Mal wieder weckte Serina mich unsanft.
"Aufstehen, Amber! Wir haben gleich Zauberkunst!", rief sie und zog mir die Bettdecke weg. Müde rieb ich mir die Augen und gähnte immer wieder, während ich mich für den Tag fertig machte.
Ich schnappte mir meine Tasche und lief mit Serina in die große Halle, um zu Frühstücken. Dort angekommen, blickte ich sofort einmal zum Lehrertisch. Remus saß bereits dort und biss lustlos von seinem Toast ab. Er sah noch viel müder aus als gestern.Zwei Stunden später gingen Serina und ich seufzend aus dem Klassenraum für Zauberkunst.
"Wieso müssen wir für die Prüfungen so unglaublich viel lernen?", stöhnte Serina und ließ die Schultern hängen.
"Ich weiß es nicht...", erwiderte ich nicht mehr motiviert und schlurfte den Gang entlang. Flitwick hatte uns alle Themen für die UTZ-Prüfungen genannt und ich war absolut nicht sicher, ob ich in all meinen belegten Fächern den Stoff wiederholen könnte. Für Zaubertränke, Verwandlungen und Verteidigung gegen die dunklen Künste muss ich nämlich auf jeden Fall auch lernen, falls ich ein Auror werden will. Kräuterkunde, Astronomie und Alte Runen standen nicht ganz oben bei meinen Prioritäten, aber auch dort wollte ich mich anstrengen, damit mein UTZ-Schnitt gut aussieht. Mindestens fünf 'Ohnegleichen' wollte ich auf meinem Abschlusszeugnis sehen.Auf meinem Stundenplan stand nun Alte Runen, während Serina Arithmantik hatte. Professor Babbling erzählte uns, welche Lektionen der Runen wir am besten wiederholen sollten und gab uns gleich einige Übungsaufgaben für den Unterricht, die wir später beenden sollten. Alte Runen machte mich immer unfassbar fertig, weswegen ich mich nach dem Mittagessen auf neunzig Minuten "Unterricht bei Schatzi" freute. Serina hatte diesen unglaublich dämlichen Spitznamen beim Essen erfunden und kicherte den ganzen Weg zum Klassenzimmer über ihren eigenen Witz.
Dezent genervt stieß ich die Tür mit meinem Fuß auf und meine Schwester folgte mir, während sie Geräusche, die denen eines Huhns ähnlich waren, von sich gab.Wir waren mal wieder die ersten Schüler, die in den Raum eintraten und Remus drehte sich um.
"Guten Tag, Professor Lupin!", sang meine Schwester fröhlich, als er uns ansah.
Halblaut fügte ich hinzu: "Ich weiß auch nicht, welchen Bewusstseinsverändernden Trank sie zu sich genommen hat...", und stellte meine Tasche neben den Stuhl, auf dem ich für gewöhnlich saß, und ließ mich auf diesen sinken.
Remus lächelte mir zu und schüttelte leicht den Kopf, wegen meiner sehr aufgedrehten Schwester.
Als alle anderen Schüler ebenfalls auf ihren Plätzen saßen, begann Remus zu reden.
"Ich werde euch die genaue Liste, mit den Dingen, die ihr für die UTZ-Prüfung lernen, müsst per Vertrauensschüler zukommen lassen. Wir wollen eure Federn ja nicht zu sehr beanspruchen. Heute wollen wir uns einmal mit der Gefolgschaft von dem, dessen Name nicht genannt werden darf, befassen. Diese Stunde wird leider etwas trockener, dafür gibt es in der nächsten mehr Praxis."Er begann, etwas an die Tafel zu zeichnen, erzählte unterdessen etwas zu den Todessern, die dem dunklen Lord dienen, und ging dabei sehr auf die grausamen Details ein. Folterrungen, skrupellose Morde und Imperio-Flüche.
Seine Stunde endete mit den Worten: "Beim nächsten Mal, will ich euch eine Taktik beibringen, sich gegen solche Flüche zu schützen..."
Kurz darauf begann das große Kramen. Meine Mitschüler packten Pergament, Federn und Tintenfässer in ihre Taschen zurück. Ich ließ mir wie immer viel Zeit dabei und Serina stand auf, als ich mein Tintenfass in die Tasche gleiten ließ.
Die meisten verließen nun den Raum."Amber, beeil dich bitte. Ich möchte die Hausaufgaben vor dem Abendessen fertig machen!", quengelte Serina und sah mich vorwurfsvoll an.
"Ja... ja ich mach schon..", meinte ich, mit einem fragenden Blick zu Remus.
Dieser schaute mich an, als wenn er sagen wollen würde, dass wir uns nachher noch sähen und nickte leicht.
Seufzend hob ich meine Tasche auf die Schulter und drehte mich kurz vor dem Rausgehen noch einmal um. Remus warf mir einen Luftkuss zu.
Errötet lief ich meiner Schwester in die Bibliothek hinterher.Wir suchten uns einen Tisch am Fenster und holten unsere Bücher heraus. In meinem Arithmantik Buch gab es eine Doppelseite, welche ich noch nicht kannte, also brachte ich mir ihren Inhalt innerhalb der nächsten Stunden selbst bei. Immer wieder stellte Serina mir Fragen zu Zaubertränken, welche ich nur halbherzig beantwortete.
Ich wollte zu Remus. Unbedingt.
Die Zeit verging wie im Flug und es begann zu dämmern.
Wir aßen zu Abend und zogen uns einige Zeit in den Gemeinschaftsraum zurück. Gegen neun Uhr abends stupste ich Serina an.
"Ich gehe noch zu Remus... such bitte nicht nach mir", flüsterte ich und stand auf.Das ungewöhnlich helle Mondlicht warf beunruhigende Schatten in die Korridore des Schlosses. Leise, aber schnell schlich ich mich zu Remus' Büro.
Ich klopfte an. Keine Reaktion.
Mein Versuch die Tür zu öffnen, war auch nicht von Erfolg gekrönt.
"Remus?", flüsterte ich gegen die Tür. Ebenfalls keine Antwort.
Ich zog nun meinen Zauberstab.
"Alohomora!"
Ein Knacken im Schloss. Ich trat ein.
Aus einer Ecke hinter dem Schreibtisch konnte ich ein tiefes Brummen vernehmen.
Mein Herz klopfte wie verrückt und ich traute mich nicht, etwas zu sagen.
Ich bewegte mich näher auf dieses Brummen zu, bis es sich direkt vor mir befand.
Das Büro war stockfinster.
"Lumos!", sagte ich und mein Zauberstab erhellte den Raum.
Ich blickte direkt in ein gelbes Augenpaar.Vor mir erhob sich bedrohlich ein großes Tier. Ungefähr zwei Meter groß. Wolfsähnlich.
Ein Werwolf.
Es war Vollmond. Erst jetzt realisierte ich diesen Fakt.
Vollmond. Und ich stand gerade vor nicht irgendeinem Werwolf, sondern vor Remus.
Erschrocken trat ich einen Schritt zurück.
"R-remus... bitte, tu mir nichts... d-du weißt doch wer ich bin?", stammelte ich, als er seinen Kopf zu mir herunter beugte.
In seinen Augen lag ein undefinierbarer Ausdruck.
Mir schien es, als würde Remus' gesunder Verstand gegen die Verlangen des Monsters ankämpfen.
"Ich-"
Er öffnete sein Maul. Seine langen, scharfen Zähne blitzten und er heulte.
Ich wich schnell einige Schritte zurück. Fast hatte ich die Tür im Rücken. Gerade als ich mich umdrehen wollte, erwischte mich etwas Spitzes. Vor Schmerz schrie ich auf und landete auf dem Boden.
"Remus! Remus, du bist kein Monster! Du weißt wer ich bin!", rief ich verzweifelt unter Tränen und sah ihn an. Meinen Zauberstab fest umklammert.
Er kam auf mich zu. Jaulend, stockend. Ich wusste, er wollte das alles genau so wenig wie ich.
Ich richtete meinen Zauberstab auf ihn.
"Es tut mir leid", schluchzte ich und rief danach: "Petrificus Totalus!"
Verfehlt, den Zauberstab im letzten Moment abgewandt.
Dann traf mich eine Pranke im Gesicht.
Alles wurde schwarz.
DU LIEST GERADE
"Professor?" (Remus Lupin Fanfiction)
FanfictionAmber Parker hatte ihr letztes Jahr in Hogwarts begonnen. Es kommt, wie es kommen musste: Sie verliebte sich in ihren neuen Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste: Remus John Lupin. Die Rechte der Charaktere der Harry Potter Reihe liegen be...