ich kurz einen Blick mit Remus und lief aus der großen Halle. Vor der Tür wartete ich kurz auf ihn. Mit ihm zusammen ging ich wieder hoch in sein Büro. Kurz bevor wir ankamen, blieb ich stehen, da etwas von der Decke rieselte. Remus sah ebenfalls nach oben.

"Du kennst doch den Brauch der Muggel, oder?", fragte ich ihn, als ich erkannte, was da an der Decke war.
"Welchen Brauch?"
"Der mit dem Mistelzweig? Und den zwei Personen unter ihm?"
Er nickte breit grinsend.
Über uns war gerade, in dem Moment wo wir dort entlangliefen, ein Mistelzweig gewachsen und Wassertropfen fielen herab.
Remus trat ein Stück näher zu mir, legte seine Hände auf meine Hüfte und zog mich an sich heran. Vorsichtig schlang er einen Arm hinter meinem Rücken entlang und platzierte seine Hand an meinem Hinterkopf. Dann drückte er mich immer weiter zu sich und verwickelte meine Lippen in einen langen, intensiven Kuss.
Als wir uns von einander lösten, konnte ich nichts anderes tun, als zu lächeln. Ich sah hoch in seine Augen und auch er hatte ein breites Lächeln im Gesicht.

Plötzlich hörten wir Schritte den Gang entlang kommen, kleine, leichte Schritte, die sich nach Schuhen mit Absätzen anhörten. Remus zog mich an meinem Arm in sein Büro, welches nicht mehr weit entfernt war. Vorsichtig schaute ich durch den noch offenen Türspalt und sah Professor McGonagall direkt an der Tür vorbei laufen. Kurz darauf hielt sie inne, um nach oben zu sehen. Sie beobachtete, genau wie ich, den Mistelzweig, unter dem Remus und ich uns vor wenigen Augenblicken küssten, wie dieser mit einem leisen Rascheln in der Decke verschwand. McGonagall starrte noch ein paar Sekunden lang hoch, lief dann etwas langsamer weiter.

"Professor?" (Remus Lupin Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt